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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wernyj; Werra; Werra-Eisenbahn; Werragebirge; Werre; Werria; Werro; Werschetz; Werschók; Wershbolowo; Werst; Wert

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Wernyj - Wert

Genehmigung vom J. 1872 erbaute und 1874 eröffnete Bahnstrecke (7 km), die von der Werra-Eisenbahn betrieben und 1890 verstaatlicht wurde. Die W. E. untersteht der Eisenbahndirektion zu Erfurt.

Wernyj, Kreis und Stadt in Russisch-Centralasien, s. Wjernoje.

Werra, Hauptquellfluß der Weser (s. d.), entspringt am Südwestabhange des Thüringer Waldes als Trockne W. in 812 m Höhe am Bleßberge, unweit Steinheid in Sachsen-Meiningen und aus der Nassen W. oder Saar in der Nähe des 840 m hohen Rambachbergs bei Siegmundsburg. Bei Schwarzenbrunn vereinigen sich diese und einige weiter östlich entspringende Bäche zur W., die über Eisfeld, oberhalb Hildburghausen (360 m) in den Längenspalt tritt, der als Südwestgrenze des Thüringer Waldes angesehen werden kann, wendet sich, diesen von dem Rhöngebirge trennend, nordwestwärts über Themar, Meiningen, Wasungen und Salzungen nach der Einmündung der Ulster von Heimholdshausen an mit vielen Krümmungen über Berka, Gerstungen, Kreuzburg gegen NO. bis Mihla (179 m). Hier trennt sie die Höhen des Hainichs und Eichsfeldes von dem hess. Hügellande oder dem sog. Werragebirge und vereinigt sich bei Münden mit der Fulda, worauf sie den Namen Weser annimmt.

Ihr ganzer Lauf beträgt etwa 270 km. Schiffbar wird sie 58,5 km oberhalb Münden, aber nur für Fahrzeuge von höchstens 50 t. Das weite Thal der W. zwischen Thüringer Wald und Rhön ist fruchtbar. Eng ist es von der letzten Hauptwendung zwischen Kreuzburg und Treffurt sowie unterhalb Eschwege zwischen Allendorf und Witzenhausen. Der Fluß ist sehr fischreich. Links nimmt die W. die Herpf, Felda, Ulster (aus der Rhön) und Wehra mit der Sonter und die Gelster auf, rechts bei Veßra die Schleuse, oberhalb Meiningen die Hasel mit der Schwarza, die Schmalkalde von Schmalkalden her, die Truse, Schweina und die Nesse mit der Hörsel.

Westfälische oder Lippische W., s. Werre.

Werra-Eisenbahn, in Thüringen belegene ehemalige Privatbahn unter eigener Direktion in Meiningen, infolge des Gesetzes vom 16. Juli 1895 in das Eigentum des preuß. Staates übergegangen. Die W. umfaßte bei der Verstaatlichung 216,12 km, von denen 17,85 km in Sachsen-Weimar, 122,41 km in Sachsen-Meiningen, 63,05 km in Coburg-Gotha und 12,81 km in Preußen lagen. Die Hauptstrecke Eisenach-Meiningen-Hildburghausen-Coburg (130,30 km) und die Strecke Coburg-Sonneberg (19,50 km) wurden 2. Nov. 1858, die Strecke Coburg-Bayr. Grenze bei Ebersdorf (12,81 km) 24. Jan. 1859, die Nebenbahnen nach Lauscha, Schleusingen, nach Liebenstein-Schweina und nach Rodach (zusammen 53,51 km) in den J. 1886, 1888, 1889 und 1892 eröffnet. Die W. ist dem Eisenbahndirektionsbezirk Erfurt zugeteilt. Über Betriebsverhältnisse u. s. w. s. Deutsche Eisenbahnen (Übersicht C).

