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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Waldbröl; Waldburg; Waldbuße; Walddienstbarkeiten; Waldeck

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Waldbröl - Waldeck (Fürstentum)

werden sofort getötet oder in ihren Lebensfunktionen so gestört, daß sie absterben. Vorbeugend macht man in Nadelholzforsten gerade, 10‒20 m breite Aufhauungen, Feuergestelle, und begrenzt dieselben gern mit Laubhölzern; längs der Eisenbahnen läßt man mehr oder weniger breite Schutzstreifen unangebaut oder bringt sie mit Laubhölzern in Bestand; wesentlich ist dabei das Reinhalten dieser Streifen von gefährlicher Bodendecke. Von höchster Bedeutung zur Verminderung der Gefahr ist eine gute Forsteinrichtung (s. d.), die dafür sorgt, daß nicht zu große, gleichalterige Bestandskomplexe erzogen werden, sondern ein entsprechender Wechsel der Altersklassen stattfindet. Lauffeuer werden gelöscht, indem man die Bodendecke in 3‒4 m breiten Streifen wegräumen und an denselben das Feuer mit Zweigen ausschlagen läßt. Wipfelfeuer kann man nur durch Aufhauen hinlänglich breiter Bestandstreifen bekämpfen. In verzweifelten Fällen sucht man wohl auch durch sog. Gegenfeuer dem Brande zu begegnen, indem man in der Gegend, wohin das Feuer durch den Wind getrieben wird, die Bodendecke u. s. w. schnell durch Anzünden vieler Feuer zerstören läßt, um so dem W. die Nahrung zum weitern Umsichgreifen zu entziehen. W. entsteht durch Blitz, Bosheit oder Nachlässigkeit, namentlich durch Fahrlässigkeit beim Cigarrenrauchen u. dgl., in neuester Zeit sehr oft durch den Eisenbahnbetrieb. Wenn der Boden selbst brennt, was mitunter in Torflagern vorkommt, so bezeichnet man einen solchen Brand als Erdfeuer; dieses kann durch Umziehen mit bis zur Sohle gestochenen Gräben oder nach Umständen dadurch bekämpft werden, daß man die Fläche unter Wasser setzt.

Waldbröl. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Köln, hat 300,08 qkm und (1895) 24255 (11890 männl., 12365 weibl.) E., 6 Landgemeinden. – 2) Dorf im Kreis W., unweit des Ursprungs der W., in 213 m Höhe, an der Nebenbahn Beuel-W. (Brölthalbahn; 45,9 km), Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Bonn), hat (1895) als Gemeinde 5409 E., Post, Telegraph, evang. und kath. Kirche, Kreissparkasse, höhere Bürgerschule, Wasserleitung; Gerbereien, Dampfmühle, Sägewerk, Ziegelei, bedeutende Kram- und Viehmärkte, in der Nähe Pulverfabriken, Eisen- und Bleierzgruben und Steinbrüche.

Waldburg, ein 1803 gebildetes, 475 qkm großes Fürstentum in Schwaben, zwischen Donau und Iller, das durch die Rheinbundsakte unter württemb. und nur in Hinsicht eines Teils der Grafschaft Trauchburg unter bayr. Landeshoheit kam. Einzelne Glieder der Familie führten seit dem 13. Jahrh. den Truchseßtitel, weil sie bei verschiedenen Kaisern aus dem Hause Hohenstaufen das Truchseßamt, wenn auch anfangs nicht erblich, verwalteten; seit dem 16. und 17. Jahrh. führten sie auch den Namen Truchseß als Geschlechtsnamen. Die Söhne Johanns, Truchseß von W., gest. 1424, Jakob und Georg stifteten die Jakobische und Georgische Linie.

Die Jakobische Linie verzweigte sich durch dessen Enkel Wilhelm und Friedrich. Den Wilhelmischen Zweig, welcher Trauchburg besaß (gräflich seit 1628), erlosch 1772; seine Besitzungen fielen an den jüngern Georgischen Zweig. Friedrich trat 1505 in den Deutschen Orden und ließ sich in Preußen nieder, wo sein Haus 1686 den Grafenstand erlangte und bis 1875 blühte. Der Besitz in Ostpreußen, darunter Capustigal, kam 1875 durch Erbschaft an die gräfl. Dohnasche Familie.

