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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Talkenstein; Talkerde; Talkhydrāt; Talkschiefer; Talkspat; Tallahássee; Tallart; Talleyrand; Talleyrand-Périgord

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Talkenstein - Talleyrand-Périgord

stein (s. d.) genannten Varietäten dicht und undurchsichtig sind. Der T. besteht aus etwa 63 Proz. Kieselsäure, 32 Magnesia, 5 Wasser, entsprechend der Formel H2Mg3Si4O12 ^[H<sub>2</sub>Mg<sub>3</sub>Si<sub>4</sub>O<sub>12</sub>], wobei etwas Magnesia durch Eisenoxydul vertreten wird. Seine Härte ist 1, sein spec. Gewicht 2,5. Als schieferiges, gewöhnlich mit etwas Quarz vermengtes Aggregat bildet er eine Felsart, den sog. Talkschiefer, der hauptsächlich als Glied der obern archäischen Formationen unter anderm in den Schweizer, Tiroler und Salzburger Alpen, in Steiermark und Schweden manche Verbreitung besitzt. Der T. dient zum Polieren, zu Maschinenschmiere und als Substrat der Schminke.

Talkenstein, Ruine bei Löwenberg (s. d.).

Talkerde, Magnesia (s. d. und Magnesiumoxyd).

Talkhydrāt, Mineral, s. Brucit.

Talkschiefer, s. Talk.

Talkspat, Mineral, s. Magnesit.

Tallahássee (spr. -ßih), Hauptstadt des nordamerik. Staates Florida, Eisenbahnknotenpunkt, hat (1890) 2984 E., ein Staatskapitol, West Florida Seminary; Fabrikation von Backsteinen, Eis u. s. w. In der Umgegend Farmen nach Art derer in den Nordstaaten sowie die schöne Wakullaquelle.

Tallart (spr. -ahr), Camille, Graf von, Herzog von Hostun, Marschall von Frankreich, geb. 14. Febr. 1652 in der Dauphiné, kämpfte zuerst in den Niederlanden unter Condé, dann 1674 und 1675 unter Turenne im Elsaß und befehligte 1678 am Rhein als Maréchal de Camp. 1690 verwüstete er den Rheingau. Im Spanischen Erbfolgekriege führte er 1702 ein Korps am Rhein, erhielt 1703 den Marschallstab, nahm Breisach (7. Sept.) und Landau (17. Nov.), nachdem er den zum Entsatz anrückenden Prinzen von Hessen 15. Nov. bei Speyer besiegt hatte. Am 13. Aug. 1704 wurde er vereinigt mit dem Kurfürsten von Bayern bei Höchstädt (s. d.) von dem Prinzen Eugen und Marlborough besiegt und gezwungen die Waffen zu strecken. Der Marschall kam als Kriegsgefangener nach England und blieb dort bis 1712. Nach seiner Rückkehr erhielt er den Herzogstitel und 1715 die Pairswürde. Die Akademie der Wissenschaften erwählte T. 1724 zu ihrem Präsidenten. Nachdem Ludwig ⅩⅤ. ihn 1726 zum Staatsminister ernannt hatte, starb er 20. März 1728 zu Paris.

Talleyrand (spr. tall’ráng), altes franz. Geschlecht, das früher die souveräne Grafschaft Périgord besaß und im 12. Jahrh. den Namen T. annahm. Der alte Stamm ging in langen Streitigkeiten mit der Krone zu Grunde. Die gegenwärtig noch existierende Linie ist von Daniel Marie Anne de T., Fürsten von Chalais, entsprungen, der 1745 bei der Belagerung von Tournay blieb. Dieser hinterließ fünf Söhne, von denen der älteste, Gabriel Marie de T., durch Ludwig ⅩⅤ. die Würde eines Grafen von Périgord zurückerhielt. Der Sohn und Erbe Gabriels war Elie Charles de T., Fürst von Chalais, Herzog von Périgord, der 1814 Pair von Frankreich wurde und 31. Jan. 1829 starb. Mit seinem Enkel Elie Louis Roger starb die erste Linie 1883 aus.

