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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Urtikation; Urtoba; Urtscha; Urua; Urubamba; Urubu; Urūcu; Uruguāy; Uruguāy

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Urtikation - Uruguay

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Urtiere'

Anzahl von Teilstücken (Sporen) zerfällt, die später aus der Kapsel ausschwärmen und zu neuen Tieren heranwachsen. Die U. sind fast ausnahmslos mikroskopisch klein und leben größtenteils im Wasser, nur einige wenige parasitisch in andern Tieren. Viele von ihnen nähern sich in Aussehen und Lebensweise dermaßen den niedrigst stehenden, einzelligen Pflanzen, daß bei ihnen eine sichere Unterscheidung, ob Tier oder Pflanze, nicht zu geben ist (hierher gehören besonders die Flagellaten, Volvocinen und Schizomyceten), ein Umstand, der Haeckel zur Aufstellung eines besondern Zwischenreichs der Protisten (vgl. E. Haeckel, Das Protistenreich, Lpz. 1878) Veranlassung gab. Indessen ist damit nicht viel gewonnen, da an Stelle der früher einfachen Grenze nunmehr die ebenso unsichere Unterscheidung der Protisten von Pflanzen und Tieren tritt. Man scheidet die U. gegenwärtig in I. die Wurzelfüßer (s. d., Rhizopoda) und II. die Aufgußtierchen (s. d.), Infusorien (Infusoria) mit der ersten Unterklasse der Geißeltierchen (s. d., Flagellata), zu denen die Monadinen gehören, mit der im menschlichen Darm schmarotzenden Cercomonas intestinalis Lampe. (s. Tafel: Urtiere, Fig. 1), der in der Scheide menschlicher Weiber vorkommenden Trichomonas vaginales Donne (Fig. 2), und mit Trichomonas batrachorum Perty (Fig.4) und Megastoma entericum Grassi (Fig. 3). Ferner gehören hierher die Astasiinen mit Euglena viridis Ehrenb. (Fig. 5) und die Choanoflagellaten mit Codosiga botrytis Ehrenb. (Fig. 15). Zu den Cystoflagellaten gehören die Leuchttierchen (z. B. Noctyluca miliaris Surr., Fig. 14). Die zweite Unterklasse wird von den Wimperinfusorien gebildet. Sie besteht aus folgenden Ordnungen: 1) Holotricha, der Körper ist gleichmäßig mit Wimpern bedeckt, die von geringerer Länge als der Körper selbst sind und in regelmäßigen Reihen stehen. Zu ihnen zählt Opalina ranarum Stein (Fig. 6) aus dem Mastdarm des Taufrosches. 2) Heterotricha, Körper gleichmäßig mit feinen, in Reihen stehenden Wimpern bekleidet, um den Mund eine Zone stärkere Wimpern. Hierher Balantidium coli Malmst. (Fig. 7) aus dem Dickdarm des Menschen, Stentor Roselii Ehrenb. (Fig. 8) und Freya ampulla Clap. et Lachmann (Fig. 9). 3) Hypotricha, Rücken- und Bauchfläche verschieden, erstere meist nackt, letztere bewimpert, flach, oft mit haken- und stilettartigen Bildungen besetzt, z. B. mit Stylonychia mytilus Ehrenb. (Fig. 10) und Aspidisca lyncaster Ehrenb. (Fig. 11). 4) Peritricha, mit glockenförmigem und teilweise bewimpertem Körper, Wimpern oft am Rande einer Mundscheibe. Hierher das Glockentierchen (Carchesium polypinum Ehrenb. (Fig. 12). 5) Suctoria, ohne Wimpern mit Saugröhren in Gestalt geknöpfter Fortsätze; hierher Podophyra gemmipara R. Hertw. (Fig. 13).

Urtikation (lat.), das Peitschen mit Nesseln, ein Reizmittel bei Lähmung und Unempfindlichkeit der Glieder.

Urtoba, eine Art Weizen (s. d.).

Urtscha, ind. Vasallenstaat, s. Centralindien.

Urua, s. Kassongos Reich.

Urubamba, linker Quellfluß des Ucayali (s. d.).

Urubu, der einheimische Name für die Südamerika. Aasgeier (Cathartes), besonders den Rabengeier (s. d.), die einen relativ schwächern Schnabel und dünnere Läufe als der Kondor, auch keine Fleischlappen auf dem Kopfe haben. Ihr Gefieder ist einfarbig.

