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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Uraltau – Uranotantal

wovon 27315 geographisch zu Europa gehören, 225616 E.; Ackerbau, Fischerei und 48 Fabriken. – 3) Hauptstadt des Gebietes und des Kreises U., schön gelegen an der Mündung des Tschegan in den Ural und an der Linie Pokrowskaja-U. der Eisenbahn Rjasan-U., Sitz des Militärgouverneurs, hat (1897) 36597 E., meist Russen; 10 Kirchen, 4 Raskolniken-Kapellen, 3 Moscheen, Realschule, Mädchengymnasium, Musikschule, Bibliothek, Museum, Theater, 2 Zeitungen, Filiale der Reichsbank; Talgschmelzerei, Gerberei, Ziegeleien, 1 Bierbrauerei, 2 Jahrmärkte.

Uraltau, s. Ural.

Urämīe (grch.), s. Harnvergiftung.

Urān (chem. Zeichen Ur, Atomgewicht 239), ein Metall, das 1789 von Klaproth entdeckt, aber erst 1847 von Peligot in Paris genauer untersucht wurde. Es findet sich in der Natur nicht gediegen, sondern hauptsächlich als Uranoxydoxydul im Uranpecherz (s. d.), ferner, obgleich ziemlich selten, als Uranphosphat im Uranglimmer und als Hydrat des Uranoxyds im Uranocker. Man erhält das metallische U. aus dem Uranchlorür durch Reduktion mit Natrium. Das reduzierte Metallpulver wird zusammengeschmolzen. Das U. ist ein weißes, etwas hämmerbares, sehr hartes Metall vom spec. Gewicht 18,7; es läuft bei Zutritt der Luft an und verbrennt beim Glühen an der Luft zu schwarzem Uranoxydul. Es löst sich leicht in verdünnten Säuren. Das reine Metall findet keine Anwendung, dagegen macht man von einigen Uranpräparaten, die man in Joachimsthal in Böhmen und anderwärts fabrikmäßig darstellt, in der Technik Gebrauch, so zum Gelbfärben des Glases, zur Erzeugung des Canarienglases, das im durchgehenden Lichte gelblich, im auffallenden Lichte grün erscheint. Man benutzt ferner die Oxyde des U. bei der Porzellan- und Emailmalerei und das salpetersaure Uranoxydul unter dem Namen Wothlisches Salz in der Photographie. Die Salze des U. leiten sich meist vom Hydrat des Uranoxydes, UO₂(OH)₂, ab, so das Uranoxydnitrat, UO₂(NO₃)₂ + 6 H₂O, und das Uranoxydacetat, UO₂(C₂H₃O₂)₂ + 2 H₂O, die zum Titrieren der Phosphorsäure verwendet werden. Man nennt diese Salze Uranylsalze, weil in ihnen das Radikal Uranyl, UO₂, vorkommt. Außerdem kennt man noch Salze des vierwertigen U.

Uranchai, mongol. Name der Sojoten und Altaier, s. Sojoten.

Urānglas, soviel wie Canarienglas (s. d.).

Urānglimmer, älterer zusammenfassender Name für zwei Mineralien, die auf Grund ihrer Krystallisation und chem. Zusammensetzung auseinander gehalten werden müssen, für den Kalk- und den Kupferuranit. Der Kalkuranit, in rhombischen, aber den Dimensionen nach von tetragonalen nur wenig abweichenden tafelartigen, höchst vollkommen basisch spaltbaren, optisch zweiachsigen Krystallen von zeisiggrüner bis schwefelgelber Farbe, ist phosphorsaures Uranylcalcium, Ca(UO₂)₂(PO₄)₂ + 10 H₂O. Der Kupferuranit bildet schärferkantige und glänzendere, dem tetragonalen System angehörige, sehr dünn-tafelartige Krystalle, ist optisch einachsig und von gras- bis smaragdgrüner, auch spangrüner Farbe; er ist das dem Kalkuranit analoge Doppelphosphat von Kupfer und Uran (phosphorsaures Uranylkupfer), aber mit nur 8 Molekülen Krystallwasser, Cu(UO₂)₂(PO₄)₂ + 8 H₂O. Beide finden sich zu Johanngeorgenstadt und Eibenstock in Sachsen sowie in Cornwall an mehrern Orten, der Kalkuranit auch zu Autun in Frankreich, der Kupferuranit zu St. Yrieix bei Limoges, meist auf Gängen im Granit.

