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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Union; Unión; Uniondale; Union der Zweiundzwanziger; Union Deutsche Verlagsgesellschaft; Unione Tipografico-Editrice; Uniōne Tipografĭco-Editrice

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Union (protestantische) – Unione Tipografico-Editrice

feste der Reformation durch Aufruf vom 27. Sept. 1817 eine unierte evang. Kirche ins Leben. In Berlin und Potsdam vereinten sich am Reformationsfest 1817 Geistliche und Gemeindemitglieder beider Kirchen zu gemeinsamer Abendmahlsfeier. Wie überall in Preußen, fand dies Beispiel auch in Anhalt, Waldeck, Rhein- und Oberhessen sowie in Nassau und Birkenfeld Nachahmung. In Baden und Rheinbayern führte es nicht bloß zu einer Regiments- und Sakraments-, sondern sogar zu einer Lehrunion. So lagen die Dinge, als der Agendenstreit (s. d.) die fortschreitende U. aufzuhalten begann und eine Anzahl altlutherisch gesinnter Geistlichen und Gemeinden zur Separation veranlaßte, die von Friedrich Wilhelm Ⅳ. 1841 gesetzlich anerkannt wurde. 1834 glaubte der König die erregten Gemüter durch die Erklärung beruhigen zu sollen, daß das luth. Bekenntnis durch die U. nicht aufgehoben sei, und schuf so einen Gegensatz von unierten und nichtunierten Gemeinden in der Landeskirche; die neu erstarkte Orthodoxie agitierte nun im stillen gegen die U. Der evang. Oberkirchenrat wurde 1852 in drei geschiedene Abteilungen aufgelöst, die in konfessionellen Fragen Sonderentscheidungen zu treffen hatten, während ein Erlaß von 1853 wiederum das Festhalten an der U. einschärfte. Bekenntniseifrige Pastoren schafften den Unionsritus des Brotbrechens ab; man verlangte von den Gemeinden den meist nicht zu erbringenden urkundlichen Beweis über Einführung der U., und endlose Streitigkeiten waren auszufechten. In Pommern, Sachsen und Brandenburg bildeten sich luth. Vereine, denen wiederum in Halle (1857) eine Vereinigung von hundert Geistlichen zum Schutz der positiven U. mit Ausschluß der Nationalisten entgegentrat. Die vom Oberkirchenrat zur unierten Agende hinzugefügten Parallelformulare brachten die alten Formeln des Luthertums mit Teufelsbeschwörung u. s. w. wieder zum Vorschein. Da erklärte 1858 der Prinz-Regent, spätere König Wilhelm Ⅰ., die bedrohte U. schützen zu wollen; der Führer der Lutheraner, Stahl, schied aus der obersten Kirchenbehörde aus; eine mildere Praxis trat ein, aber der notwendige Personalwechsel in den Konsistorien unterblieb.

Als 1866 rein luth. Landeskirchen zum preuß. Staat hinzukamen (Schleswig-Holstein und Hannover) und die Kabinettsorder vom 3. Nov. 1867 die Einführung der U. in denselben der freien Aneignung überließ, begann eine neue Agitation der konfessionellen Partei auch in Altpreußen, die seit 1873 in der «Augustkonferenz» ihren Mittelpunkt hat. Im Bunde mit der als «Hofpredigerpartei» bezeichneten Partei der positiven U. beherrscht sie die Kirchenbehörden und die Synoden, während die als «Evangelische Vereinigung» organisierte Mittelpartei und die «Fraktion der Linken», deren Mitglieder meist dem Protestantenverein (s. d.) angehören, keinen Einfluß besitzen. Inzwischen haben die durch Falk und den Präsidenten des evang. Oberkirchenrats Herrmann zu stande gebrachte Kirchengemeinde- und ‑Synodalordnung und die Generalsynodalordnung (1873 und 1876) wenigstens eine einheitliche Verfassung eingeführt, die den Laien Gelegenheit bietet, zur Erhaltung der U. mitzuwirken. – Vgl. Urkundenbuch der evangelischen U., hg. von C. J. Nitzsch (Bonn 1853); Jul. Müller, Die evangelische U., ihr Wesen und göttliches Recht (Berl. 1854); Finscher, U. und Konfession (2 Bde., Cass. 1873); Mücke, Preußens landeskirchliche Unionsentwicklung (Brandenb. 1879); Wangemann, Die kirchliche Kabinettspolitik des Königs Friedrich Wilhelm Ⅲ. (Berl. 1884); ders., Die preußische U. in ihrem Verhältnis zur Una Sancta (ebd. 1884); Woltersdorf, Zur Geschichte und Verfassung der evang. Landeskirche in Preußen (Greifsw. 1891); Siedersleben, Geschichte der U. in Anhalt (Dessau 1894); Firnhaber, Die evang.-kirchliche U. in Nassau (Wiesb. 1895).

