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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Weber

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Weber (Karl Otto) - Weber (Wilhelm Eduard)

Oper, die ebenfalls dort zuerst erscheinen sollte. Am 13. Juni 1821 wurde dann dort «Der Freischütz» zum erstenmal aufgeführt und durchflog die Welt mit einer Schnelligkeit, wie nie zuvor eine andere Oper. 1822 erhielt W. den Auftrag, für Wien eine neue große Oper zu schreiben. Bestrebt, etwas von dem «Freischütz» möglichst Abweichendes zu liefern und dadurch manche laut gewordene Zweifel über die Grenzen seines Talents zu widerlegen, wählte er die von Helmine von Chézy gedichtete «Euryanthe», deren erste, von W. selbst geleitete Aufführung in Wien 25. Okt. desselben Jahres stattfand. Das Schicksal des Werkes war schon durch die Wahl des Texten vorbestimmt; er repräsentiert die unklare und verschwommene, wie der «Freischütz» die frische und populäre Seite der Romantik. Anfang 1824 erhielt W. von London den Auftrag, eine Oper zu schreiben, und wählte den «Oberon». Trotz seiner Kränklichkeit ging er im Febr. 1826 nach London, wo er 12. April den «Oberon» mit lebhaftem Beifall aufführte. Aber schon 5. Juni starb er daselbst an einem Hals- und Lungenübel. 1844 wurden seine Reste nach Dresden gebracht und 1860 ihm hier auf dem Theaterplatz ein von Rietschel ausgeführtes Denkmal errichtet.

W. ist der Schöpfer der romantischen Oper mit allen ihren Vorzügen und Mängeln. W.s eigentliche Schule (Marschner u. a.) wurzelt im «Freischütz»; doch auch «Euryanthe» und «Oberon» zeigen sich dadurch als Werke von histor. Bedeutung, daß sie auf die Kunst der folgenden Epoche (Mendelssohn, Wagner u. s. w.) vorbildend gewirkt haben. W.s «Hinterlassene Schriften» wurden durch Theodor Hell (3 Bde., Dresd. 1828) herausgegeben. – W.s Leben ist ausführlich beschrieben von seinem Sohne Max Maria von W. in «Karl Maria von W. Ein Lebensbild» (3 Bde., Lpz. 1864‒66). Vgl. noch Jähns, Chronol.-thematischer Katalog der Werke von Karl Maria von W. (Berl. 1871); ders., Karl Maria von W. Eine Lebensskizze (ebd. 1873). Als Festschrift zu W.s 100. Geburtstag (18. Dez. 1886) erschienen Reisebriefe von Karl Maria von W. an seine Gattin (hg. von seinem Enkel Karl von W., Lpz. 1886). Eine um dieselbe Zeit in die Öffentlichkeit gebrachte nachgelassene Oper von K. M. von W.: «Die drei Pintos» (textlich von Karl von W., musikalisch von G. Mahler überarbeitet, zuerst aufgeführt 1888 in Leipzig), beruht nur auf ganz unzulänglichen Originalskizzen des Komponisten.

Weber, Karl Otto, Chirurg, geb. 29. Dez. 1827 zu Frankfurt a. M., studierte zu Bonn, habilitierte sich 1853 daselbst als Privatdocent der Chirurgie und wurde 1857 zum außerord. Professor ernannt; 1862 erhielt er die außerordentliche Professur der pathol. Anatomie zu Bonn. 1865 wurde er als außerord. Professor der Chirurgie nach Heidelberg berufen; er starb daselbst 11. Juni 1867 an Diphtherie. W. hat bahnbrechende Arbeiten auf dem Gebiete der allgemeinen chirurg. Pathologie geliefert. Er veröffentlichte unter andern «Die Knochengeschwülste in anatom. und praktischer Beziehung» (Abteil. 1, Bonn 1856), «Chirurg. Erfahrungen und Untersuchungen» (Berl. 1859).

Weber, Konstanze, s. Mozart.

