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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wilcoxpapier; Wilczek; Wild; Wilda; Wildacker; Wildbäche; Wildbad

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Wilcoxpapier - Wildbad

Rostock und in demselben Jahre als ord. Professor der Tierphysiologie und Tierzucht an die Hochschule für Bodenkultur nach Wien berufen, wo er 10. Juni 1897 starb. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: «Beiträge zur landwirtschaftlichen Tierzucht» (Lpz. 1871), «Die Alpenwirtschaft der Schweiz u. s. w.» (Wien 1874), «Die Rinderrassen Mitteleuropas» (ebd. 1876), «Form und Leben der landwirtschaftlichen Haustiere» (ebd. 1878), «Wandtafeln zur Naturgeschichte der Haustiere» (Cass. 1878 u. 1880), «Der Hochschulunterricht für Land- und Forstwirte» (Wien 1879), «Grundzüge der Naturgeschichte der Haustiere» (Dresd. 1880), «Untersuchungen über das Geschlechtsverhältnis und die Ursachen der Geschlechtsbildung bei Haustieren» (Berl. 1886), «Grundriß der landwirtschaftlichen Haustierlehre» (2 Bde., Tüb. 1888‒89), «Nordamerik. Landwirtschaft» (ebd. 1890), als Bericht über eine 1889 ausgeführte landwirtschaftliche Studienreise in den Vereinigten Staaten Amerikas und Canadas; «Arbeitspferd gegen Spielpferd; die Mechanik verschiedener Pferdeformen und die Reform des Staats-Pferdezuchtwesens in Österreich» (Wien 1891). W. gehört zu den Begründern der wissenschaftlichen Tierzuchtlehre.

Wilcoxpapier, s. Pflanzenfaserpapier.

Wilczek (spr. wiltscheck), Johann Nepomuk, Graf, verdient um die Nordpolforschung, geb. 7. Dez. 1837, bereiste nach Vollendung archäol., kunst- und naturhistor. Studien 1863 Südrußland, Krim und Kaukasus, nahm als Freiwilliger am Kriege von 1866 teil, reiste 1868 und 1870 in Afrika und rüstete 1872 fast allein die Payer-Weyprechtsche Nordpolexpedition aus, die er bis zu den Barentsinseln geleitete, nachdem er vorher Spitzbergen besucht hatte. Seit 1875 war er als Präsident der Geographischen Gesellschaft für die Errichtung ständiger meteorolog. Stationen um den Nordpol thätig und rüstete 1882 auf eigene Kosten die österr. Station auf Jan Mayen aus. Dem gemeinnützigen Wirken W.s verdankt Wien die Errichtung des Rudolfiner Hauses (eines Musterspitals mit Pflegerinnenschule), die Gründung der freiwilligen Rettungsgesellschaft und des Wiener Studentenkonvikts.

Wild, soviel wie fraktionslos, s. Wilde.

Wild, in der Jägersprache Gesamtbezeichnung aller Jagdtiere, getrennt in Haar- und Federwild oder edles W. und Raubwild. Wildgewicht ist das Gewicht des lebenden oder noch nicht aufgebrochenen W., also einschließlich Aufbruch.

Wild, Franz, Tenorist, geb. 31. Dez. 1792 zu Niederhollabrunn in Niederösterreich, wurde Chorknabe in Klosterneuburg und später Sängerknabe an der Hofkapelle zu Wien, ging 1811 zum Theater an der Wien und wurde 1813 als erster Tenorist beim Hofoperntheater in Wien angestellt. Er gastierte 1816 in Berlin, kam 1817 als Kammersänger nach Darmstadt, ging 1826 nach Paris und sang an der Italienischen Oper mit glänzendem Erfolg. 1830‒47 wirkte er am Kärntnerthortheater in Wien; er starb 2. Jan. 1860 zu Oberdöbling bei Wien. W. war an Stimmfonds und Kunstfertigkeit einer der größten Tenoristen Deutschlands.

