Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Termitidae; Termonde; Ternate; Ternblech; Terne; Terneuzen; Terni; Ternina; Ternitz

711

Termitidae - Ternitz

manchen Arten sog. Nasuti, deren Kopf in eine nasenartige Spitze ausgezogen ist. Diese ungeflügelten Formen sind verkümmerte Männchen und Weibchen. Dazu kommen die Entwicklungsstadien (Larven, Fig. 3 und 4, und Nymphen, Fig. 5) der verschiedenen Formen und häufig noch Ersatzmännchen und -Weibchen, d. h. geschlechtlich entwickelte Tiere ohne Flügel oder mit unvollkommen entwickelten Flügeln. Männchen (Fig. 6) und Weibchen (Fig. 7) entwickeln sich nur zu bestimmten Zeiten, schwärmen aus und gehen hierbei zum allergrößten Teile zu Grunde; nur wenigen Paaren gelingt es, nachdem sie ihre Flügel abgeworfen haben, in ein Nest zurückzukehren, oder selbst eins zu gründen, in dem sie später als König und Königin leben. Der Hinterleib der Königin (Fig. 8) schwillt infolge der Entwicklung der Eierstöcke (bei manchen Arten werden in der Minute etwa 60 Eier gelegt) ganz unförmlich an, so daß die Königin die Bewegungsfähigkeit vollkommen verliert.

^[Abb.]

Die T. nähren sich von pflanzlichen Stoffen, namentlich von Holz. Sie sind lichtscheue Tiere und legen deswegen, um Nahrung zu holen, überdeckte Gänge an, in denen sie sich bewegen. Die Baue selbst sind je nach den Arten und Gattungen von sehr verschiedener Beschaffenheit und Größe, bestehen aber fast immer aus einem unregelmäßigen Gewirr von Gängen und Höhlungen. Diese Gänge werden von den einen ins Holz alter Baumstämme eingegraben, von andern an Baumstämmen, in unterirdischen Höhlungen oder über der Erde aus ihrem eigenen Kot und aus lehmiger Erde aufgebaut. Am berühmtesten sind die Bauten gewisser afrik. Arten, welche 3-4 m hohe, am Grunde bis 2 m dicke, zuckerhutförmige Kegel zu 15-20 m im Umfang messenden Haufen vereinigen. Diese Haufen bergen viele Millionen von Individuen und sind so fest, daß sie nur schwer mit der Axt geöffnet werden können. Durch Zerfressen von Holz, Papier und andern pflanzlichen Stoffen zerstören die T. Gerätschaften und Häuser (so 1814 den Präsidentschaftspalast in Kalkutta) und haben auf Jamaika und Martinique ganze Zuckerernten vernichtet. Sie beginnen ihre Zerstörungen immer von innen heraus, so daß man diese erst bemerkt, wenn es zu spät ist, und sind äußerst schwer zu vertreiben oder zu vernichten. Manche Tiere, z. B. die Ameisenfresser, stellen ihnen eifrig nach. Auch werden sie von Negern und Indianern gegessen und das von ihnen zerarbeitete Holz zu Zunder benutzt. Die meisten Arten leben in den Tropen, in Europa giebt es nur im Süden wenige Formen, so Termes lucifugus Rossi in Italien und Südfrankreich.

Termitidae, s. Termiten.

Termonde, Stadt, s. Dendermonde.

Ternate, eine der Molukken im Malaiischen Archipel, westlich von Djilolo, ein Vulkan (1722 m), mit etwa 9000 E. Der Sultan von T. hat auch Besitzungen auf Ostcelebes. Die Residentschaft hat (1894) 106 560 (334 Europäer), die Hauptstadt 2970 E.

Ternblech, s. Weißblechfabrikation.

Terne (lat.), s. Lotto.

Terneuzen (spr. -nösen) oder Neuzen, befestigte Hafenstadt in der niederländ. Provinz Seeland, an der Einmündung des Kanals von Gent in die Westerschelde, Endpunkt der Eisenbahnlinien Mecheln-T. (67 km) und Gent-T. (43 km), hat 7093 E., Einfuhr von span. Erzen, Eisen, Baumwolle und Kohlen aus England und Deutschland, Ausfuhr von Kartoffeln, belg. Eisen, Steinen und Phosphaten. Dampfer gehen nach Vlissingen. T. ist Sitz eines deutschen Vicekonsuls.

Terni (lat. Interamna, d. h. zwischen zwei Flußarmen), Hauptstadt des Kreises T. (73 700 E.) der ital. Provinz Perugia in Umbrien, an dem Austritt der Nera aus dem Gebirge, 7 km unterhalb des mit drei mächtigen, zusammen 200 m hohen Fällen in diese mündenden Velino, an der Eisenbahn Ancona-Orte und Solmona-Aquila-Rieti-T. (164 km), ist Geburtsort des Geschichtschreibers Tacitus, dem 1514 eine 1873 erneuerte Denksäule gesetzt ist, sowie der Kaiser Tacitus und Florianus, seit 1217 Bischofssitz und hat (1881) 9415, als Gemeinde 15853 E., in Garnison ein Bataillon des 19. Infanterieregiments, zwei Bataillone des I. Feldartillerieregiments und eine Schwadron des II. Kavallerieregiments "Foggia", ein Gymnasium, technische Schule; königl. Waffenfabrik, Fabrik von Panzerplatten, Öl- und Weinbau und hübsche Promenaden auf den Wällen. T. hat einen 1653 von Bernini erbauten Dom, die Kirche San Francisco (1265) mit zwei neuern Schiffen und got. Glockenturm von Antonio da Orvieto, vor der Stadt die Kirchen Sta. Maria dell'Oro mit Altarbild von Benozzo Gozzoli und San Valentino mit Gemälde von Niccolò Alunno (1497). Von Altertümern sind unter anderm noch Reste eines Amphitheaters in den Gärten des bischöfl. Palastes.

Ternina, Milka, Sängerin, s. Bd. 17.

Ternitz, Ort in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Neunkirchen in Niederösterreich, zu den Gemeinden Dunkelstein, Rohrbach und St. Johann gehörig, an der Linie Wien-Triest der Österr. Südbahn, mit Lokalverkehr nach Wien, hat (1890) 1585 E. und das größte Walz- und Bessemerstahlwerk in Niederösterreich mit drei Bessemerhütten und 1200 Arbeitern, Eigentum der Ternitzer Walzwerk- und Bessemer-Stahlfabrikations-Aktiengesellschaft in Wien.