Union, protestantische, s. Protestantische Union.

Union (engl., spr. juhnĭen), in England die aus mehrern Kirchspielen bestehenden Verbände, die nach Maßgabe des Gesetzes von 1834 für die Zwecke der öffentlichen Armenpflege bestehen. Die hierfür gebildeten Bezirke dienen auf dem Lande meistens auch als Einheit für die seit 1875 systematisch geregelte öffentliche Gesundheitspflege (s. Health Acts) und andere Zwecke der Kommunalverwaltung, während das Gebiet der städtischen Verwaltung meist mehrere U.’s umfaßt. Der Armenpflege in jeder U. steht ein Rat von Pflegern (Board of Guardians) vor, die jetzt alle aus öffentlicher Wahl hervorgehen (s. Poor Law) und in den ländlichen Bezirken zugleich Mitglieder der Bezirksräte (District Councils) sind; da in den meisten ländlichen Bezirken das Gebiet der U.’s mit dem des District Council zusammenfällt, sind Board of Guardians und District Council vielfach identisch. Im Volksmunde wird das Wort U. häufig für das Arbeitshaus (s. Workhouse) angewandt. – Vgl. Wright und Hobhouse, Local government and local taxation (2. Aufl., Lond. 1894).

Union, Feuerversicherungsgesellschaft, s. Feuerversicherung.

Unión, La, span. Ort, s. Cartagena.

Uniondale (spr. júhnĭendehl), Bezirk in der südwestl. Provinz der Kapkolonie, mit 4377 qkm und (1891) 8465 E., darunter 3931 Weiße, liegt nahe der Südküste zwischen den Zwarte- und Outeniquabergen. Der Hauptort U. hat 894 E.

Union der Zweiundzwanziger, s. Deutsche Union.

Union Deutsche Verlagsgesellschaft, graphische Anstalt und Verlagsbuchhandlung, Aktiengesellschaft in Stuttgart, gebildet 1. Jan. 1890 durch Vereinigung der Firmen Gebrüder Kröner (s. Kröner, Adolf), Hermann Schönleins Nachfolger (gegründet 1865) und W. Spemann (gegründet 1873) daselbst, wozu 1891 der größte Teil des Verlags von J. & F. Lehmann (gegründet 1880) in Berlin erworben wurde. Der Verlag enthält: Belletristik, Geschichte, Jugendschriften, Sammelwerke, Kunst und Kunstgewerbe, illustrierte Prachtwerke, Naturwissenschaften; ferner die illustrierten Zeitschriften «Buch für Alle» (1865 fg.), «Vom Fels zum Meer» (1881 fg.), «Illustrierte Chronik der Zeit» (1872 fg.); für die Jugend: «Der gute Kamerad» (1886 fg.), «Das Kränzchen» (1888 fg.) u. a. Die technischen Zweige umfassen: Buchdruckerei, Schriftgießerei, Stereotypie, Galvanoplastik, Holzschneiderei, Buchbinderei; mit 2 Dampfmaschinen, elektrischer Beleuchtung, 71 Schnellpressen und 800 beschäftigten Personen. Filialen bestehen in Leipzig und Berlin. Das Aktienkapital beträgt 5 Mill. M., die Dividende in den letzten Jahren 10 Proz.

Uniōne Tipografĭco-Editrice (spr editrihtsche), Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei, Aktiengesellschaft in Turin, gegründet 1854 durch Vereinigung der Firmen Barrera, Cugini Pomba und Tipografia Sociale. Der Verlag umfaßt große Unternehmungen, wie Tommaseos «Dizionario