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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Trojan – Trollhättan

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Troja'

Ansicht gewann viele Anhänger; sie wurde aber endgültig widerlegt durch Schliemanns in den J. 1871–82 und 1890 veranstalteten Ausgrabungen, die nach Schliemanns Tode 1893 und 1894 durch W. Dörpfeld (s. d.) fortgesetzt wurden. Schliemann hat dort in verschiedenen Schichten bis zur Tiefe von 16 m unter der jetzigen Oberfläche Überreste von Mauern und Häusern, sowie zahlreiche Gefäße, Geräte, Waffen und Schmucksachen zu Tage gefördert, die offenbar von verschiedenen Ortschaften, welche nacheinander auf der gleichen Stätte bestanden haben, herrühren; Schliemann nahm 7 Städte an, es lassen sich aber nach Dörpfelds epochemachenden Forschungen mindestens 9 Ansiedelungen unterscheiden. Für die Kultur der ältesten ist es charakteristisch, daß Metallgegenstände noch sehr selten sind, die gefundenen Waffen und Instrumente sind durchweg von Stein. Die zweite Stadt von etwa 8000 qm Inhalt, in einer Trümmerschicht von 11 bis 13 m Tiefe, mit Ringmauern, aus Lehmziegeln auf starkem Steinfundament gebaut, mit verschiedenen in ihrem Grundriß für den spätern Haus- und Tempelbau vorbildlichen Palastbauten, hat man lange als das «Homerische T.» angesehen. Die Stadt war durch eine große Brandkatastrophe zu Grunde gegangen; ihr gehörte auch der jetzt mit den übrigen wichtigen Einzelfunden im Berliner Museum für Völkerkunde befindliche große Goldschatz an, den Schliemann für den Schatz des Priamos ansah. Nach den neuesten Grabungen steht es aber fest, daß höchstens die dem mykenischen Kulturkreise und damit der zweiten Hälfte des zweiten Jahrtausends angehörige sechste Stadt das Homerische T. sein kann. Immerhin ist auch die in das dritte Jahrtausend zu setzende zweite Stadt wichtig, sofern sie in ihren Bauten, Vasen und Schmucksachen eine neue eigene Kultur, die trojanische bietet, deren Spuren wie die der mykenischen auch sonst in den östl. Mittelmeerländern vorhanden sind. Von der sechsten Stadt (mit einem Inhalt von etwa 20000 qm, einem Umfang von etwa 500 m) sind, abgesehen von verschiedenen Gebäudegrundrissen, die gewaltigen wohl- und regelmäßig gefügten Mauern 5 bis 9 m hoch erhalten. – Die früher von Hauptmann Bötticher verfochtene Ansicht, daß Hissarlik nur eine Feuernekropole sei, ist längst widerlegt und verworfen.

Aus der sehr umfangreichen Litteratur ist hervorzuheben: Le Chevalier, Voyage de la Troade (3. Aufl., 3 Bde., Par. 1802); Schliemann, Trojanische Altertümer (mit Atlas, Lpz. 1871); ders., Ilios (ebd. 1881); ders., Troja, (ebd. 1883); Ch. Normand, La Troie d'Homère (Par. 1892); W. Dörpfeld, T. 1893 (Lpz. 1894) und Mitteilungen des Archäologischen Instituts in Athen, Bd. 19 (1894), S. 380 fg. Vgl. auch Schuchhardt, Schliemanns Ausgrabungen (2. Aufl., Lpz. 1891) und Perrot und Chipiez, Histoire de l'art dans l'antiquité, Bd. 6 (Par. 1894), S. 154 fg.

Trojan, Stadt im bulgar. Distrikt Loveč, an der obern Osma, im Kodscha-Balkan, hat (1893) 6873 E.; Acker- und Obstbau nebst Viehzucht. Hier laufen die von Teteven, Loveč und Selvi kommenden Straßen zusammen; von hier führt der 1651 m hohe Trojanpas; nach Karlovo in Ostrumelien.

