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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ural (Fluß) - Uralsk

erz 466450, Chromerz 398190, Manganerz 159444, Silberbleierz 6500 Pud.

Die Flora ist vom Südfuß, welcher in die Orenburgschen Steppen ausläuft, durch das waldreiche Perm hindurch bis zum nördl. Samojedenlande sehr wechselnd; Steppengräser und baumlose Krautbestände hier, arktische Flechtentundra dort. Die weit ausgedehnte Waldregion hat die Bäume der zweiten russ. Zone, besonders hoch steigen die Nadelhölzer, aber unter 64° nördl. Br. ist die Waldgrenze schon bei 550 m und sinkt am Polarkreise zur Ebene hinab. Über ihr sind wüste Gerölle ausgebreitet. Der U. ist reich an Wild und an Pelztieren, und für eine Anzahl östl. Formen bildet er die westliche und umgekehrt für westliche die östl. Grenze. Es finden sich: Luchse, Wölfe, Bären, Vielfraße, Zobel, Elche, Renntiere, Hirsche, fliegende Eichhörnchen, Backenhörnchen (Tamias) u. a. m. Jagdbares Geflügel sind: Auer- und Birkwild sowie Alpenschneehühner.

Vgl. außer den Werken von A. von Humboldt (s. d.) und Murchison (s. d.): Hofmann und Helmersen, Geognost. Untersuchungen des Süduralgebirges (Berl. 1831); Rose, Mineralog.-geognost. Reise nach dem U. u. s. w. (2 Bde., ebd. 1837-42); Schrenck, Orographisch-geognost. Übersicht des Uralgebirges im hohen Norden (Dorp. 1849); Hofmann, Der nördliche U. und das Küstengebirge Pae-Choi (Bd. 1, Petersb. 1853); Ludwig, Zur Paläontologie des U. (Cass. 1862); ders., Geogenische und geognost. Studien auf einer Reise durch Rußland und den U. (Darmst. 1862); Hochstetter, Über den U. (Berl. 1873); Hiekisch, Das System des U. (Dorp. 1882). Von großer Bedeutung sind die russ. Uralstudien der letzten Zeit, so die von Karpinskij, Tschernischew, Krotow, Saizew u. s. w., welche in den "Mémoires du Comité géologique" (Petersburg) gedruckt werden.

Urál, früher Jaik, Fluß in den russ. Gouvernements Orenburg und Uralsk (s. Karte: Russisch-Centralasien und Turkestan), entspringt unter 54° 41' nördl. Br. im südl. Uralgebirge, geht anfangs südlich in einem breiten Längenthal bis Orsk, wendet sich dann nach Westen, endlich bei Uralsk nach Süden, geht durch die schon unterm Meeresspiegel liegenden Salzsteppen, bildet zuletzt ein Delta, dessen östl. Hauptarm (65 km lang) bei Gurjew ins Kaspische Meer mündet. Der U. gilt als die Grenze zwischen Europa und Asien, ist 2396 km lang und hat ein Flußgebiet von 249549 qkm, wovon 84400 zu Europa und 165149 zu Asien gehören. Hauptnebenflüsse sind: rechts die Sakmara (695 km), links der Or und Ilek. Schiffahrt ist nur bei Hochwasser bis Werchoturijr möglich; von Orenburg abwärts gehen größere Fahrzeuge. Hier ist der U. 210 Tage eisfrei. Er ist sehr reich an Fischen, besonders an Stören und Sterletten. Am rechten Ufer wohnen die Uralischen Kosaken und einzelne nomadisierende Kalmücken, am linken Ufer Kirgisen. Zum Schutz gegen diese diente früher die sog. Uralische oder Orenburgische Linie, eine Reihe von Festungen und Kosakenstationen längs des U.

Uralaltaische Völker und Sprachen. Als uralalaltaisch bezeichnet man gegenwärtig diejenigen Völker, welche frühere Gelehrte mit dem Namen tatar. oder turan. Völker benannt haben. Man nimmt folgende fünf Gruppen an, wobei man jedoch nicht so sehr eine innige Stammverwandtschaft als vielmehr die analoge morpholog. Entwicklung zu Grunde zu legen berechtigt ist: 1) die finnisch-ugrische, 2) die samojedische, 3) die türkische, 4) die mongolische, 5) die tungusische, von denen die beiden ersten die uralischen, die drei letzten die altaischen Sprachen umfassen. - Vgl Schott, Über das altaische oder finnisch-tatar. Sprachengeschlecht (Berl. 1849); Castrén, Ethnolog. Vorlesungen über die altaischen Völker (Petersb. 1857); Winkler, Uralaltaische Völker und Sprachen (Berl. 1884); ders., Das Uralaltaische und seine Gruppen (ebd. 1885).