Weber, Max Maria, Freiherr von, Eisenbahntechniker, Sohn des Komponisten Karl Maria von W., geb. 25. April 1822 zu Dresden, war nach vollendetem Studium als Ingenieur in den Etablissements von Borsig in Berlin und bei verschiedenen Eisenbahnen thätig, trat 1850 in den sächs. Staatsdienst, führte als Direktor der Staatstelegraphen mehrere Linien im Königreich Sachsen aus und trat 1852 als technisches Mitglied in die Staatseisenbahnverwaltung. Später erhielt er die Stelle eines Staatseisenbahndirektors und Regierungsrats zu Dresden. 1870 als vortragender Rat in das Handelsministerium nach Wien berufen, übte er bedeutsamen Einfluß auf die Neugestaltung des österr. Eisenbahnwesens. Er verließ 1875 diese Stellung, weil er in seinen Ansichten von denen des Ministeriums abwich, und wurde 1878 Hilfsarbeiter im preuß. Handelsministerium. W. starb 18. April 1881 in Berlin.

Unter seinen fachwissenschaftlichen Werken sind hervorzuheben: «Die Technik des Eisenbahnbetriebs» (Lpz. 1854), «Die Schule des Eisenbahnwesens» (4. Aufl., bearbeitet von Koch, ebd. 1885), «Abnutzung des physischen Organismus der Eisenbahnbeamten» (ebd. 1860), «Das Tantièmesystem» (Chemn. 1849), «Die Lebensversicherung der Eisenbahnpassagiere in Verbindung mit der Unterstützung und Pensionierung der Eisenbahnbeamten» (Lpz. 1855), «Das Telegraphen- und Signalwesen der Eisenbahnen» (Weim. 1867), «Die Stabilität des Gefüges der Eisenbahngleise» (ebd. 1869), «Die Praxis des Baues und Betriebes der Sekundärbahnen» (ebd. 1873), «Die Sicherung des Eisenbahnbetriebes» (Wien 1876), «Nationalität und Eisenbahnpolitik» (ebd. 1877), «Wert und Kauf der Eisenbahnen» (ebd. 1877), «Die Stellung der deutschen Techniker im staatlichen und socialen Leben» (Wien, Pest und Lpz. 1877), «Der staatliche Einfluß auf die Entwicklung der Bahnen minderer Ordnung» (Wien 1878), «Studie über die Wasserstraßen Englands», «Studie über die Wasserstraßen Schwedens» (beide Berl. 1880), «Die Wasserstraßen Nordeuropas» (Lpz. 1881) u. s. w. Außerdem verfaßte er auch eine Biographie seines Vaters («Karl Maria von W. Ein Lebensbild», 3 Bde., Lpz. 1864‒66) und belletristische Schriften: «Aus der Welt der Arbeit» (Berl. 1868), «Werke und Tage» (Weim. 1869), «Schauen und Schaffen» (Stuttg. 1878). – Vgl. Berghaus, Max Maria, Freiherr von W. (Berl. 1881).

Weber, Theodor, Bischof der Altkatholiken des Deutschen Reichs, s. Bd. 17.

Weber, Wilhelm Eduard, Physiker, Bruder Ernst Heinrich und Eduard Friedr. W.s, geb. 24 Okt. 1804 zu Wittenberg, studierte in Halle. Schon als Schüler nahm W. teil an den experimentalen Untersuchungen seines ältern Bruders, die in der Herausgabe der «Wellenlehre» (Lpz. 1825) ihren Abschluß fanden. Nachdem sich W. 1827 in Halle auf Grund einer Abhandlung über die Theorie der Zungenpfeifen habilitiert hatte und bald darauf zum außerord. Professor ernannt worden war, folgte er 1831 einem Rufe als ord. Professor für Physik nach Göttingen. Hier wurde er 14. Dez. 1837 als einer der sieben Göttinger Professoren, welche gegen die Aufhebung der Verfassung protestierten, seines Amtes entsetzt, lebte seitdem teils als Privatgelehrter in Göttingen, teils auf Reisen, bis er 1843 als Professor nach Leipzig berufen wurde. Von hier kehrte er Ostern 1849 in seine frühere Stellung in Göttingen zurück, wo er 23. Juni 1891 starb. In Göttingen knüpfte sich ein enges Freundschaftsband zwischen W. und Karl Friedrich Gauß, aus welchem als Frucht gemeinsamer Arbeit der erste elektromagnetische Telegraph im J. 1833 hervorging. Zwei Kupferdrähte, über die Dächer der