Wild, Heinr., Physiker und Meteorolog, geb. 17. Dez. 1833 zu Uster im Kanton Zürich, studierte in Zürich und Königsberg Physik, habilitierte sich 1857 in Zürich an der Universität und am Polytechnikum, wurde aber noch in demselben Jahre als Professor der Physik und Direktor der Sternwarte nach Bern berufen. Eine vom schweiz. Bundesrat 1861 ihm übertragene Inspektion der Maß- und Gewichtsanstalten gab die Veranlassung zu der von W. bis 1867 durchgeführten Reform der eidgenössischen Urmaße und zur Begründung der Normalaichstätte zu Bern, deren Direktor W. auch wurde. 1868 wurde er als Mitglied der kaiserl. Akademie der Wissenschaften und Direktor des Physik. Central-Observatoriums nach Petersburg berufen, wo er eine Reorganisation dieser Anstalt und des meteorolog. Beobachtungsnetzes in Rußland durchführte. 1877 veranlaßte W. die Gründung des meteorolog.-magnetischen Observatoriums in Pawlowsk; später fand auf seine Initiative hin auch die Neubegründung eines solchen in Irkutsk statt. 1895 zog sich W. ins Privatleben zurück. Er lebt in Zürich.

Die wissenschaftlichen Leistungen W.s betreffen hauptsächlich die Gebiete der Optik, Elektricität und des Erdmagnetismus, der Meteorologie und der Lehre von Maß und Messen. W. erfand u. a. das Polaristrobometer (s. Saccharimetrie). Auf dem Gebiete der Elektricität hat sich W. durch eine Neubestimmung der absoluten Widerstandseinheit (Ohm) verdient gemacht. Auch die 1882‒83 durchgeführte internationale Polarforschung verdankt der Thätigkeit W.s sehr viel; als Präsident der Polarkommission gab er ihre Mitteilungen heraus. W.s zahlreiche meteorolog. Arbeiten finden sich in den Schriften der schweiz. naturforschenden Gesellschaften, in den von ihm herausgegebenen «Annalen des physik. Central-Observatoriums für Rußland» und in dem von 1869 an unter seiner Redaktion von der Akademie der Wissenschaften in Petersburg herausgegebenen «Neuen Repertorium für Meteorologie»; auch veröffentlichte er: «Das Konstantinowsche Observatorium in Pawlowsk» (Petersb. 1895).

Wild, Sebastian, Meistersänger und Dramatiker zu Augsburg, verfaßte unter H. Sachsens Einfluß und mit luth. Tendenz 12 Dramen (Augsb. 1566), die ihre Stoffe teils aus der Bibel, teils aus Volksbüchern nehmen («Octavian», «Magelone», «7 weise Meister», «Der Doktor mit dem Esel» sind hg. von Tittmann in den «Deutschen Dichtern des 16. Jahrh.», Bd. 2, Lpz. 1868). Seine «Passion Christi» (hg. von Hartmann, Das Oberammergauer Passionsspiel, Lpz. 1880) bildet den Kern des Spiels von Ammergau (s. Oberammergau).

Wilda, preuß. Dorf, s. Bd. 17.

Wilda, Wilh. Eduard, Jurist, geb. 17. Aug. 1800 zu Altona, studierte zu Göttingen, Heidelberg, Kiel und Kopenhagen. Nachdem er eine Zeit lang in Hamburg als Advokat praktiziert hatte, habilitierte er sich 1831 in Halle, wurde bald zum außerord. Professor und 1842 zum ord. Professor in Breslau, 1851 in Kiel ernannt, wo er 9. Aug. 1859 starb. W. ist der Begründer der vergleichenden german. Rechtsgeschichte in Deutschland. Er schrieb: «Das Gildenwesen im Mittelalter» (Halle 1831), «Strafrecht der Germanen» (ebd. 1842). W. gab seit 1839 mit Reyscher die «Zeitschrift für deutsches Recht» heraus.

Wildacker, in der Jägersprache ein Stück Feld in einem Wald oder Wildgarten, das zur Ernährung des Wildes mit Feldfrüchten bestellt und bis zur Reife derselben eingezäunt wird. Über Anlage des W. vgl. Neumeister, Fütterung des Edel- und Rehwildes (Tharandt 1895).

Wildbäche, s. Bach (Bd. 2) und Wildbachverbauung nebst Tafel und Textfigur (Bd. 17).

Wildbad, Stadt im Oberamt Neuenbürg des württemb. Schwarzwaldkreises, in einem von der Enz