Ural-Eisenbahn, Uraler Bahn, s. Russische Eisenbahnen, Übersicht A.

Uraleule, s. Habichtseule.

Uralīt, Mineral, s. Hornblende.

Uralītporphyr, Gestein, s. Augitporphyr.

Uralĭum, Chloralurethan, etwas bittere, in Alkohol leicht, in Wasser schwer lösliche Krystalle, die man durch Auflösen von Urethan in wasserfreiem Chloral erhält. U. wird in Gaben von 2 bis 3 g neuerdings als Schlafmittel empfohlen.

Ural-Kosakenheer, eine Abteilung des russ. Heers, die dem Oberkommandierenden der Truppen des Kasan-Militärbezirks und speciell dem "stellvertretenden Ataman" untersteht, dessen Sitz in Uralsk ist. Sein (Ural) Gebiet umfaßt 7059,5 qkm; zum Heeresstande gehörten 1887: 101517, nicht zum Heeresstande 37368 Personen. Es stellt (1897) auf im Frieden (ersten Aufgebots) 2 Reiterregimenter zu je 6, 1 zu 4 Sotnien, 1 Leibgardeeskadron; im Kriege außer jenen zweiten Aufgebots 3 Reiterregimenter zu je 6 Sotnien; drittes Aufgebot: 1 Reiterregiment zu 6, 2 zu je 4 Sotnien. Die Leibgardeeskadron steht in der 1. Gardekavalleriedivision, je 1 Regiment in der 9. und 15. Kavalleriedivision, und in der turkestanischen Kosakenbrigade.

Urálsk. 1) Gebiet im westlichsten Teile von Russisch-Centralasien, grenzt im N. an die Gouvernements Samara und Orenburg, im O. an das Gebiet Turgaj und an den Aralsee, im S. an Transkaspien und das Kaspische Meer, im W. an die Gouvernements Astrachan und Samara und hat 360437,5 qkm, wovon 60569 qkm rechts am Uralfluß liegen, also geographisch zu Europa gehören, mit (1897) 598493 E., d. i. 1,7 auf 1 qkm. U. ist im N. ein hügeliges und fruchtbares Steppengebiet, das sich nach S. hin unter das Niveau des Schwarzen Meers senkt und hier selbst einen salzhaltigen und sandigen Boden besitzt. Im O. ziehen sich Ausläufer des Uralgebirges mit dem Mugodschargebirge. Hauptflüsse sind der schiffbare Ural und die Emba; die andern münden in Landseen oder verlieren sich im Sande. Seen nehmen 3857 qkm ein. Das Klima ist ausgeprägt kontinental und leidet Mangel an Niederschlägen. Die Bevölkerung besteht zumeist aus Kirgisen (über 400000), dann Russen (105000), Tataren, Kalmücken, Baschkiren. Der Religion nach sind Mohammedaner 76,4 Proz., russisch-orthodox 12,9, Raskolniken 10,5. Die Hauptbeschäftigung ist Vieh-, besonders Schafzucht, ferner auf dem Ural und der Emba ein einträglicher Fischfang mit Kaviarbereitung. An Vieh wird gezählt: 388800 Pferde, 370700 Rinder, 2 Mill. Schafe, 157000 Kamele. An Fabriken giebt es Talgschmelzereien, Ziegeleien, Gerbereien, Mühlen u. s. w. mit einer Gesamtproduktion von 800000 Rubel; ferner etwa 200 km Eisenbahn; 2 Mittelschulen für Knaben, 2 für Mädchen und 2 Specialschulen. Das Gebiet zerfällt in 4 Kreise: Emba, Gurjew, Kalmykowsk und U. - 2) Kreis im nördl. Teil des Gebietes U., im Gebiet des Uralflusses, hat 75522,3 qkm,