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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Westvlämisch - Wetterbaum

Die ausgedehnten Wälder liefern Holz, besonders feineres Bauholz. Angebaut werden namentlich Mais (1894: 12 Mill. Bushel für 7,2 Mill. Doll.), Tabak (2,6 Mill. Pfd.), Weizen (4,8 Mill. Bushel für 2,9 Mill. Doll.), Hafer (2,9 Mill. Bushel), Kartoffeln (1,6 Mill. Bushel) und Heu (0,5 Mill. t für 5,9 Mill. Doll.). Hervorragend ist die Eisenindustrie, ferner bestehen Getreide- und Sägemühlen, Gerberei, Glas- und Cigarrenfabrikation. Der Census von 1890 zählte 2376 industrielle Etablissements, die 38 Mill. Doll. Fabrikate produzierten; davon entfielen 7 Mill. auf Eisen und Stahl, 5 Mill. auf Sägemühlprodukte, 4 Mill. Mehle, 3 Mill. Nägel aller Art, etwa 1 Mill. auf je Koks, Glas und Leder. 1895 waren über 3200 km Eisenbahnen in Betrieb. W. ist in 55 Counties geteilt; Hauptstadt ist seit 1885 Charleston; wichtiger sind Wheeling, Huntingdon, Parkersburg. Der Gouverneur und 26 Senatoren werden auf vier, die 71 Repräsentanten auf zwei Jahre gewählt. In den Kongreß sendet W. 2 Senatoren und 4 Repräsentanten. Die Schulen sind frei. Sie wurden 1896 täglich im Durchschnitt von 141000 Kindern besucht. Außer der Staatsuniversität zu Morgantown (340 Studenten) bestehen vier Colleges. Staatsschuld ist nicht vorhanden. Es giebt (1895) 166 Zeitungen.

Während der Hauptteil von Virginia sich 1861 der Secession anschloß, blieben die westl. Grafschaften der Union treu und konstituierten sich unter dem Namen W. als besonderer Staat, der 19. Juni 1863 in die Union aufgenommen wurde. Die erste Verfassung datiert vom 3. April 1862; 1872 gab sich der Staat eine neue Konstitution. – Vgl. V. A. Lewis, History of W. (Philad. 1889).

Westvlämisch, s. Deutsche Mundarten und Vlämische Sprache und Litteratur.

Westw., hinter wissenschaftlichen Tierbenennungen Abkürzung für John Obadiah Westwood (spr. -wudd), einen Entomologen, geb. 1805, gest. 2. Jan. 1893. Von ihm unter vielem andern: «Arcana entomologica» (2 Bde., Lond. 1842‒45), «Introduction to the modern classification of insects» (2 Bde., ebd. 1838‒40), «The cabinet of Oriental entomology» (ebd. 1848), «British moths and their transformations» (2 Bde., mit 114 kolor. Tafeln, ebd. 1843‒45), «The butterflies of Great Britain» (ebd. 1841; 2. Aufl. 1859). (S. auch Doubl.)

Westwinddriften, s. Driften und Karte: Meeresströmungen, beim Artikel Meer.

Westzama, s. Zama.

Wethĕrell, Elisabeth, s. Warner, Susan.

Wetka-Insel, s. Raskolniken.

Wetlisches Eisenbahnsystem, s. Bergbahnen.

Wetlisches Linearplanimeter, s. Planimeter.

Wetlúga, linker Nebenfluß der Wolga, entspringt im russ. Gouvernement Wjatka, geht anfangs westlich, später im allgemeinen südlich durch die Gouvernements Wologda, Kostroma und Nishnij Nowgorod und mündet an der Grenze desselben mit dem Gouvernement Kasan. Er ist 798 km lang, im Frühjahr fast im ganzen Lauf schiffbar, Dampfschiffe gehen bis zur Stadt Wetluga.

Wetlúga. 1) Kreis im nordöstl. Teil des russ. Gouvernements Kostroma, im Gebiet der Wetluga und Pishma (zur Wjatka), hat 15001 qkm, 106510 E., darunter gegen 2000 Tscheremissen; bedeutende Holzindustrie und Mattenflechterei, Eisengießerei, Branntweinbrennerei und chem. Fabrik. – 2) Kreisstadt im Kreis W., rechts an der Wetluga, hat (1893) 4513 E., Post, Telegraph, drei Kirchen, Stadtbank, Handel mit Pelzwerk, Wild u. s. w., Flußhafen.