Trojan, Johannes, Dichter und Schriftsteller, geb. 14. Aug. 1837 in Danzig, studierte in Göttingen und Berlin Medizin, dann in Bonn und Berlin Philologie. 1862 wurde er Redacteur am «Kladderadatsch», den er seit 1886 als Chefredacteur leitet, ↔ 1878 zugleich feuilletonistischer Mitarbeiter an der «Nationalzeitung». Weitern Kreisen ist T. als humoristischer Dichter von Bedeutung bekannt geworden. Er veröffentlichte: «Gedichte» (Lpz. 1883), «Scherzgedichte» (ebd. 1883 u. ö.), «Kleine Bilder» (Minden 1886), «Von Drinnen und Draußen» (Gedichte, ebd. 1888), «Von Strand und Heide» (ebd. 1888), «Kriegsgedenkbuch aus dem Kladderadatsch» (mit J. Lohmeyer, Bresl. 1891), «Das Wusterower Königsschießen und andere Humoresken» (Lpz. 1894), «Für gewöhnliche Leute. Hunderterlei in Versen und Prosa» (Berl. 1893), «Von Einem zum Andern» (ebd. 1894) u. a.

Trojanischer Krieg, s. Troja.

Trojanpaß, s. Trojan.

Troja secunda, s. Cilli.

Trokar oder Troikart (vom frz. trois-quarts), ein chirurg. Instrument, das aus einem mit dreischneidiger Spitze versehenen Stilett und aus einer meist aus Neusilber, Silber und Hartkautschuk gefertigten Röhre (Kanüle) besteht. Letztere kann so über das sie genau ausfüllende Stilett geschoben werden, daß nächst dem Griff die dreischneidige Spitze des Stiletts allein hervorsieht. Der T. dient zum Abzapfen von Flüssigkeiten, die sich in Höhlen des Körpers angesammelt haben (s. Punktion). Beim Gebrauch stößt man das mit der Kanüle versehene Stilett in die betreffende Höhle ein und zieht dann, während man die Röhre in der Stichwunde stecken läßt, das Stilett aus der Röhre hervor. Aus letzterer entleert sich nun die abzulassende Flüssigkeit. Ist die Entleerung vollendet, so zieht man auch die Kanüle aus; die kleine Stichwunde schließt sich sofort wieder. In dieser Weise zapft man z. B. bei der Bauchwassersucht das Wasser ab. Die Tierärzte gebrauchen den T. auch, um den durch zu vieles frisches Futter aufgeblähten Wiederkäuern die Luft aus dem Pansen (Wanst, Rumen) zu entleeren.

Troldtinderne, s. Romsdal.

Troll, in der nordischen Mythologie und dem Volksglauben ein gespenstisches, zauberhaftes Wesen, bald in Riesen-, bald in Zwerggestalt. Meist erscheint es als Ungetüm, als ein Feind der Menschen und Götter. Auch weibliche T. giebt es, die durch ihren Zauber allerlei Wunderthaten vollbringen, übertragen ist T. ein grober, ungeschlachter Kerl.

Trollblume, s. Trollius.

Trolle, s. Hopfen.

Trollhättan (schwed., d. i. der Zauber-, Teufelshut oder -Mütze), Wasserfall in dem schwed. Flusse Götaelf. Etwa 10 km von Wenersborg wird der Strom von Felsen zusammengedrängt (10–50 m) und stürzt in einer Strecke von etwa 1 km brausend und tobend in fünf prachtvollen Kaskaden (Gullö-, Toppö-, Stampströms-, Helvetesfall und Flottbergsströmmen) im ganzen 33 m tief hinunter. Schon zu Anfang des 16. Jahrh. war man bedacht, den Schiffen eine Fahrt durch die Wasserfälle mittels Schleuse zu eröffnen, doch blieb die Arbeit unvollendet. Erst 1793–1800 legte eine Aktiengesellschaft einen fast ganz in den Grausteinfelsen gesprengten Kanal mit 8 Schleusen an. Da aber nach Vollendung des Götakanals die Dimensionen dieser Kanalschleusen nicht mehr genügten, so wurde 1837–41 unter Leitung von Ericsson der Kanal zu den Dimensionen des Götakanals (s. d.) erweitert und 11 neue Schleusen östlich von den alten angelegt. Dieser neue Trollhättakanal gestaltete sich hiermit zu einem wichtigen Teil der Wasser-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 1011.