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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Vibila - Vic

Vibilĭa, der 144. Planetoid.

Viborg, Hauptort des Stiftes und des Amtes V. (3032,6 qkm, 100783 E.) auf der dän. Halbinsel Jütland, Stiftamtmanns- und Bischofssitz, an dem kleinen See gleichen Namens und Station der Linie Holstebro-Langaa der Jütischen Eisenbahnen, zählt (1890) 8352 E. V., vielleicht die älteste Stadt in Jütland, war seit 1065 Bischofssitz und 1836‒48 der Versammlungsort der Provinzialstände. Im Mittelalter war die Stadt viel bedeutender; noch gegenwärtig hat V. einen bedeutenden Umfang, aber viele unbebaute Plätze. Es bestehen zwei Kirchen (früher zwölf), eine Kathedralschule, ein Domhaus (Sitz des Oberlandesgerichts), ein Hospital, ein Zucht- und Arbeitshaus; Gerbereien, Brauereien, Maschinenfabriken u. s. w. Das merkwürdigste Gebäude ist die im 12. Jahrh. aufgeführte, 1864‒76 prachtvoll restaurierte, aus Granit erbaute, roman. Domkirche. Der Hafen und Ladeplatz der Stadt ist Hjarbäk, 8 km nördlich am Limfjord.

Viborg, Stadt in Finland, s. Wiborg.

Vibration (lat.), Schwingung (s. d.).

Vibrationsmikroskop, ein von Helmholtz erfundenes Instrument zur Beobachtung der Schwingungsformen der Körper. An der Zinke einer Stimmgabel, die elektromagnetisch nach Art des Neefschen Hammers (s. Wagnerscher Hammer) in Schwingungen erhalten wird, schwingt z. B. das Objektiv eines Mikroskops vertikal und zieht jeden glänzenden Punkt auf dem zu untersuchenden Körper in eine kleine vertikale Linie aus. Befindet sich nun z. B. ein Metallkörnchen auf einer geschwärzten, vertikal gespannten, auf die Stimmgabel gestimmten Saite, die man horizontal mit dem Fiedelbogen streicht, so entsteht eine geschlossene glänzende Kurve, aus der man, da die Bewegung der Stimmgabel genau bekannt ist, jene der Saite abnehmen kann. Es zeigt sich, daß die Saite durch das ganze Schwingungsfeld mit gleichbleibender Geschwindigkeit hin- und ebenso plötzlich umkehrend wieder mit einer andern, aber für die ganze Rückbewegung gleichen Geschwindigkeit zurückgeht. Spannt man eine weiße Saite auf schwarzem Grund, quer über derselben eine schwarze, gleichgestimmte Saite und streicht nun beide, so giebt der bewegte Durchschnittspunkt ein dunkles Parallelogramm auf hellerm Grund, woraus die obige Bewegungseigenschaft der gestrichenen Saite ganz einfach folgt. (S. Lissajoussche Figuren.)

Vibrationstheorie, s. Licht.

Vibrieren (lat.), schwingen, zittern.

Vibriōnen, den Spirillen (s. Spirillum) nahestehende Bakterien von der Form wenig schraubenförmig gewundener kurzer Stäbchen, die lebhaft schwärmender Bewegung fähig sind. Zu ihnen gehört der oft als Kommabacillus bezeichnete Erreger der Cholera (s. d.). Seit seiner Entdeckung sind insbesondere aus Flußwasser und Düngerjauche zahlreiche choleraähnliche V. gezüchtet worden, die sich jedoch von den Sachverständigen mit Bestimmtheit vom Cholerabacillus unterscheiden lassen. Eine Umwandlung choleraähnlicher V. in den Cholerabacillus ist noch nie beobachtet worden.

Vibrogramm, Vibrogrāph (lat.-grch), in der Akustik, s. Phonautograph.

