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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Typhaceen - Typhus

von gefüllten Weinflaschen), die reifen wollhaarigen Blüten zum Ausstopfen von Polstern benutzt. Außerdem werden die getrockneten Blätter beider Arten zur Herstellung von Matten u. dgl. sowie von den Böttchern zum Verdichten der Fässer verwendet.

Typhaceen (Typhacěae), Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Spadicifloren (s. d.) mit nur wenigen als Sumpfpflanzen, außer in Afrika und Südamerika in allen tropischen und gemäßigten Gegenden, verbreiteten Arten. Sie haben lange lineale Blätter und hohe Blütenschäfte mit einhäusigen Blüten, die zu kugeligen oder cylindrischen Kolben vereinigt sind. Die getrockneten schilfartigen Blätter werden verschiedentlich benutzt.

Typhaon, s. Typhon.

Typhliatros (grch.), der Blindenarzt.

Typhlidae, Minierschlangen, s. Blödaugen.

Typhlitis (grch.), s. Darmentzündung.

Typhlopidae, s. Wurmschlangen.

Typhlosis (grch.), Blendung, Blindheit; Typhlotrophēum, eine Blindenanstalt; Typhlotypogrăphie, Reliefdruck für Blinde, s. Blindendruck.

Typhoeus, s. Typhon.

Typhoid (grch.), s. Typhus; über biliöses T. s. Rückfalltyphus; über Choleratyphoid s. Cholera.

Typhomanie (grch.), die heftigern Delirien beim Typhus.

Typhon, griech. Name des ägypt. Gottes Seth (Set) oder Sutech. T. ist in der ägypt. Mythologie der Gegner des Sonnengottes Horus (s. d.), ein Gott der Finsternis und alles Bösen, der Schutzherr des Auslandes und der Wüste. Bei der Versöhnung mit Horus erhielt Seth nach einer Überlieferung Unterägypten, während Horus Oberägypten erhielt, nach einer andern fällt Horus ganz Ägypten, Seth die Wüste zu. Ursprünglich war Seth wohl ein Lokalgott, dessen Hauptverehrungsstätten Nebyt (Ombos bei Ballâs in Oberägypten), das Fajum und das östl. Delta waren; erst später hat er allgemeinere Bedeutung erhalten. Seine heiligen Tiere sind das Nilpferd, das Schwein und die Ziege. Er manifestiert sich auch in einem Fabeltiere mit langer Schnauze und aufrecht stehenden, abgestumpften Ohren, mit dessen Kopf er gewöhnlich dargestellt wird. Im Osirismythus spielt Seth eine große Rolle, er gilt hier als ein Sohn des Erdgottes Keb und Bruder des Osiris; seine Gemahlin ist die Göttin Nephthys (s. Osiris). Im Delta entspricht dem T. nicht selten der von Seth verschiedene Kriegsgott Sutech. (Vgl. Ed. Meyer, Set-Typhon, Lpz. 1875.) - In der griech. Mythologie ist T. (Typhaon, Typhoeus) nach Homer ein gewaltiger Riese, der im Lande der Arimer in Cilicien von Zeus gebändigt, aber noch widerstrebend tief unter der Erde ruht. Bei Hesiod wird T. als ein Ungeheuer von gewaltiger Kraft beschrieben, welches Gaia von Tartaros angeblich aus Zorn über die Vernichtung der Giganten als ihren jüngsten Sohn gebar. Auch Here wird als seine Mutter genannt. Sie sollte ihn im Zorne gegen Zeus von den Mächten der Tiefe empfangen und geboren haben. Als er sich der Herrschaft über Götter und Menschen bemächtigen wollte, entstand ein furchtbarer Kampf zwischen ihm und Zeus, bis ihn dieser endlich überwand und in den Tartaros unter den Ätna warf, von wo er aber immer noch Verderben an die Oberwelt sendet. Von ihm gehen auch die bösen Glut- und Wirbelwinde aus. Mit der schrecklichen Echidna (s. d.) erzeugt T. viele dem Menschengeschlecht feindliche Ungeheuer. Später wurde die Sage mit der ägyptischen vom Seth-Typhon verschmolzen und in der Weise umgebildet, daß die Götter vor dem T. nach Ägypten geflohen seien. Dann aber hätte Zeus ihn überwunden und unter den Ätna geworfen. - Vgl. M. Mayer, Giganten und Titanen (Berl. 1887).

