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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Vinaigre - Vincke (Ernst Friedr. Georg, Freiherr von)

11 km südwestlich in 1330 m Höhe am Ostfuß des 3032 m hoben Monte-Tinibras ein Bad, Bagni di V., mit acht Schwefelquellen (30-62° C.).

Vinaigre (frz., spr. winägr), Essig, Weinessig; V. des quatre voleurs, Vierräuberessig, s. Essig.

Vinaróz, Bezirksstadt im NO. der span. Provinz Castellon de la Plana in Valencia, rechts von der Mündung des Cerbol ins Mittelmeer, an der Eisenbahn Tarragona-Valencia, hat (1887) 9851 E.; einen Leuchtturm, Schiffbau, Küstenschiffahrt, Fischerei, Weinbau und Handel mit Salz, Öl und Wein. Hier siegten die Franzosen unter Musniers im Nov. 1810 über die Spanier.

Vinca, Pflanzengattung, s. Immergrün.

Vincennes (spr.wängßénn), Stadt und östl. Vorort von Paris (Arrondissement Sceaux des franz. Depart. Seine), mit dem es durch Eisen- und Trambahnen verbunden ist, Sitz der Kommandos der 5. Dragoner- und der 19. Artilleriebrigade, hat (1896) 22 949, als Gemeinde 27 450 E., in Garnison das 29. Jägerbataillon zu Fuß, das 28. Dragoner- sowie 12. und 13. Artillerieregiment, ein starkes Fort, Arsenal, eine Artillerie- und eine Schießschule, Militärkrankenhaus, Reit- und Rennbahn, ein Standbild des Generals Daumesnil; Fabrikation von Posamenten, Tapeten, Militäruniformen, Dampfmaschinen und Handel. Berühmt ist das Schloß von V., im 12. Jahrh. gegründet, später erweitert, bis 1740 königl. Residenz, dann bis 1751 Sitz einer Porzellanfabrik, die nach Sèvres (s. d.) kam, sodann einer Militärschule und von 1757 ab einer Waffenfabrik. Sein 52 m hoher Donjon diente lange als Staatsgefängnis. Die spätgot. Schloßkapelle (1379-1552) ist restauriert und hat schlanke Gewölbe, Glasmalereien von Jean Cousin und ein Denkmal des Herzogs von Engbien. Die Salle d'Armes enthält einen Artilleriepark und Waffen für 120 000 Mann. Der Park (Bois de V.) bedeckt 921 ha, einschließlich des Manöverfeldes, des Artillerieschießplatzes und der Militärschießstände und enthält drei Teiche, eine Militärturnanstalt, Musterfarm, Pyramide und ein Asyl für kranke Arbeiter.

Vincennes (spr. winnßénns), Hauptort des County Knox im nordamerik. Staate Indiana, am Ostufer des Wabash-River, etwa 140 km von seiner Mündung, an der Hauptlinie der Ohio Mississippi-Bahn von Cincinnati nach St. Louis und andern Bahnen, hat (1890) 8853 E., eine höhere Schule; bedeutende Getreidemühlen und Dampfschiffahrt auf dem Wabash. In der Nähe Kohlengruben. V. ist die älteste Stadt des Staates. Schon 1702 wurde hier eine franz. Mission gegründet.

Vincent, Saint, Kap und Insel, s. Saint Vincent.

Vincent (spr. wängßáng), Arvéde (bekannt unter dem Pseudonym Barine), franz. Schriftstellerin, geb. 17. Nov. 1840 zu Paris, übersetzte aus dem Englischen "La Russie contemporaine" (1872) von Herbert Barry, lieferte mehrere Arbeiten für die "Revue politique et littéraire", "Revue bleue", Revue des Deux Mondes", Nouvelle Revue" u. a. und schrieb außerdem: "Portraits de femmes" (1887, von der Akademie gekrönt), "Essais et fantaisies" (1887), "Princesses et grandes dames: Marie Mancini, Christine de Suéde, la duchesse du Maine etc." (1890), "Bernardin de Saint-Pierre" (1891), "A. de Musset" (1893). Auch übersetzte sie Tolstois "Souvenirs" (1888).