Uranĭa, die Tochter des Zeus und der Mnemosyne, Mutter des Linos von Apollon, nach Catull Mutter des Hymenaios, ist eine der neun Musen (s. d.) und galt später speciell für die der Astronomie. Daher ward sie mit der Himmelskugel, auf die sie mit einem Stabe deutet, dargestellt. – Eine andere U. ist Tochter des Okeanos und der Tethys. – U. ist ferner ein Beiname der Aphrodite (s. d.).

U. heißt auch der 30. Planetoid.

Uranĭa, eine in Form einer Aktiengesellschaft begründete wissenschaftliche Anstalt zu Berlin, deren Zweck die Förderung naturwissenschaftlicher Anschauung und Belehrung ist. 1889 wurde sie unter der Direktion von M. Wilhelm Meyer eröffnet. Sie gliedert sich in eine astron., physik, und mikroskopische Abteilung, enthält ferner ein wissenschaftliches Theater und giebt die Zeitschrift «Himmel und Erde» und eine «Sammlung populärer Schriften» heraus. Die in den Sammlungen und der Sternwarte vorhandenen Instrumente werden dem Publikum mit den entsprechenden Erläuterungen in ihrer Wirkungsweise vorgeführt. Der eigenartigste Teil des Unternehmens ist das Theater, das bestimmt ist, ein verkleinertes Bild der Natur wirkungsvoll und allgemeinverständlich zu entwickeln.

Uranĭenborg, Schloß, s. Hven.

Uranīn, Fluoresceïnnatrium. Es wird als gelber, nicht sehr echter Farbstoff für Seide und Wolldruck benutzt.

Urānocker, citrongelbe bis pomeranz- und schwefelgelbe, sehr milde und weiche, zerreibliche rindenartige Überzüge und eingesprengte Partien, die zu Johanngeorgenstadt und Joachimsthal das Uranpecherz begleiten. Der U. besteht hauptsächlich aus Uranhydroxyd mit beigemengtem Uransulfat.

Uranogrăphie (grch.), Himmelsbeschreibung.

Uranolīthen (grch.), s. Meteorsteine.

Uranomĕtrie (grch.), Himmelsmessung, ein für verschiedene Sternkarten (s. d.) gewählter Name.

Uranoplástik (grch.), die künstliche Gaumenbildung.

Urănos (grch.), Himmel. Er erscheint personifiziert zuerst in der Hesiodischen Theogonie als Erstgeborener der Gaia (Erde), der als die die Erde mit Feuchtigkeit und Wärme durchdringende Zeugungskraft des Himmels mit dieser seiner Mutter die Titanen, die Kyklopen und die drei hundertarmigen Riesen Kottos, Briareos und Gyes erzeugte. Alle diese Kinder waren dem Vater verhaßt, und er verbarg sie gleich nach der Geburt in der Tiefe der Erde. Diese aber rächten sich dafür auf den Rat und mit Hilfe ihrer Mutter, die dem Kronos, dem jüngsten der Titanen, eine gewaltige Sichel in die Hand gab, womit er dem U., als dieser herbeikam, die Gaia zu umarmen, das Zeugungsglied abschnitt und es ins Meer warf, wo aus dem Schaum, der sich darum anhäufte, die Aphrodite (Venus) hervorging, während aus den Blutstropfen, die dabei auf die Erde gefallen waren, die Erinnyen, die Giganten und die Melischen Nymphen, die Dämonen der Rache und rohen Gewalt, entsprangen. In röm. Zeit erscheint U. als Cälus; er wird dann als bärtiger Mann mit über dem Kopf ausgespanntem Gewand, besonders bei Darstellung des Parisurteils und des Phaëthonsturzes, aufgefaßt.

Uranoscŏpus scaber L., Fisch, s. Himmelsgucker.

Uranotantāl, Mineral, s. Samarskit.