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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Vierräuberessig - Vierwaldstätter See

gehenden Welse, durch eine Kastanienallee mit Schwedt verbunden, hat (1895) 1621 E., darunter 26 Katholiken und 28 Israeliten, Postagentur, Fernsprechverbindung, evang. Kirche: starken Tabakbau, Tabakfabrikation und Viehzucht.

Vierräuberessig, s. Essig.

Viersen, Stadt im Kreis Gladbach des preuß. Reg.-Bez. Düsseldorf, an den Linien M.-Gladbach-Venlo, M.-Gladbach-V.-Duisburg-Hamm und der Nebenlinie Neersen-V. (7 km) der Preuß. Staatsbahnen, sowie den Nebenlinien V.-Süchteln-Krefeld (18 km), Hüls-Süchteln-V. (21 km) und V.-Grefrath (9,4 km) der Krefelder Eisenbahn, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Düsseldorf) und einer Reichsbanknebenstelle, hat (1895) 22 795 (10 784 männl., 12 011 weibl.) E., darunter 1838 Evangelische und 128 Israeliten, Postamt erster Klasse, Telegraph, 4 kath., 1 evang. Kirche, Kaiser-Wilhelm-Denkmal, Progymnasium, höhere Mädchenschule, Handwerker-Fortbildungs- und Sonntagswebeschule und Wasserwerk. V. ist einer der Hauptplätze am Niederrhein für Anfertigung feiner Sammete und Plüsche (Handweberei), billiger Sammete (Fabrikbetrieb) und Seidenwaren (Schirm- und Kleiderstoffe); ferner bestehen Baumwollspinnerei, bedeutende Flachs- und Hanfgarnspinnerei, Leinenweberei, Färbereien, Appreturen und eine Fabrik für mechan. Webstühle. - Vgl. Schroeteler, Die Herrlichkeit und Stadt V. (Viersen 1861); Norrenberg, Aus dem Viersener Bannbuche (ebd. 1886).

Vierstädte, s. Sechsstädte.

Vierstimmiger Satz, die Harmonie der Tonstücke, sofern sie aus vier nebeneinander fortlaufenden und sich zu einem Ganzen verbindenden Tonreihen besteht. Der V. S. ist als die normale Harmonie anzusehen, weil er, ursprünglich auf die natürlichste Abteilung der Singstimme gegründet, die Mitte hält zwischen der zu verwickelten und der einfachern Harmonie, demnach weder durch zu große Mannigfaltigkeit ununterscheidbar wird, noch durch zu viel Auslassungen dürftig ist. Den meisten Tonstücken liegt auch eine vierstimmige Harmonie zu Grunde; in der Instrumentalmusik dominiert das Streichquartett ebenso sehr, wie in den bedeutendsten Vokalwerken (z. B. den Oratorien) der vierstimmige Chor.

Vierstrahler, s. Tetractinellidae.

Vierstrahlige Korallen, s. Tetrakorallier.

Vierte Dimension, s. Dimension.

Viertelflächigkeit, s. Tetartoedrie.

Vierte Partei (engl. Fourth Party), Name einer kleinen engl. Unterhauspartei, einer Abzweigung der Tories, die neben den Konservativen, den Liberalen und den irischen Home-Rulers nach Beaconsfields Tod 1881 durch Lord Randolph Churchill, Arthur Balfour, Gorst und Sir Henry Drummond Wolff gegründet wurde. Die V. P. bekämpfte aufs heftigste Gladstones Politik, vermochte aber zu besonderer Bedeutung nicht zu gelangen und verschmolz 1886 wieder mit den Tories.

Vierter Stand, zusammenfassender Ausdruck für die Gruppe der Gesellschaft, die man sonst als Lohnarbeiter (die Proletarier des kommunistischen Manifestes) bezeichnet. Er ist nach dem Ausdrucke dritter Stand (s. Tiers-état) gebildet. Der neuere Socialismus (Marx, Engels) lehnt die Bezeichnung als unzutreffend ab, da Stand eine Berufsgliederung bedeute und diese heute der Besitzgliederung der Gesellschaft, der Klasse, habe weichen müssen.

Vierthäler, s. Bacharach.

