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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Tapioca; Tapir; Tapisserie; Tapotement; Tapp; Tappert; Taprobane; Tapti; Tapu; Taquary; Tar; Tara; Tarabulus

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Tapioca - Tarabulus (in Syrien)

Tapioca, s. Manihot.

Tapir (Tapĭrus), eine durch ihre allgemeine Bezahnung den Nashörnern nahestehende, aber durch die Form ihrer mit Querjochen versehenen Backzähne sehr eigentümliche Säugetiergattung aus der Ordnung der Dickhäuter, mit ungleichzehigen Füßen, wovon die Mittelzehe die längste ist (Perissodaktylen) und einer beweglichen rüsselartigen Verlängerung der Nase. Wie alle Dickhäuter, gehen die T. gern ins Wasser, wohnen im Dunkel der Urwälder und leben von Pflanzenteilen. Durch ihre Gefräßigkeit schaden sie oft den Pflanzungen. Gefahren entgehen sie leicht durch ihre Vorsicht und Schnelligkeit. Der amerikanische T. oder Anta (Tapirus americanus L.), der im ganzen tropischen Südamerika vorkommt, hat eine schwarzbraune, dünnbehaarte Haut und wird fast 2 m lang und 1 m hoch. Das Jugendkleid der neugeborenen Tiere ist, ähnlich wie bei den Jungen des Wildschweins, sehr bunt durch weiße Flecken und Streifen ausgezeichnet. Die Indianer jagen ihn um seines Fleisches willen, ziehen ihn auch jung als Haustier auf. Das große Verbreitungsgebiet des Anta bewirkt mannigfache Abänderungen und als solche werden wohl die neuern Arten: wolliger oder Andentapir (Tapirus Roulini Fischer) und Bairds T. (Tapirus Bairdii Grey) aufzufassen sein. Der etwas größere schwarze indische oder Schabrackentapir (Tapirus indicus Desmarest; hierzu die Tafel: Schabrackentapir) auf Malaka und den ind. Inseln hat eine einer weißen Satteldecke ähnliche Zeichnung, kommt aber sonst in allem mit dem vorigen überein. Den T. verwandt sind die fossilen Lophiodonten und Paläotherien (s. diese Artikel). In der Gefangenschaft trifft man meist den amerikanischen T., der mit 700-1000 M. das Stück bezahlt wird, sich gut hält und unter geeigneten Verhältnissen zur Fortpflanzung schreitet. Seltener sieht man den Schabrackentapir, der etwa doppelt so hoch wie jener gewertet wird. Als Futter erhalten beide in Wasser gekochten Reis, Weizenkleie und Wiesenheu. Im Winter verlangen beide Arten einen erwärmten Raum.

Tapisserie (frz.), eigentlich die Herstellung von Wandteppichen oder Tapeten (s. d. und Teppiche); gegenwärtig der Inbegriff aller Materialien und Arbeiten zur Herstellung von Stickereien in Kreuzstichen. (S. Stickerei.)

Tapotement (frz., spr. -pot'máng, d. h. Klopfung), s. Massage.

Tapp, Tarok-Tapp oder Tarok, ein in Süddeutschland verbreitetes Kartenspiel, das jedoch von dem eigentlichen Tarok (s. d.) völlig verschieden ist und mit einer Karte von 36 Blättern (As bis Sechs) gespielt wird. Jeder Spieler erhält 11 Karten, die drei übrigen werden verdeckt in den Talon gelegt. Im allgemeinen gelten dieselben Regeln wie beim Skat (s. d.). Coeur ist stets die beste Farbe. Der Gewinner muß 61 Points in seinen Stichen haben.

Tappert, mittelalterliches Kleidungsstück, s. Kostüm nebst Taf. II, Fig. 5.