Wettbewerb, unlauterer, s. Unlauterer Wettbewerb.

Wette, ein dem Spiel (s. d.) ähnlicher Vertrag, durch welchen zwei oder mehrere sich etwas Bestimmtes gegenseitig versprechen, wenn eine ungewisse, zwischen ihnen streitige Thatsache sich in einer bestimmten Weise als wahr oder unwahr ergeben sollte. Das Deutsche Bürgerl. Gesetzbuch (§. 762), das Österr. Gesetzbuch, der Code civil und das Schweizer Obligationenrecht lassen bei der W. dieselben rechtlichen Wirkungen eintreten wie beim Spiel. Nach Preuß. Allg. Landrecht findet eine Klage nur statt, wenn die W. sogleich bar gesetzt und entweder gerichtlich oder in die Verwahrung eines Dritten niedergelegt worden ist; das Wetten beim Spiel ist aber dem Glücksspiel (s. d.) gleichgestellt (⁡⁡Ⅱ, 20, §. 1302). Ähnlich wurde auch die Bestimmung des röm. Rechts im Gemeinen Recht angewendet, während nach diesem sonst die W. (sponsio) klagbar ist. – Über W. oder Gewette im mittelalterlichen Recht s. Fredum.

Wette, Wilh. Martin Leberecht de, s. De Wette.

Wetter, s. Witterung. In der bergmännischen Sprache ist W. Ausdruck für Luft, s. Grubenwetter.

Wetter, rechter Nebenfluß der Nidda (s. d.) in der hess. Provinz Oberhessen, entspringt auf dem Vogelsgebirge östlich von Laubach und mündet bei Assenheim. Nach ihr ist die Wetterau (s. d.) benannt.

Wetter. 1) W. in Hessen-Nassau, Stadt im Kreis Marburg des preuß. Reg.-Bez. Cassel, an der links zur Lahn gebenden Wettschaft und der Nebenlinie Sarnau-Frankenberg der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Marburg), hat (1895) 1153 E., darunter 16 Katholiken und 66 Israeliten, Post, Telegraph; Papierfabrik. – 2) W. an der Ruhr, Dorf und Freiheit im Landkreis Hagen des preuß. Reg.-Bez. Arnsberg, 8 km im NW. von Hagen, an der Ruhr und am Fuß des Ardeygebirges, an der Linie Hagen-Dortmund der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 6393 E., darunter etwa 1400 Katholiken, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, reform. Kirche (1894), luth. Kirche (17. Jahrh.), romanische kath. Kirche (1890), Rektoratsschule, Krankenhaus, Pflege- und Waisenhaus, Wasserleitung, Kanalisation; Puddel- und Walzwerk, Maschinen- und Kesselfabriken, Gußstahlwerke, Eisengießereien und Steinbrüche.

Wetterau, fruchtbarer Landstrich zwischen Vogelsberg und Taunus, Main und Lahn (s. Karte: Rheinprovinz u. s. w. Ⅱ. Südlicher Teil), der auf etwa 800 qkm über 90000 E. faßt und zum größten Teil der hess. Provinz Oberhessen und in kleinern Partien den preuß. Reg.-Bez. Wiesbaden und Cassel angehört. Die W. ist sehr reich bewässert (Wetter, Use, Horloff, Nidda und Main), zum Teil von Bergen begrenzt, und produziert viel Obst und Getreide, aber wenig Holz. Sie wird von der Bahnlinie Frankfurt-Cassel durchschnitten. – Im ehemaligen Deutschen Reichstag hieß eins der vier Kollegien, in welche die Reichsgrafen und Herren geteilt waren, das wetterauische Grafenkollegium, wozu z. B. die Fürsten und Grafen von Solms, Isenburg, Stolberg u. a. gehörten. – Vgl. Thudichum, Rechtsgeschichte der W. (2 Bde., Tübingen 1867‒85).

Wetterbaum, eine Wolkenform, s. Cirrus.