Viburnum L., Pflanzengattung aus der Familie der Kaprifoliaceen (s. d.) mit gegen 80 Arten, vorzugsweise in der nördl. gemäßigten Zone, strauchartige Gewächse, seltener Bäume, mit gegenständigen, nicht selten immergrünen Blättern und lebhaft gefärbten, in Trugdolden vereinigten Blüten. Von den schön blühenden Arten dieser Gattung finden mehrere in Parkgärten Verwendung. In Gebüschen der Kalkformation häufig ist V. lantana L., der Schießbeerstrauch, 4‒5 m hoch, mit eirund-länglichen, gezähnelt-gesägten, unten runzeligen, mehlig-filzigen Blättern, siebenästigen Scheindolden weißer Blüten und grünen, dann hochroten, schließlich schwarzen Beeren. Der in feuchtem Boden gemeine, bis 4 m und darüber hohe Strauch V. opulus L., Wasserholder, mit dreilappigen, gesägten, oben glatten, frischgrünen Blättern und mit scheindoldigen, weißen Blüten, von denen die äußern geschlechtslos und größer sind, trägt scharlachrote, herbe und saure brechenerregende Beeren, die aber von Drosseln (Drosselbeeren) und Haselhühnern gern gefressen werden. Die Gartenform, der gefüllte Schneeball (var. sterile DC.), hat geschlechtslose und infolgedessen um vieles größere Blüten, die rundliche, Schneeballen ähnliche Massen bilden. Er wird aus Steckholz oder Ablegern vermehrt, mit Vorliebe aber zur Erziehung von Kronenbäumchen auf den gewöhnlichen Wasserholder veredelt. Das Laub dieses Strauchs wird oft durch eine ihm eigentümliche Blattlaus sowie durch Blattflöhe beschädigt. Eine andere Art, von der ebenfalls eine gefülltblühende (sterile) Form kultiviert wird, ist V. tomentosum Thunb. var. plicatum Miq., aus Japan stammend. Dieser Zierstrauch zeichnet sich vor dem gemeinen gefüllten Schneeball durch einen viel niedrigern Wuchs, größere gefaltete Blätter und dadurch aus, daß seine Blüten nie von Blattläusen befallen werden. Dem Wasserholder sehr ähnlich ist das nordamerikanische V. oxycoccos Pursh., doch sind die unfruchtbaren Randblumen weder so flach noch von so schneeigem Weiß. Die roten Früchte haben den Geschmack der Johannisbeere und können diese ersetzen. Andere meistens aus Nordamerika stammende Arten, wie V. lentago L., V. prunifolium L. u. a., sind ebenfalls geschätzte Ziersträucher. V. tinus L., der Laurus tinus oder Laurustin der Gärtner, ist einer der schönsten Sträucher an den Mittelmeerküsten. Er wird 3 m hoch und hat immergrüne, glänzende glatte oder behaarte Blätter, reiche Trugdolden weißer Blüten und stark abführende schwarzblaue Beeren. Er wird in der Orangerie oder in Wohnräumen unterhalten und blüht hier oft schon im Februar und März, im Keller überwintert erst gegen den Sommer hin. Bald nach der Blüte wird er umgepflanzt und beschnitten. Man vermehrt ihn leicht durch Stecklinge und zieht von ihnen oft kleine Kronenbäume.

Vic (spr. wick), Hauptstadt des Kantons V. (7778 E.) im Kreis Château-Salins des Bezirks Lothringen, an der Seille, am Fuß von Weinbergen, inmitten von Gärten und Hopfenfeldern, an der Nebenlinie Burthecourt-V. (3 km) der Elsaß-Lothr. Eisenbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Metz) und Steueramtes, hat (1895) 2123 E., darunter etwa 90 Evangelische und 30 Israeliten, Post, Telegraph, Teile der im 12. Jahrh. angelegten Mauern und Gräben, spätgot. Kirche (15. Jahrh.), spätgot. ehemalige bischöfl. Münze, altertümliche Häuser, altes spätgot. Eingangsthor zum bischöfl. Palaste, Marienhospiz für Kranke und Pfründner, Waisenhaus und eine bedeutende Saline, die schon von den Römern benutzt wurde; Gerberei, Gips- und Kalkbrennerei, Weinbau (namentlich Rotwein), Melonen- und Spargelzucht.