Die Georgische Linie erhielt von Kaiser Karl Ⅴ. den Titel Reichs-Erbtruchseß, dann von dem Reichs-Erztruchseß, dem Pfalzgrafen, die Anwartschaft auf dieses Amt und endlich auch das Amt selbst, welches der jedesmalige Senior verwaltete. Sie teilte sich um 1600 in zwei Zweige. Jakobs (gest. 1589) älterer Sohn Heinrich stiftete denjenigen zu Wolfegg, welcher sich in die Äste Wolfegg-Wolfegg (erloschen 1798) und Wolfegg-Waldsee teilte, dessen Haupt jetzt Fürst Franz von W., geb. 11. Sept. 1833, erblicher Standesherr in Württemberg, ist. Jakobs jüngerer Sohn Frobenius stiftete den Zweig zu Zeil, und seine Enkel die beiden Äste desselben, Zeil-Zeil (auch Zeil-Trauchburg genannt), gegenwärtig vertreten durch den Fürsten Wilhelm von W., geb. 26. Nov. 1835, erblichen Reichsrat in Bayern und erblichen Standesherrn in Württemberg, und Zeil-Wurzach, dessen Haupt jetzt Fürst Eberhard Ⅱ. von W. ist, geb. 17. Mai 1828, erbliches Mitglied der Kammer der Standesherren in Württemberg und der Kammer der Reichsräte in Bayern. Die beiden Zweige der Georgischen Linie wurden 1628 in den Reichsgrafenstand und 1803 die Häupter der drei einzelnen Äste nach dem Rechte der Erstgeburt in den Reichsfürstenstand erhoben. Nach der Auflösung des Deutschen Reichs legten sie (im Gegensatz zum oben erwähnten preuß. Zweige der Jakobischen Linie) den Namen Truchseß ab; der Senior aber erhielt 1808 die Erb-Reichsoberhofmeisterwürde als württemb. Thronlehn. – Vgl. Vochezer, Geschichte des fürstl. Hauses W. in Schwaben (Bd. 1, Kempten 1888).

Waldbuße, die Strafe für begangenen Forstfrevel (s. d.).

Walddienstbarkeiten, s. Forstberechtigungen (Bd. 17).

Waldeck, zum Deutschen Reich gehöriges Fürstentum, besteht aus zwei getrennten Teilen, der frühern Grafschaft W., die, 1055,5 qkm groß, von Preußen (westlich und nördlich von der Provinz Westfalen, südlich und östlich von der Provinz Hessen-Nassau) eingeschlossen ist, und dem nur 65,5 qkm großen, von preuß., braunschw. und lippeschem Gebiet umgebenen Fürstentum Pyrmont (s. d.). (S. Karte: Rheinprovinz, Westfalen, Hessen-Nassau und Großherzogtum Hessen. Ⅰ. Nördlicher Teil, beim Artikel Rheinprovinz.)

Oberflächengestaltung. Das eigentliche W. ist durchaus Hügel- und Gebirgsland; die tiefste Stelle liegt noch in 170 m Höhe. Seine höchsten westl. Teile (das sog. Upland, d. h. Hochland) gehören dem rhein.-westfäl. Schiefergebirge an, das hier im Ettelsberg (831 m) unfern der preuß. Grenze seine höchste Erhebung erreicht. Die Flüsse gehören dem Gebiet der Weser an. Die bedeutendsten sind Eder und Diemel. In geognost. Beziehung gehört der östl. Teil (das Hügelland) der Trias, der westliche (das Gebirgsland) dem obern Devon an. In dem erstern hat an mehrern Stellen der Basalt, in dem letztern Diabas und Feldsteinporphyr die geschichteten Gesteine durchbrochen. Das Klima ist infolge der Höhenlage im ganzen rauh, die Fruchtbarkeit in den eigentlich gebirgigen Teilen gering, am bedeutendsten in der untern Edergegend und im Nordosten des Landes.

Bevölkerung. W. und Pyrmont haben (1895) zusammen 57766 (27932 männl., 29834 weibl.) E., d. i. 51 auf 1 qkm, darunter 55212 Evangelische, 1700 Katholiken (2 Gemeinden, in Arolsen und Eppe), 158 Altlutheraner und 696 Israeliten, ferner

Bevölkerung. W. und Pyrmont haben (1895) zusammen 57766 (27932 männl., 29834 weibl.) E., d. i. 51 auf 1 qkm, darunter 55212 Evangelische, 1700 Katholiken (2 Gemeinden, in Arolsen und Eppe), 158 Altlutheraner und 696 Israeliten, ferner