Werragebirge, der nördlichste Teil des hess. Berg- und Hügellandes, welcher den Winkel zwischen dem untern Werra-und Fuldathale erfüllt. (S. Karte: Rheinprovinz, Westfalen u. s. w. Ⅰ. Nördlicher Teil.) Die Werra scheidet es im O. von dem Hohen Eichsfeld. Unter vielen andern kleinen, aber geologisch interessanten Basaltbergen erhebt sich aus einer 490‒620 m hohen Grundfläche isoliert als der höchste Berg (750 m) des ganzen nördlichen hess. Berglandes der Meißner (s. d.). Gegen N. und O. umgiebt ihn eine breite Hochfläche, die mit waldigen und felsigen Bergen rasch zur Werra abfällt und von kleinen, engen und wilden Thalgründen durchschnitten ist. Westlich davon liegt der Helser Wald mit dem 653 m hohen Hirschberg, wichtig durch Braunkohlen, Alaunerde, Schmelztiegel-und Pfeifenthon. Den Raum nördlich von Groß-Almerode zwischen der Werra, Fulda, Losse und Gelster nimmt der Kaufunger Wald (s. d.) ein. – Vgl. Knauth, Das Werrthal von Kreuzburg bis Münden (Mühlh. 1886).

Werre, s. Maulwurfsgrille und Tafel: Schädliche Forstinsekten Ⅰ, Fig. 3, beim Artikel Forstinsekten.

Werre (die Westfälische oder Lippische Werra), Nebenfluß der Weser, entsteht im Fürstentum Lippe, nordöstlich von Horn, fließt gegen NW. nach Detmold, von da bis Salzuffeln, bei Herford vorüber, wo sie links die Aa aufnimmt, bis zur Einmündung der Else und geht ostwärts nach einem Laufe von 96 km links in die Weser bei Nehme. Ihr Gebiet bietet die interessante Erscheinung einer Bifurkation dar, indem die Else zugleich mit der Haase in Verbindung steht.

Werria, Stadt in Macedonien, s. Veria.

Werro. 1) Kreis im östl. Teile des russ. Gouvernements Livland, im NO. an den Peipussee grenzend, im Gebiet des Woo, der Bümse und der Aa, hat 4261,1 qkm, 98112 E., fast nur Esthen; Getreide-, Flachsbau, Viehzucht, Branntweinbrennereien, Bierbrauereien, eine Papierfabrik, drei Wollkämmereien. – 2) W., esthn. Wörro-lin, Kreisstadt im Kreis W., am Woo und an der Linie Walk-Pskow der Baltischen Eisenbahn, hat (1893) 3220 E., Post, Telegraph, 1 evang., 1 russ. Kirche, 1 Synagoge und 2 Flachsmärkte; in der Nähe die Ruinen des alten Bischofssitzes Kirumpä. – Vgl. Struck, Zum Gedächtnis der Feier des hundertjährigen Bestehens der Stadt W. (Dorpat 1884).

Werschetz, Stadt in Ungarn, s. Versecz.

Werschók, russ. Längenmaß zu 1/16 Arschin (s. d.) = 4,445 cm.

Wershbolowo, russ. Name von Wirballen (s. d.).

Werst (russ. werstá, Mehrzahl wérsty, von fünf an werst, spr. wjorst), die russ. Meile von 500 Saschén (Faden) oder 3500 russ. oder engl. Fuß = 1066,781 m. Es gehen 104,33 W. auf einen Äquatorgrad; 1 km = 0,9374 W.; 1 Quadratwerst = 1,138 qkm; 1 qkm = 0,878 Quadratwerst.

Wert (frz. valeur; engl. value), im allgemeinen die Bedeutung, die man einem Gegenstande auf Grund einer Schätzung beilegt. Für die Volkswirtschaftslehre (s. d.) ist dies einer der grundlegenden Begriffe. Die Fragen, welche hierbei auftauchen, beziehen sich sowohl darauf, welchen Objekten überhaupt W. beizumessen ist, dann, in welchem Grade dies geschieht. Auch die Erklärung der kompliziertern volkswirtschaftlichen Erscheinungen, namentlich der Vorgänge beim Tausche und der Einkommensverteilung, hängt mit diesen Punkten innig zusammen.

Für die Ausbildung der Wertlehre war namentlich die von Ad. Smith (im Anschlusse an Vorgänger) gemachte Unterscheidung zwischen value in use und value in exchange von Bedeutung. Jener ist ihm die Brauchbarkeit einer Sache, dieser die durch den Besitz dieser Sache gewährte Möglichkeit, andere Güter dafür eintauschen zu können; Dinge, die den größten Gebrauchswert haben, z. B. Wasser, haben oft wenig oder gar keinen Tauschwert, und umgekehrt haben solche, die den größten Tauschwert besitzen, z. B. Diamanten, oft wenig oder gar keinen