Tappert, Wilh., Musikschriftsteller, geb. 19. Febr. 1830 in Oberthomaswaldau bei Bunzlau, war mehrere Jahre als Lehrer thätig und ging 1856 nach Berlin, um auf der Neuen Akademie der Tonkunst und bei Dehn Musik zu studieren. 1866 nahm er seinen bleibenden Wohnsitz in Berlin, wo er jetzt als Lehrer der Musikgeschichte an der Neuen Akademie und als Musikreferent wirkt. Durch seine Schriften "Musikalische Studien" (Berl. 1868), "Musik und musikalische Erziehung" (ebd. 1867), "Das Verbot der Quintenparallelen" (Lpz. 1869), durch das "Wagner-Lexikon", durch Studien und Aufsätze, die im "Musikalischen Wochenblatt", in der von ihm 1876-80 redigierten "Allgemeinen Deutschen Musikzeitung" und andern Fachblättern erschienen, hat er sich vorteilhaft bekannt gemacht.

Taprobane, altgriech. Name der Insel Ceylon.

Tapti, bedeutender Fluß an der Westseite Vorderindiens, entspringt östlich von der Stadt Betul, fließt in der Richtung von O. gegen W. fast parallel mit dem Narbadafluß, südlich von diesem, durch Berar, Khandesch und Gudschrat und mündet, 705 km lang, in den Meerbusen von Cambay.

Tapu, s. Tabu.

Taquary, linker schiffbarer Nebenfluß des Paraguay im brasil. Staat Mato Grosso, entspringt im N. der Serra Cayapo unweit der Grenze von Goyaz, nimmt links den Rio Cozim auf, tritt in die Sumpfebenen des Paraguay und mündet, 750 km lang, zwischen Corumba und Albuquerque in zwei Armen.

Tar, ein pers. lautenartiges Musikinstrument (s. Tafel: Musikinstrumente II, Fig. 13, Bd. 17).

Tara (ital., d. h. der Abgang), das Gewicht der äußern Umhüllung (Sack, Faß, Kiste u. s. w.) einer verpackten Ware. Durch Abzug der T. vom Bruttogewicht (s. Brutto) einer Ware erhält man das in der Regel für die Wertberechnung oder Verzollung maßgebende Nettogewicht (s. Netto) derselben. Der Bequemlichkeit halber wird die T. gewöhnlich nach einem durch Usanz feststehenden Satze (Uso- oder Usanztara) berechnet und zwar entweder so, daß für jedes Stück (Collo) ein fester Satz, z. B. 1 kg für jeden Sack, angenommen wird (sog. Collitara), oder daß sie in einem bestimmten Prozentsatz vom Bruttogewicht ausgedrückt ist (daher Prozenttara). Letzteres ist namentlich bei der Zolltara, d. i. den für die Verzollung maßgebenden, gesetzlich normierten Tarasätzen der Fall. Wird die T. genau ermittelt, so nennt man sie Nettotara. Von einer Durchschnittstara spricht man, wenn die T. aus dem Gewicht einer Anzahl von Umhüllungen durchschnittlich berechnet ist. An einigen Handelsplätzen ist außer der gewöhnlichen T. noch eine Supertara (Sopratara) üblich, welche als eine Art von Gutgewicht (s. d.) aufgefaßt werden kann. Tarieren heißt das Abwägen der Warenumhüllungen behufs der Taraermittelung. Das Wort T. stammt aus dem Arabischen und ist durch die Italiener in die neuern abendländ. Sprachen gelangt.

Tara, Geld und Gewicht in Siam, s. Bat.

Tara, einer der Quellflüsse der Drina (s. 0.).

Tarabulus oder Tarabolus esch-Schâm, das syr. Tripolis, eine der schönsten Städte Syriens, 67 km im Nordnordosten von Beirut, am Fuße des Libanons und am Abu-Ali oder Kadischa (dem heiligen Flusse) und durch eine mit Maulbeerpflanzungen, Weingärten und Orangenbäumen bedeckte Ebene vom Meere getrennt, zählt, einschließlich des Hafenortes El-Mina, La Marina oder Minet-Tarabulus (7000 E.), der 2 km westlich der Flußmündung liegt, 30 000 E., darunter 4500 Christen griech. Bekenntnisses und einige Judenfamilien. Die Stadt hat ein Kastell, 14 Moscheen, 8 Klöster mit Kirchen, maronitische, griech.-kath., prot. Kirchen und eine Synagoge. Die Straßen sind gepflastert. Der Handel, meist in den Händen der Griechen, besteht hauptsächlich in Ausfuhr von Gerste, Apfelsinen, Citronen, Olivenöl, Seife,