Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Weschka; Wesel; Weselówo; Wesen; Wesenberg; Wesenheit

650

Weschka - Wesenheit

erblichem oder epidemischem Charakter vorgekommen sein soll. Die Sage vom W. ist behandelt in Opern von Joseph Strauß (1840) und Bolko von Hochberg (1876). – Vgl. Leubuscher, Über die W. und Tierverwandlungen im Mittelalter (Berl. 1850); Hertz, Der W. (Stuttg. 1862).

Weschka, arab. Name von Huesca.

Wesel, Stadt im Kreis Rees des preuß. Reg.-Bez. Düsseldorf und ehemalige Festung, am Rhein, in den hier die schiffbare Lippe mündet, an den Linien Venlo-Haltern, Oberhausen-Emmerich, W.-Winterswijk (37,9 km) der Preuß. Staatsbahnen und W.-Boxtel (101 km) der Nordbrabant-Deutschen Eisenbahn, Sitz des Landratsamtes des Kreises Rees, eines Amtsgerichts (Landgericht Duisburg), Kataster-, Hauptsteueramtes, einer Handelskammer, Reichsbanknebenstelle, Kommandantur, Fortifikation, eines Artilleriedepots und Bezirkskommandos, ist Dampferstation und hat (1895) 22259 (12700 männl., 9559 weibl.) E., darunter 9697 Evangelische und 253 Israeliten, in Garnison Stab, 1. und 2. Bataillon des Infanterieregiments Vogel von Falckenstein (7. westfäl.) Nr. 56, Infanterieregiment Herzog Ferdinand von Braunschweig (8. westfäl.) Nr. 57, 2. Bataillon des Infanterieregiments Nr. 159, die 1., 2. und 3. Abteilung des 1. westfäl. Feldartillerieregiments Nr. 7 und auf dem nahen Truppenübungsplatz (Barackenlager) Friedrichsfeld die 4. Abteilung des 2. westfäl. Feldartillerieregiments Nr. 22, ferner ein Postamt erster Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, spätgot. Giebelhäuser, Eisenbahnbrücke und Schiffbrücke über den Rhein, Eisenbahn- und zwei feste Brücken über die Lippe, auf dem linken Rheinufer durch das Fort Blücher verteidigt, ein altes Stadtthor (Berliner Thor, 1722 erbaut) mit den Statuen des Hercules und der Minerva, östlich vor der Stadt ein Denkmal, 1835 errichtet zur Erinnerung an die 16. Sept. 1809 hier erschossenen 11 Offiziere des Schillschen Korps, ein königl. Gymnasium mit Realklassen, eine höhere Mädchenschule, kath. private höhere Mädchenschule, zwei Krankenhäuser, evang. und kath. Waisenhaus, Garnisonlazarett, städtische Sparkasse, Spar- und Vorschußgesellschaft, Niederrheinische Güterassekuranzgesellschaft, Wasserleitung, Kanalisation, Gaswerk, Schlachthof und Festungsgefängnis. Unter den fünf Kirchen ist die älteste und größte die 1181 geweihte, in ihrer heutigen Form 1521 vollendete evang. Große oder Willibrordikirche, 1883‒96 restauriert. Die Mathenakirche, aus einer ältern Antoniuskapelle hervorgegangen, jetzt evang. Garnisonkirche, hat seit 1882 einen neuen Turm in Eisenkonstruktion; die ehemalige luth. oder Kleine Kirche in neuerm Stil ist 1731 erbaut. Den Katholiken gehören die Kirche des ehemaligen Dominikanerklosters (jetzt Artilleriekaserne) und die Fraterherrenkirche. Das Niederrheinische Museum war früher franz. Kirche, das Proviantamt Johanniterkomturei. Das Rathaus, 1390 vollendet, hat eine got. Façade, sechs Standbilder an der Vorderseite, einen neuen Sitzungssaal in got. Stil, einen kleinern Saal mit den Bildern der Landesfürsten, ein wertvolles Bild des niederrhein. Malers Jan von Calcar und einen bedeutenden Silberschatz. Die Industrie erstreckt sich auf Fabrikation von Seife, Draht und Cementwaren; ferner bestehen ein Bleiwalzwerk, Zuckerraffinerien, Ziegeleien, Dampfmühlen (Mehl, Öl, Knochenmehl), Dampfsägewerke, Schiffahrt, Handel mit Holz und Getreide, Gemüsebau, Märkte für Vieh und landwirtschaftliche Erzeugnisse. Die Stadt hat einen Sicherheits- und einen Freihafen und neuen staatlichen Hafen sowie ausgedehnte Werfte an der Lippemündung und bedeutende Spedition; die Festung ist seit 1890 aufgelassen, mit Ausnahme der Citadelle und vier Außenforts.

