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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Torfbeere - Torgau

die Moorkultur (Braunschw. 1880); Alfred Hugenberg, Innere Kolonisation im Nordwesten Deutschlands (Straßb. 1891); Mitteilungen des Vereins zur Förderung der Moorkultur im Deutschen Reiche, redigiert von Grahl (Berl. 1883 fg.).

Torfbeere, s. Rubus.

Torfbriquettes, s. Torf.

Torfgas, ein durch trockne Destillation von Torf dargestelltes Leuchtgas, das betreffs Leuchtkraft zwischen Steinkohlengas und Holzgas steht. 100 kg Torf geben 20-28 cbm T., 25-30 kg Torfkohle, 3-5 kg Teer und 15-28 kg Ammoniakwasser. Das rohe T. enthält bis zu 30 Proz. Kohlensäure und gebraucht pro 100 cbm Gas 70 kg Kalk zur Reinigung, weshalb es zur Darstellung im großen ungeeignet ist.

Torfgasgenerator, s. Gasfeuerungen.

Torfhund, s. Hunde.

Torfkohle, die durch trockne Destillation von Torf (s. d.) erhaltene Kohle, die sich daher zum Torf verhält wie der Koks zur Steinkohle. Der Heizwert der T. ist größer als der des Torfes, schwankt aber je nach dem Gehalt an Erde bedeutend. Da die T. sehr weich ist, macht ihre Verbrennung auf gewöhnlichen Rosten große Schwierigkeiten.

Torfmoos, Laubmoosart, s. Sphagnum und Sumpfmoos.

Torfmull, s. Torfstreu.

Torfstechmaschinen, s. Torf.

