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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Versalbuchstaben; Versālbuchstaben; Versammelte Gänge; Versammlungsrecht

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Versalbuchstaben - Versammlungsrecht

Westbahn sowie an der Großen Pariser Gürtelbahn und einer Trambahn nach Paris (s. den Situationsplan: Paris und Umgebung), ist Sitz des Kommandos der 3. Artillerie- sowie der Geniebrigade, eines Bischofs, Gerichtshofs erster Instanz, Handelsgerichts, einer Ackerbaukammer, Forstinspektion, Sparkasse, Filiale der Bank von Frankreich und der Société Générale, hat (1896) 42812, als Gemeinde 54874 E. (3195 mehr als 1891), in Garnison das 27. Dragoner-, 11. und 22. Artillerie-, 1. und 5. Genieregiment, die 20. Traineskadron, Großes und Kleines Seminar, Lyceum, Lehrerseminar, prot. und israel. Kultus, eine Bibliothek mit 112200 Bänden (darunter 208 Inkunabeln) und 1196 Handschriften, Theater; Brauerei, Lohgerberei, Baumschule, Handschuhfabrikation und Handel mit Holz, Getreide, Eisen, Wolle, Wein und Branntwein. V. ist regelmäßig gebaut, aber unbelebt, wird durch die breite, zur Place d’Armes führende Avenue de Paris in eine nördl. und südl. Hälfte geteilt, hat 8 Kirchen (darunter eine reformierte und eine anglikanische), vor der Kathedrale St. Ludwig das Bronzestandbild des Abbé de l’Epée von Michaut, auf der Place Hoche ein Bronzestandbild des Generals Hoche von Lemaire, und ist berühmt durch das 415 m lange Schloß, das 1672 an Stelle von St. Germain königl. Residenz wurde. Ende des 16. Jahrh. war V. ein Dorf im Walde, bei dem Heinrich Ⅳ. und Ludwig ⅩⅢ. ein Jagdschloß erbauten, daran ließ Ludwig ⅩⅣ. zwei Seitenflügel, die großen Flügel nach Norden und Süden und die Galerie an der Gartenseite sowie viele Nebengebäude errichten und nach Le Nôtres Plänen die schönen Gartenanlagen herstellen, insgesamt mehr als eine Milliarde darauf verwendend. Baumeister waren Leveau und Jul. Hardouin Mansard. Gleichzeitig wurde durch Begünstigung Baulustiger der Grund zur Stadt gelegt, die unter Ludwig ⅩⅥ. 100000 E. hatte. Der Mittelbau enthält das alte Jagdschloß, daran sind die den Marmorhof abschließenden Seitenflügel, die je mit einem Pavillon enden, nach Osten gebaut. Zwischen den beiden Pavillons liegt die Cour Royale, gegen die Place d’Armes durch ein Gitter abgesperrt. Neben dem Pavillon Ludwigs ⅩⅤ. ist nördlich die reich geschmückte Schloßkapelle (1699‒1710), daran stößt der nördl. Flügel, der mit dem Theater abschließt, worin 1871‒79 erst die Nationalversammlung, dann der Senat tagten. Hier befinden sich Gemäldesammlungen (große Schlachtenbilder aus dem algerischen, Krim- und ital. Kriege) und Skulpturen. Der Mittelbau enthält im Parterre die Galerie berühmter Krieger Frankreichs, die Galerie Ludwigs ⅩⅢ. u. s. w., im ersten Stock die Zimmer des Königs und der Königin, verschiedene Salons und zwischen den Salons des Krieges und des Friedens an der Gartenseite die berühmte Große Spiegelgalerie (Galerie des glaces), die bei 73 m Länge 10,5 m breit und 13 m hoch und mit großen Gemälden (Thaten Ludwigs ⅩⅣ.) und Deckenmalerei geschmückt ist. Ferner sind hier Aquarelle von 1796 bis 1814 und überall Schmuck und Kunstwerke aller Art. Im südl. Flügel sind die Galerien des Kaiserreichs, der Marine, der Skulpturen, von 1830, der Porträte, die 120 m lange, 13 m breite, prächtige Galerie der Schlachten und der Deputiertensaal. Die Gärten auf der Westseite des Schlosses sind zum Teil erhalten und regelmäßig angelegt; berühmt sind die Wasserkünste. Vom Schloß führen nach Süden zwei 20 m breite Marmortreppen (jede mit 103 Stufen) hinab zur Orangerie, weiter zum großen Bassin, zur Gartenbauschule; Bosquets, Bassins, Alleen, Bauwerke, Figuren, Gruppen u. a. schmücken die einzelnen Teile des Parks. An der Nordseite desselben liegen die beiden von Ludwig ⅩⅣ. und Ludwig ⅩⅤ. erbauten Trianons (s. d.), zu denen vom Nordflügel des Schlosses eine Avenue führt. Während der Revolution verfielen Schloß und Garten. Napoleon Ⅰ. that nur das Nötigste zur Erhaltung, Ludwig Philipp ließ das Innere herstellen und die Sammlungen vervollständigen.