W. wird um 700 zuerst genannt. Im 13. Jahrh. kam es an das clevische Haus und erhielt 1241 städtische Verfassung. W. war Mitglied der Hansa und schloß sich 1540 der Reformation an. Die Drangsale im niederländ. Kriege, besonders zwischen 1586 und 1598, dann im clevischen Erbfolgekriege, als W. 1614‒29 in der Gewalt der Spanier war, zerstörten den alten Wohlstand. 1666 wurde die Stadt brandenburgisch, verlor aber 1714 ihre alten Privilegien. 1806 wurde sie großherzoglich bergisch, 1808 französisch. Im Nov. 1813 schloß ein preuß. Korps die Festung ein, die sich 6. Mai 1814 ergeben mußte und an Preußen zurückfiel. – Vgl. Wolters, Reformationsgeschichte der Stadt W. (Bonn 1868); Gantesweiler, Chronik der Stadt W. (Wesel 1881); Reinhold, Verfassungsgeschichte W.s (Bresl. 1888); Hillmann, Die evang. Gemeinde W. und ihre Willibrordkirche (Düsseld. 1896).

^[Abb. Wappen von Wesel]

Wesel, Johann von, s. Johann (von Wesel).

Weselówo (richtiger Wesselowo), russ. Dorf, s. Borissow.

Wesen, ein altes Wort für Sein, steht im gewöhnlichen Sprachgebrauch ebenso gut für eine Sache, für das, was ist oder existiert (z. B. lebendes W.), als für das, was eine Sache ist (das W. einer Sache). Wir nennen das W. oder das Wesentliche einer Sache das, was ihr unerläßlich zukommt, wofern sie überhaupt noch sie selbst bleiben, d. h. unter einem und demselben Begriff auffaßbar sein soll, im Unterschied von solchen Eigenschaften, die ihr unbeschadet ihrer begrifflichen Identität fehlen können, die daher unwesentlich heißen. Dem letztern Sprachgebrauch entspricht der philosophische, wie er von Aristoteles her sich bewahrt hat. Danach bedeutet das W. oder die Wesenheit (essentia, Essenz) die Summe der («konstitutiven») Merkmale, welche den Begriff eines Dinges ausmachen oder durch die es zu definieren ist; wesentlich (essentiell) diese Merkmale selbst, sofern sie zum W. des Dinges gehören. Der Begriff des W. steht demnach in genauer Beziehung zu dem der Substanz; die letztere bezeichnet eigentlich das Ding, sofern es nach seinen wesentlichen Bestimmungen gedacht wird. Aus dieser Verwandtschaft der Bedeutung beider Worte (Aristoteles gebraucht für beide dasselbe Wort usía) erklärt sich auch der Übergang der Bedeutung des Wortes Substanz in die des W.

Wesen, schweiz. Stadt, s. Weesen.

Wesenberg, Stadt in Mecklenburg-Strelitz, 14 km im SW. von Neustrelitz, am Ausfluß der Havel aus dem Groß-Woblitz-See, an der Nebenlinie Mirow-Neustrelitz der Mecklenb. Friedrich-Wilhelms-Eisenbahn, hat (1895) 1550 evang. E., Post, Telegraph, Burgruine; Wollspinnerei und Ziegeleien.

Wesenberg, Kreisstadt im Kreis W. (6939 qkm, 117213 E.) des russ. Gouvernements Esthland, an der Eisenbahn Petersburg-Riga, hat (1897) 5800 E., evang., russ. Kirche; Eisengießerei und Maschinenfabrik.

Wesenheit, Wesentlich, s. Wesen.