Typhons (engl., spr. teif'ns), s. Taifune.

Typhus (vom grch. typhos, d. i. Rauch, Dampf, Sinnlosigkeit), Name mehrerer akuter Infektionskrankheiten, die unter heftigen Fiebererscheinungen und schweren Störungen der psychischen Funktionen verlaufen und deshalb auch als Nervenfieber bezeichnet werden. Man unterscheidet hauptsächlich drei Formen des T.: den Abdominaltyphus (T. abdominalis), den exanthemischen T. (T. exanthemicus) und den Rückfalltyphus (T. recurrens).

Der Abdominaltyphus (Darm- oder Unterleibstyphus, Ileotyphus) tritt nur selten vereinzelt auf, meist bildet er kleinere oder größere Epidemien; sein Kontagium (Typhusgift) ist ein fixer, nur in den Darmentleerungen der Kranken enthaltener Ansteckungsstoff. Derselbe wird entweder direkt durch Kontakt von den Kranken auf Gesunde übertragen, meist jedoch, und zwar besonders beim Ausbruch größerer Epidemien, gelangt der Typhusbacillus ins Wasser und wird mit diesem aufgenommen. Säuglinge und Greise werden selten vom T. befallen, am häufigsten werden jugendliche, kräftige Individuen im Alter von 15 bis 30 Jahren von ihm ergriffen; Männer erkranken im allgemeinen etwas häufiger am T. als Frauen. Das einmalige Überstehen der Krankheit schützt in der Regel, doch nicht immer, vor erneuter Erkrankung. Psychische Aufregungen und grobe Diätfehler scheinen die Disposition zu typhöser Ansteckung zu steigern. Der Erreger des T. ist ein von Eberth und Koch mikroskopisch nachgewiesenes, von Gassky rein gezüchtetes Stäbchen, welches etwa 3 bis 4 mal so lang als breit ist, auf Gelatine charakteristische Kolonien bildet, in flüssigen Nährböden sehr lebhaft beweglich ist und im Gegensatz zu den sehr ähnlichen Coliarten weder Indol bildet, noch Zucker vergärt, noch Milch gerinnen macht. Nach heißen Sommern herrschen häufig Typhusepidemien, während sehr kalte Winter der Ausbreitung der Krankheit hinderlich sind. Aus Kulturen auf Rindfleischbrei hat Brieger ein besonderes Toxin als specifisches Gift des Typhusbacillus dargestellt. Der Typhusbacillus ist ein fakultativer Sapropbyt, vermag im Brunnenwasser eine Zeit lang fortzuleben und ist dadurch bezüglich seiner Verbreitung besonders gefährlich. Die Diagnose auf Abdominaltyphus ist in den letzten Jahren durch die Entdeckung Siccards und Widals, daß die Bacillen auf Zusatz von Blutserum Typhuskranker zu Bouillonkulturen sich zusammenballen und zu Boden sinken, sehr erleichtert worden.

Der Abdominaltyphus erreicht verschiedene Grade der Ausbildung und hat demnach eine verschieden lange Dauer. Erkrankungen von einigen Tagen oder von ein bis zwei Wochen nennt man Abortivtyphus, ambulanten T. oder Typhoid. In den meisten Fällen hält er dagegen vier bis sechs Wochen an. Sitz der Erkrankung ist vorzugsweise der Dünndarm, dessen Peyersche Drüsen (s. d.) mehr oder minder ausgedehnte Geschwüre (Typhusgeschwüre) bilden, die entweder mit geringer Narbenbildung verheilen oder in ungünstigen Fällen die Darmwandung durchbohren und dadurch eine tödliche Bauchfellentzündung erzeugen; daneben findet sich regelmäßig die Milz beträchtlich vergrößert.