^[Abb. Wappen von Versailles]

In V. wurden 1. Mai 1756 die Verträge zwischen Frankreich und Österreich unterzeichnet, welche den Siebenjährigen Krieg anbahnten, sowie 30. Nov. 1782 der Präliminarfriede und 3. Sept. 1783 der Definitivfriede Englands mit Nordamerika, Spanien und Frankreich geschlossen, worin die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten anerkannt und an Frankreich die Inseln Tabago, Saint Pierre und Miquelon abgetreten wurden. Spanien behielt das eroberte Menorca. Am 19. Sept. 1870 wurde V. von den Deutschen besetzt und daselbst 15. Nov. die Verträge mit Baden und Hessen, 23. und 25. Nov. mit Bayern und Württemberg geschlossen, die zur Gründung des Deutschen Reichs führten (s. Deutschland [und Deutsches Reich, Geschichte]), worauf 18. Jan. 1871 in der Spiegelgalerie des Schlosses zu V. die Proklamation des Deutschen Kaisers stattfand. Nach längern Verhandlungen wurden hier die Friedenspräliminarien (Versailler Präliminarfriede) 24. Febr. festgesetzt und 26. Febr. 1871 unterzeichnet. (S. Deutsch-Französischer Krieg von 1870 und 1871, Ⅳ.) Am 12. März räumten die Deutschen V., das nunmehr bis 1879 Sitz der Regierung des Präsidenten Thiers und der franz. Nationalversammlung sowie Hauptquartier der Versailler Truppen unter Mac-Mahon während der Zeit der Commune wurde. – Vgl. Laborde, V. ancien et moderne (Par. 1839); Gavard, (Galeries historiques de V. (13 Bde. in Fol., ebd. 1835‒44; 3. Aufl., 3 Bde., 1837‒44, Prachtwerk mit Kupfern; Supplement dazu 6 Bde., 1847‒49); Boudin, Histoire généalogique du musée des croisades, palais de V. (4 Bde., ebd. 1858‒66); Laurent-Hanin, Histoire municipale de V. (4 Bde., Versailles 1885‒89); Dussieux, Le château de V. (2 Bde., ebd. 1887); Bosq, V. et les Trianons (ebd. 1887); Versailles, Manuel-guide (Par. 1889); de Nolhac und Pératé, Le musée national de V. (ebd. 1896).

Versālbuchstaben oder Versalĭen (vom lat. versus, Zeile, Absatz) heißen die großen oder Anfangsbuchstaben (A), ohne Zweifel deshalb, weil sie zunächst zu Anfang des Verses oder des Kapitels gebraucht wurden. Davon zu unterscheiden sind (in der lat. Schrift, der sog. Antiqua) die Kapitälchen (ᴀ), die zwar die Form der V. haben, aber in der Regel um ein Drittel kleiner als die V. der betreffenden Typengattung sind. (S. auch Initialen.)

Versammelte Gänge, in der Reitkunst, s. Gänge (des Pferdes).

Versammlungsrecht. Grundsätzlich besteht in Deutschland seit 1848 das Recht, zum Zweck der Verhandlung bestimmter Angelegenheiten in öffentlichen wie in solchen Versammlungen, welche nur bestimmten Personen zugänglich sind, zusammenzutreten.