Torfstreu, ein Streumaterial, hergestellt aus den obersten, unter der Heide- oder Moosdecke befindlichen sog. Moostorfschichten der Hochmoore oder den obersten, unter der Gras- oder Moosdecke befindlichen sog. Grastorfschichten der Tieflandsmoore (s. Torf und Moor). Diesen zum Brennen nicht geeigneten Torf sticht man im Spätsommer in gewöhnlicher Art, setzt die Torfstücke zum oberflächlichen Trocknen in kleinen Hocken auf, recht sie durch, läßt sie im Winter durch den Frost lockern und im Frühjahr zuerst auf dem Erdboden durch Sonne und Wind, dann in offenen Schuppen durch den Wind allein trocknen. Dann zerkleinert man die Torfstücke in Stücke von etwa Hühnereigröße und preßt sie dann durch Hand- oder Maschinenpressen in 1 m lange, 0,80 m breite, 0,62 m hohe Ballen von 0,5 cbm, die durch einige Holzlatten und Draht oder durch Drahtgeflechte zusammengehalten werden. Diese Ballen, die übrigens auch größer hergestellt werden, dürfen höchstens noch 30-35 Proz. Wassergehalt haben, wiegen 100-120 kg und enthalten der Hauptsache nach nur Torffasern. Der Staub, der beim Zerkleinern entsteht, sowie durch Aussieben oder durch engeres Stellen der Zerkleinerungsmesser u. s. w. gewonnen wird, ist das Torfmull oder Torfmüll. Vor der Strohstreu hat die T. folgende Vorzüge: Sie saugt bei 30-35 Proz. Wassergehalt etwa das 8-9fache (vollkommen trocken mehr als das 25fache) ihres Gewichts an Feuchtigkeit auf, während Strohstreu nur das 3-4fache ihres Gewichts aufnimmt. Die T. ermöglicht also die vollständigere Verwertung der Stalljauche und überdies ist sie um etwa 20 Proz. wirksamer als der Strohdünger, sowohl für den Ertrag an Körnern und an Stroh, als für den an Hackfrüchten, Obst und Wein. Dies gilt natürlich nur von guter T. und außerdem nur von Sand- und allenfalls Lehmboden. Auf feuchtem schwerem Boden ist T. nicht so vorteilhaft, da in ihr schon ohnehin die Humusbildung später eintritt als bei Strohdünger. Die Moostorfstreu saugt mehr Feuchtigkeit auf, ist aber auch stickstoffärmer als die Grastorfstreu. T. muß vor der Einstreuung trocken aufbewahrt und, wenn sie im Stall sich vollgesogen hat, baldmöglichst als Dünger verwendet werden. Ist dies nicht möglich, so muß man sich vor dem sonst eintretenden Verlust an Dungstoffen durch Überstreuen der T. mit Kaïnit sichern. Auch die Beschaffungskosten, bei denen natürlich lokale Verhältnisse sehr viel mitsprechen, sind bei T. meist geringer als bei Strohstreu. Fernere Vorteile der T. sind: Reine Stallluft, weiches gesundes Lager, Schutz der Tiere, namentlich Pferde, vor dem Fressen verdorbener Streu, geringes Erfordernis an Aufbewahrungsraum. T. wird sodann verwendet zum Aufstreuen auf die eben überfrorenen Stellen von Eis, deren völliges Wiederzufrieren man verhindern will, sowie zum Bestreuen der Böden offener Viehwagen. T. und Torfmull besitzen wegen ihrer feinporösen Beschaffenheit auch die Fähigkeit, Gase aufzusaugen und große Massen derselben zu binden. T. wird daher zur Desodorisierung der Fäkalien in Gruben- oder Tonneninhalt angewendet. T. besitzt auch desinfizierende Kraft; doch ist dieselbe bei reiner T. sehr gering; durch Zusatz von 2 Proz. roher Schwefelsäure kann sie jedoch soweit gesteigert werden, daß Cholera- und Typhusbacillen in flüssigen Fäkalien bei inniger Vermischung mit dem sauren Torfmull in 24 Stunden zu Grunde gehen. In einigen Städten, so in Neumünster, Wilhelmshaven und Lefoncz (Ungarn), werden die gesamten Fäkalien mit Torfmull (etwa 150-200 g auf den Einwohner und Tag) vermengt und dann als Dung verwendet. (S. Desinfektion.) Man gebraucht T. ferner zur Überdeckung von Dungstätten, zur Kompostierung der Elutionslaugen von Zuckerfabriken, zur Bindung der flüssigen Abgangsstoffe in Schlachthäusern und Gerbereien, wegen seiner geringen Wärmeleitungsfähigkeit zur Herstellung von Eismieten und Eindeckung von Eiskellern, ferner zur Verpackung von Obst, Eiern, Fleisch u. dgl. Seefische in Torfmull verpackt waren nach 18 Tagen noch wohlschmeckend.

Vgl. Blasius, Die Verwendung der T. (Braunschw. 1884); Jünger, Die T. (Berl. 1890); Fleischer, Die T. (2. Aufl., Brem. 1890); Fürst, Die T. (2. Aufl., Berl. 1892); Mitteilungen des Vereins zur Förderung der Moorkultur, redigiert von Grahl (ebd. 1883 fg.); Arbeiten und Versuche der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft, Heft 1 (ebd. 1894); Gärtner, Torfmull als Desinfektionsmittel von Fäkalien u. s. w. (in der "Zeitschrift für Hygieine", Bd. 18, Heft 2).

Torgament, s. Steinmasse.

Torgau. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Merseburg, hat 986,64 qkm und (1895) 56715 (29244 männl., 27471 weibl.) E., 5 Städte, 87 Landgemeinden und 45 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Kreis T., am linken Ufer der Elbe, über die hier zwei Brücken führen, an der Linie Halle-Sorau-Guben und der Nebenlinie T.-Wittenberg (45,4 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Naumburg a. S.) mit 16 Amtsgerichten (Belgern, Dommitzsch, Düben, Eilenburg, Elsterwerda, Herzberg, Jessen a. d. Elbe, Kemberg, Liebenwerda, Mühlberg a. d. Elbe, Prettin, Schlieben, Schmiedeberg, Schweinitz, T., Wittenberg), eines Amtsgerichts, der 16. Infanteriebrigade und eines Bezirkskommandos, hat ^[Abb: <ohne Titel: Wappen von Torgau>]