Vierundzwanzigguldenfuß, s. Münzfuß.

Vierung, bei Kirchengebäuden, besonders mittelalterlichen Stils, der Raum, den die Durchkreuzung des Querschiffs (s. Schiff) mit dem Langhause bildet. Oft erhebt sich über der V. ein Turm (Vierungsturm), ein Dachreiter (s. d.) oder eine Kuppel.

Vierung, im Bergbau bei der Verleihung von Bergwerkseigentum nach älterm Recht, also bei gestreckten Feldern, die Entfernung der Feldesgrenzen vom Hangenden und Liegenden der verliehenen Lagerstätten. Bei den meisten ältern Bergordnungen betrug diese Entfernung 7 Lachter (14,64 m), zur Hälfte im Hangenden, zur Hälfte im Liegenden der Lagerstätte. In Preußen wurde diese V. durch Gesetz vom 5. Juli 1821 je nach dem Ermessen der Bergbehörde bis zu 500 Lachter (1045,2 m) festgesetzt. In den Berggesetzen neuern Rechts ist die V. fortgefallen. Über die Vorschrift des Allgem. Preuß. Berggesetzes vom 24. Juni 1865, welches im wesentlichen für alle deutschen Staaten gilt, s. Bergwerkseigentum.

Vierungsturm, s. Turm.

Vierwaldstätter See (frz. Lac de quatre Cantons oder de Lucerne), der schönste Gebirgssee der Schweiz, liegt zwischen den vier Waldstätten Uri, Schwyz, Unterwalden und Luzern in 437 m Höhe. (Hierzu Karte: Vierwaldstätter See.) Seine Gestalt ist unregelmäßig, eine Gliederung von sieben Seebecken, deren jedes seinen eigenen Charakter hat. Der südlichste Teil, der vom Uri-Rothstock überragte Urner See, dessen steile Felsufer (Grütli, Tellsplatte am Arenberg) der klassische Boden der Schweizer Heldensage sind, erstreckt sich zwischen den Ausläufern der Tödigruppe im O. und der Dammagruppe im W. von der Mündung der Reuß nördlich bis Brunnen, wo er durch eine Seeenge in das westlich gerichtete, zwischen den Steilwänden des östl. Rigimassivs und den Unterwaldner Bergen gelegene Becken des Gersauer Sees übergeht. Eine nur 800 m breite Straße zwischen zwei vom Vitznauer Stock und vom Bürgenstock vorspringenden Vorgebirgen, den beiden "Nasen", führt aus diesem nördlich in den Weggiser See, der sich zwischen dem Rigi und dem Bürgenstock ausdehnt und von dem nordöstlich der Küßnachter See, nordwestlich der Luzerner See, südwestlich gegen den Pilatus der durch die Seeenge von Stansstad in zwei Becken gegliederte Alpnacher See mit der Bucht von Winkel abzweigt. Diese vier Seearme bilden zusammen ein schiefes Kreuz, dessen Mitte der Kreuztrichter heißt. Die Bucht zwischen der untern Nase und Beckenried wird Buochser Bucht genannt. Die Länge des Sees von der Mündung bis zum Ausfluß der Reuß beträgt 37 km, vom Hintergrunde des Alpnacher bis an das Ende des Küßnachter Sees 17,5 km, die Breite der einzelnen Becken 1-5 km, die Größe 113 qkm, die größte Tiefe (im Urner See) 214 m. Das Wasser ist klar, im Urner See von tiefgrüner Farbe, die seeabwärts allmählich in Blau übergeht, reich an Fischen, namentlich Forellen. Die Temperatur beträgt in der Tiefe 4-6° C., an der Oberfläche im Sommer oft 18-25°. Ganz zugefroren ist der See in der histor. Zeit nie. Bei Sturm, namentlich bei Föhn, ist besonders der Urner See gefährlich. Außer der Reuß nimmt er rechts die Muota, links die Engelberger und die Sarner Aa auf. Der Seeverkehr ist sehr lebhaft und wird von 14 Dampfbooten, zahlreichen Ruder- und Segelschiffen (Nauen) vermittelt. Uferorte sind: Flüelen in Uri, Brunnen, Gersau und Küßnacht in