Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Troitzko-Sergijewskaja-Lawra; Troja; Troja (Apulien)

1009

Troizko-Sergijewskaja Lawra – Troja

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Troitzkosawsk'

hat 57169 qkm und 27394 E. –

2) Bezirksstadt im Bezirk T., an der Kiachta, 4 km von der chines. Grenze, hat (1888) 7838 E., Post, Telegraph, Realschule; 13 Gerbereien, 5 Tabakfabriken, Handel mit China, besonders in dem Vorort Kiachta (s. d.).

Troïzko-Sergijéwskaja Lawra, richtiger Troizko-Sergijewa Lawra, auch Troiza-Sergijewa Lawra (d. i. Dreifaltigkeits-Lawra des heil. Sergius), Kloster bei Sergijewskij Possad (s. d.) im russ. Gouvernement Moskau, das reichste und historisch bedeutendste in Rußland neben der Petscherskaja Lawra in Kiew. Es liegt auf einer mäßigen Anhöhe am Fluß Kontschur, ist von einer 1,2 km langen, gezackten und mit 9 Türmen versehenen Mauer umgeben und enthält 11 Kirchen, die geistliche Akademie (in einem ehemaligen kaiserl. Palast), 1814 hierher aus Moskau verlegt, mit (1897) 28 Docenten, gegen 200 Studenten, wertvoller Bibliothek und kirchlich-archäol. Museum; einen 80 m hohen Glockenturm, ein Steindenkmal in Form eines Obelisken (1792 errichtet), Gebäude mit den Zellen der Mönche, Refektorium, Krankenhaus, Hospiz u. s. w.; verschiedene Kapellen, darunter eine über dem heil. Brunnen. Von den Kirchen sind bemerkenswert die Troizkijkirche (1422 erbaut) mit dem Sarkophag des heil. Sergius und einem wunderthätigen Bildnis desselben, und die prächtige Uspenskijkathedrale (aus dem J. 1585) mit Fresken aus dem 17. Jahrh. und den Grabmälern von Erzbischöfen sowie draußen am Eingang des Zaren Boris Godunow, seiner Gemahlin und seiner fünf Kinder. Eine besondere Sakristei enthält den Schatz des Klosters (angeblich 650 Mill. Rubel). Die Zahl der Wallfahrer beträgt jährlich 1 Mill., was einen lebhaften Handel mit Lichtern, heiligem Brot und heiligen Bildern entwickelt hat. In der Nähe befinden sich die Einsiedelei und die Kirche Gethsemane (1845 errichtet) und etwas weiter das Kloster Bethanien (1783 begründet).

Die T. L. wurde 1337 von dem heil. Sergius (geb. 1315, gest. 7. Sept. 1391, heilig gesprochen 17. Juli 1423) als Kloster begründet und hielt 1608–10 eine sechzehnmonatige Belagerung durch die Polen aus, der 1618 eine zweite folgte. 1685 fanden dort während des Strelitzenaufstandes die jungen Zaren Iwan und Peter ihre Zuflucht, und 1744 wurde das Kloster zu einer Lawra (s. Laura) erhoben.

Troja, Stadt im Kreis Bovino der ital. Provinz Foggia in Apulien, rechts über dem zum Candelaro gehenden Celone, 11 km nordwestlich der Station Giardinetto-T. der Eisenbahn Foggia-Neapel, ist Bischofssitz und hat (1881) 7245 E., Priesterseminar und Tuchfabrik. Im Altertum lag hier an der Via Traiana die Stadt Aecae. T. wurde 1018 vom byzant. Statthalter Bugianus von Bari neu gegründet, 1022 von Kaiser Konrad II. nach dreimonatiger Belagerung genommen und 1059 von den Normannen erobert. König Ferdinand I. besiegte hier 29. Aug. 1462 die Anhänger des Herzogs Johann von Calabrien, des Sohnes König Renés.