Der zweite Sohn Daniels, Charles Daniel de T., gest. 1788, wurde der Stammvater der Fürsten von T. Sein zweitältester Sohn war Charles Maurice, Fürst von Talleyrand-Périgord (s. d.), der berühmte Diplomat. Dritter Sohn Charles Daniel de T.s war Archembaud Joseph, Fürst von T. Dessen Sohn Alexandre Edmond, Fürst-Herzog von Talleyrand-Périgord, geb. 2. Aug. 1787, vermählte sich 1809 mit Dorothea, der Tochter des Herzogs Peter von Kurland und Sagan (s. Biron), führte seit 1817 den Titel eines Herzogs von Dino, den ihm sein Oheim, der Diplomat, abtrat, erbte 1838 die Güter und Titel eines Herzogs von Talleyrand-Périgord und starb 14. Mai 1872 zu Florenz. Ihm folgte als Haupt des Zweigs sein ältester Sohn Napoleon Louis, Herzog zu Sagan und Herzog von Valençay, geb. 12. März 1811, der bereits 1862 nach dem Tode seiner Mutter das Lehnsfürstentum Sagan in Preußisch-Schlesien erhalten und sich in erster Ehe 1829 mit Prinzessin Anne Luise Alix von Montmorency (geb. 1810, gest. 13. Sept. 1858) vermählt hatte. Dieser Ehe entsprangen eine Tochter und zwei Söhne: Bozon, Prinz von Sagan (geb. 7. Mai 1832), und Adalbert von Talleyrand-Périgord (geb. 20. März 1837), der als Neffe des letzten Herzogs von Montmorency durch Dekret Napoleons Ⅲ. 1864 den Titel eines Herzogs von Montmorency erhielt. Ein zweiter Sohn von Alexandre Edmond aus dessen Ehe mit der Herzogin Dorothea, Alexandre Edmond, Marquis von Talleyrand-Périgord (geb. 15. Dez. 1813, gest. 7. April 1894), durch Cession seines Vaters Herzog von Dino, erhielt nach dem Tode seiner Mutter die Herrschaft Deutsch-Wartenberg in Preußisch-Schlesien. Seine Söhne sind Maurice, Herzog von Dino, geb. 25. Jan. 1843, und Archambauld, Graf von Talleyrand-Périgord, preuß. Major, geb. 25. März 1845.

Daniels vierter Sohn Alexandre Angélique, geb. 18. Okt. 1736, bekannt als Abbé Périgord, erhielt 1777 das Erzbistum Reims und zeigte sich beim Ausbruch der Revolution als Mitglied der Nationalversammlung jeder Reform feindselig. Deshalb wanderte er 1791 aus, lebte lange in Deutschland und begab sich 1804 zu dem nachmaligen König Ludwig ⅩⅧ. nach Mitau, später nach England. Nach der Restauration wurde er Pair, 1817 Erzbischof von Paris und Kardinal. Er übte auf die Gestaltung der kirchlichen Verhältnisse viel Einfluß und starb 20. Okt. 1821.

Talleyrand-Périgord (spr. tall’ráng -gohr), Charles Maurice, Herzog von, Fürst von Benevent, Herzog von Dino, franz. Diplomat, wurde 13. Febr. 1754 zu Paris geboren und widmete sich dem geistlichen Stande, weil ihn ein Klumpfuß zur militär. Carrière untauglich machte. Seine Verbindungen verschafften ihm bald reiche Abteien, 1780 die Stelle eines Generalagenten des franz. Klerus, d. h. eines Verwalters der Kirchenfonds von Frankreich, und 1788 das Bistum von Autun. Schon in der Notabelnversammlung von 1788 und sofort 1789 in den Generalständen trat er für die Forderungen des dritten Standes auf und führte 19. Juni die Majorität des Klerus zur Nationalversammlung hinüber. Unter den Anträgen, die auf ihn zurückgehen, ragt der auf Einziehung der Kirchengüter (10. Okt. 1789) hervor, dem eine Reihe verwandter Beschlüsse folgte. Bei dem Bundesfeste auf dem Marsfelde (14. Juli 1790) las er am Altar des Vaterlandes die Messe. Ohne gerade die Anträge auf die Civilkonstitution des Klerus zu unterstützen, gab er doch seine Zustimmung, leistete den Eid auf sie und trotzte den päpstl. Breven, die dagegen erschienen und von denen eins ihn mit dem Bann belegte. Seit Febr. 1792 Gesandter in London, führte er hier die Geschäfte Frankreichs mit