Urūcu, Farbstoff, s. Orlean. ↔

Uruguāy, einer der beiden Stammflüsse des La Plata (s. d.) in Südamerika, entsteht an der Serra Geral im brasil. Staat Santa Catharina aus der Vereinigung des Pelotas und Marombas, strömt in sehr schnellem Laufe westwärts, wendet sich nach Süden und scheidet Brasilien und dann U. von den argentin. Provinzen Corrientes und Entre-Rios. Nachdem er rechts den Peperi, Mirinay, links den Ijuhy, Ibicuy, Cuaraim, Arapey, Quegua, zuletzt den mächtigen Rio Negro aufgenommen, mündet er im Norden von Buenos-Aires in den La Plata. Die Länge wird auf 1600 km, sein Gebiet auf 358 000 qkm geschätzt. Er ist als Wasserstraße für die angrenzenden Staaten von großer Wichtigkeit. Von seiner Mündung etwa 130 km aufwärts bildet er bis zur Punta von Fray-Bentos ein seeartig erweitertes Becken von 11 bis 16,6 km Breite. Auf dieser Strecke hat er nur geringe Strömung und geringe Tiefe, aber eine tiefere Furche, so daß er von tiefgehenden Schiffen befahren werden kann. Ungefähr 83 km oberhalb Paysandu kommen die untersten Stromschnellen vor, der Salto-Chico, der die obere Grenze für die kleinen Segelschiffe und Dampfer bildet. Etwa 15 Km weiter aufwärts findet sich der Große Fall (Salto-Grande), der bei günstigem Winde von Barken passiert werden kann. Der Strom hat periodische Anschwellungen.

Uruguāy oder Republik Orientale des Uruguay, Freistaat in Südamerika, wird im S. und W. durch die Ströme La Plata und U. von Argentinien getrennt, grenzt im SO. an den Atlantischen Ocean, im NO. und N. an den brasil. Staat Rio Grande do Sul und bedeckt 178 700, nach älterer Messung 186 920 qkm. (S. die Nebenkarte zur Karte: Brasilien und die Karte La Plata-Staaten u. s. w.) Die geogr. Lage ist sehr günstig. Das Land bildet ein welliges Hügelland von geringer absoluter Höbe und wird von schmalen, felsigen Bergzügen (Cuchillas, d. i. Messer) durchsetzt, die im N. wirklichen Gebirgscharakter bis zu 600 m Höhe annehmen; besonders die Cuchilla-Grande, ein von Higueritas bis gegen den Rio Jaguarao ziehender Höhenzug, sowie im N. die Cuchilla de Belem und del Haedo im Departamento Salta treten hervor. Die höchste Höhe ist der Credo Acegua an der brasil. Grenze (621 m). Die Gebirge bestehen aus einer altkrystallinischen Achse, aus Kreide, Tertiär und alten Eruptivgesteinen, vielleicht auch aus paläozoischen Schichten. Die Ebenen liegen durchgängig höher als die der benachbarten argentin. Provinzen. An nutzbaren Mineralien scheint U. nicht reich zu sein. Von Erzen kommen Eisen, Zink, angeblich auch Silbererze, Blei, Schwefel, Antimon und Steinkohlen vor. Gold wird im Departamento Rivera gewonnen. Am meisten gewinnt man bisher Achate, Karneole und Amethyste, die man ausführt. Die Bewässerung ist überaus reichlich. Außer La Plata und U., welche das Land dem auswärtigen Verkehr aufschließen, bewässert der Rio Negro mit dem Rio Yi reichlich die Hälfte der Bodenfläche. Im O. werden fast alle Gewässer vom Rio Cebollati gesammelt, welcher in die Lagune Mirim fließt. An der Küste ziehen sich Lagunen hin; dahinter liegen sumpfartige Niederungen. Sonst ist der Boden teils zum Ackerbau, teils zur Viehzucht geeignet.

Klima, Pflanzen- und Tierwelt. Das Klima gehört bereits zu den subtropischen. In Montevideo herrscht eine Mitteltemperatur von 16,8°, der Januar steigt bis 22,8, der August fällt bis 10,9°. Im

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 135.