Vincent, John Jervis, brit. Admiral, s. Saint-Vincent, Graf.

Vincentgolf, s. Sankt Vincentgolf.

Vincentinerinnen, s. Barmherzige Schwestern.

Vincentius von Beauvais (Vincentius Bellovacensis), Polyhistor des Mittelalters, war Dominikaner im Kloster Beauvais und eng befreundet mit Ludwig IX. von Frankreich, der ihn wiederholt als Vorleser und Prinzenerzieher an seinen Hof berufen zu haben scheint; V. starb 1264. Er war ohne originelle Ideen, suchte aber mit großem Fleiße aus der ihm zu Gebote stehenden Litteratur eine Übersicht über den Gesamtumfang des menschlichen Wissens zusammenzustellen. Sein Hauptwerk ist das "Speculum quadruplex" (zuerst 7 Bde., Straßb. 1473-76; dann 4 Bde., Douai 1624), bestehend aus dem Speculum naturale (den Naturwissenschaften), doctrinale (den theoretischen Wissenschaften) und historiale (der Profan- und Kirchengeschichte), denen später von unbekannter Hand noch ein Speculum morale hinzugefügt wurde. V. ist auch als pädagogischer Schriftsteller von Bedeutung. - Vgl. V. von Beauvais, Hand- und Lehrbuch für königl. Prinzen und ihre Lehrer, hg. von F. C. Schlosser (2 Tle., Frankf. 1819); Bourgeat, Études sur V. (Par. 1857); Boutaric, Vincent de Beauvais et la connaissance de l'antiquité classique au 13e siècle (ebd. 1875).

Vincenzo di Biagio (spr. wintsch-, biadscho), ital. Maler, s. Catena.

Vincenzverein, ein 1833 zu Ehren des heil. Vincenz von Paul von einigen frommen Laien zu Paris gegründeter Verein zur Unterstützung und sittlichen Besserung der Armen. Ähnliche Vereine haben sich seitdem in Frankreich und in andern Ländern sehr viele gebildet. Die einzelnen Vereine (Konferenzen) stehen nur in einem losen Zusammenhange miteinander. Weibliche Vereine derselben Art sind die Elisabethvereine.

Vincenz von Paul (de Paul, nicht: von Paula), Heiliger der kath. Kirche, geb. 24. April 1576 im Dorfe Pouy in der Gascogne, gest. 27. Sept. 1660 zu Paris, ein frommer Priester, der als Prediger und Gewissensrat einflußreich war und sich auch der Findelkinder und Galeerensklaven annahm (von den Zeitgenossen gewöhnlich Monsieur Vincent genannt), ist der Stifter der Lazaristen (s. d.) und der Barmherzigen Schwestern (s. d.) Er wurde 1729 von Benedikt XIII. heilig gesprochen. - Vgl. Fr. Leop. Graf von Stolberg, Leben des heiligen V. v. P. (Münst. 1818; 3. Aufl. 1839); Maynard, Vincent, sa vie, son temps, ses œvres, son influence (4 Bde., Par. 1860; deutsch Regensb. 1878); Morel, Vie de St. Vincent (Tours 1880); Loth, St. Vincent et sa mission sociale (Par. 1886).

Vinci, Leonardo da, s. Leonardo da Vinci.

Vinck-Boons, bisweilen auch Vinckebooms genannt, David, vläm. Maler, geb. 1578 zu Mecheln, gest. 1629 zu Amsterdam, erhielt den ersten Unterricht bei seinem Vater, einem Miniaturmaler, mit dem er sich 1587 nach Amsterdam begab. Er ist sowohl in seinen Genredarstellungen als besonders in seinen landschaftlichen Kompositionen bedeutend. Er pflegte seine Bilder mit reicher Staffage auszustatten und wählte dazu mytholog. und biblische Gegenstände oder Darstellungen aus dem Leben seines Landes, Hochzeiten, Kirchweihfeste, Jagden und Volksscenen aller Art, die er mit glücklichem Humor und großer Wahrheit geschildert hat.

Vincke, Ernst Friedr. Georg, Freiherr von, liberaler preuß. Politiker, ältester Sohn des folgenden, geb. 15. Mai 1811 zu Busch bei Hagen in der Graf-^[]