Troja, auch Ilios oder Ilion, lat. Ilium, die sagenberühmte Hauptstadt der eigentlich zu Mysien gehörigen Landschaft Troas (s. d.) in Kleinasien. Der Name wird gewöhnlich von Tros, der hier zuerst ein Reich gegründet haben soll, abgeleitet. Ihren unvergänglichen Ruhm verdankt die Stadt und die ganze Gegend dem besonders in den Homerischen Gesängen verherrlichten, durchaus sagenhaften Heereszuge der Griechen, dem ↔ Trojanischen Kriege, der mit der Eroberung und Zerstörung der Stadt endete (nach der unter den alten Chronographen verbreitetsten Ansetzung 1184 v. Chr.). Als Veranlassung dazu bezeichnet die Sage die Entführung der Helena, der Gemahlin des Königs von Lacedämon, Menelaos, durch Paris, den Sohn des trojan. Königs Priamos. Fast alle Fürsten Griechenlands, wie Agamemnon, Menelaos, Achilleus, Odysseus, Nestor, Aias u. a., nahmen mit ihren Völkern teil daran. Die Griechen suchten zuletzt, nachdem sie über neun Jahre lang die Stadt vergeblich belagert hatten, durch eine List ihren Zweck zu erreichen, indem sie auf den Rat des Odysseus und Kalchas ein großes hölzernes Roß zimmerten, das Trojanische Pferd, und in dessen hohlem Bauch die tüchtigsten Helden verbargen. Der schlaue Sinon, den sie bei dem Pferde zurückgelassen hatten, während die ganze Flotte nach der Insel Tenedos (s. d.) abgesegelt war, überredete die Trojaner, das Pferd als ein Weihgeschenk für die Göttin Athene in die Stadt zu führen. Als dies geschehen, stiegen zur Nachtzeit die Bewaffneten aus demselben, öffneten den durch Feuerzeichen herbeigerufenen Griechen die Thore und bewirkten so T.s Eroberung, bei der Priamos und sein ganzes Haus ihren Untergang fanden. Einen Teil der Bewohner soll Äneas nach Italien geführt, dort das Reich der Latiner erobert und diese mit den ausgewanderten Trojanern verschmolzen haben. Diese Sagen, deren dichterische Behandlung das antike Epos von der frühesten bis zur spätesten Zeit beschäftigt hat, sind keineswegs in bloße Allegorien: Darstellungen von Naturereignissen in mythischer Einkleidung, aufzulösen, wie es verschiedene Gelehrte (Uschold, Forchhammer u. a.) versuchten, sondern sie haben jedenfalls einen freilich ganz von mythischer Hülle verdeckten histor. Kern; doch ist es sehr fraglich, ob als solcher ein gemeinsamer Heerzug der vereinigten griech. Stämme gegen den Mittelpunkt eines mächtigen troischen Reichs anzunehmen ist, oder ob die Sage verschiedene einzelne Kämpfe zwischen griech. Ansiedlern und den die Troas bewohnenden ungriech. Stämmen zu einem Gesamtbild verschmolzen hat. Als Hauptschauplatz des Kampfes erscheint in der Sage das weite Feld, das sich vom Lager der Griechen bis zur Stadt T. zwischen der Ida und dem Vorgebirge Sigeum erstreckte, die Trojanische Ebene; die Burg von T. wird in der Ilias und anderweitig mit dem Namen Pergamos (später auch Pergamon) bezeichnet.

Schon seit früher Zeit suchten die Umwohner den Nimbus, der diese Gegend umschwebte, teils aus Ruhmsucht, teils um des Gewinns willen zu erhalten und zu befestigen. Man zeigte den Fremden die Gräber der gefallenen Helden, des Achilleus, Aias, Protesilaos, Hektor u. a. Die Stelle der Stadt des Priamos nahm nach der bis in das 2. Jahrh. v. Chr. allgemein verbreiteten Ansicht die etwa seit der Mitte des 6. Jahrh. v. Chr. bestehende griech. Ortschaft Ilion ein (lat. Ilium; von neuern Geographen auch Neu-Ilion, Ilium novum, genannt). Erst Demetrios aus Skepsis, ein Gelehrter des 2. Jahrh., leugnete die Gleichbedeutung von Alt- und Neu-Ilion, hatte aber damit wenig Erfolg; noch Konstantin d. Gr. und Julian sahen Ilion als das alte T. an. Erst am Ende des 18. Jahrh. wurde durch den Franzosen Le Chevalier der Zweifel wieder rege gemacht und nicht Hissarlik, die Statte von Neu-Ilion, sondern das südsüdöstlich davon gelegene Bunarbaschi für die Stätte T.s erklärt. Seine

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 1010.