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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Willkomm; Willkür; Willmann; Willmanstrand; Willoama; Willowmore; Wills; Wilmanns

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Willkomm (Heinr. Moritz) - Wilmanns

terleben» (3 Bde., Lpz. 1839) und in den Skizzen aus dem Volksleben: «Grenzer, Narren und Lotsen» (ebd. 1842). Von seinen zahlreichen spätern Romanen und Dorfgeschichten verdienen besonders «Die Familie Ammer» (3 Bde., Frankf. 1855), «Reeder und Matrose» (1857), «Moderne Sünden» (3 Bde., 1861), «Ein Stiefkind des Glücks» (3 Bde., 1867) u. s. w. hervorgehoben zu werden.

Willkomm, Heinr. Moritz, Botaniker, Bruder des vorigen, geb. 29. Juni 1821 zu Herwigsdorf, studierte zu Leipzig Medizin und Naturwissenschaft und unternahm 1844 eine Reise zur botan. Erforschung Spaniens, von der er 1846 zurückkehrte. W. studierte hierauf noch bis Ende 1849 zu Leipzig und ging dann abermals nach Spanien. Er wurde 1855 außerord., in demselben Jahre ord. Professor der organischen Naturgeschichte an der Akademie Tharandt, 1868 ord. Professor der Botanik und Direktor des Botanischen Gartens in Dorpat, hielt sich sodann einige Jahre auf den Balearen und in Spanien auf und war 1871‒92 Professor der systematischen Botanik und Direktor des Botanischen Gartens an der Universität Prag. Er starb 26. Aug. 1895 auf Schloß Wartenberg bei Niemes in Böhmen. Als Früchte seiner zwei ersten Reisen auf der Pyrenäischen Halbinsel erschienen «Zwei Jahre in Spanien und Portugal» (3 Bde., Lpz. 1847), «Wanderungen durch die nordöstl. und centralen Provinzen Spaniens» (2 Bde., ebd. 1852), «Die Halbinsel der Pyrenäen» (ebd. 1855), die Beschreibung von Spanien und Portugal (ebd. 1862) für Steins und Hörschelmanns «Handbuch der Geographie und Statistik» und «Die Strand- und Steppengebiete der Iberischen Halbinsel» (ebd. 1852). Eine Frucht seiner dritten Reise nach dem Südwesten Europas ist das Buch «Spanien und die Balearen» (Berl. 1876). Diesen geogr. Arbeiten reihen sich an: «Sertum florae hispanicae» (Lpz. 1852), «Icones plantarum novarum et rariorum Europae austro-occidentalis, praecipue Hispaniae» (2 Bde., ebd. 1852‒64, mit 166 Tafeln), «Anleitung zum Studium der wissenschaftlichen Botanik» (2 Bde., ebd. 1854) und vor allem «Prodromus florae hispanicae» (mit Lange, Professor in Kopenhagen, 3 Bde., Stuttg. 1861‒80) sowie das große Kupferwerk «Illustrationes florae Hispaniae insularumque Balearium» (2 Bde., Stuttg. 1881‒92, mit 183 kolorierten Tafeln). Ferner schrieb er: «Führer ins Reich der deutschen Pflanzen» (Lpz. 1863; 2. Aufl. 1882), «Deutschlands Laubhölzer im Winter» (Dresd. 1859; 3. Aufl. 1880), «Die Nonne, der Kiefernspinner und die Kiefernblattwespe» (ebd. 1859), «Die mikroskopischen Feinde des Waldes» (Heft 1 u. 2, ebd. 1866‒67), «Forstliche Flora von Deutschland und Österreich» (Lpz. 1874; 2. Aufl. 1886), «Streifzüge durch die baltischen Provinzen», Tl. 1 (Dorp. 1872), «Der Böhmer Wald und seine Umgebungen» (Prag 1878), «Bilderatlas des Pflanzenreichs» (3. Aufl., Eßlingen 1895), «Die Wunder des Mikroskops» (5. Aufl., Lpz. 1896), «Grundzüge der Pflanzenverbreitung auf der Iberischen Halbinsel» (ebd. 1896).

Willkür, soviel wie freies Ermessen; im Mittelalter waren W. die durch Autonomie der Städte oder freien Landschaften (z. B. der Friesen) geordneten lokalen Rechte. Willkürliche Strafen kommen in der Carolina (s. d.) und dem spätern Gemeinen Recht häufig vor. Man versteht darunter die absolut unbestimmte Strafe, bei welcher die Zumessung für jeden einzelnen Fall dem richterlichen Ermessen überlassen ist. Dergleichen Strafen kennt das geltende Recht nicht nur nicht mehr, sie sind vielmehr sogar untersagt, denn nach §. 2 des Reichsstrafgesetzbuchs kann eine Handlung nur mit der Strafe belegt werden, welche gesetzlich bestimmt war, bevor die Handlung begangen wurde. Das Einführungsgesetz für Elsaß-Lothringen in Art. 11 verordnete, daß, wenn in andern Strafgesetzen als das Strafgesetzbuch Strafen festgesetzt sind, die als willkürliche bezeichnet werden, die zu bestrafende Handlung eine Übertretung (s. d.) sei. – Vgl. Binding, Handbuch des Strafrechts, Bd. 1 (Lpz. 1885); Olshausen, Kommentar zum Strafgesetzbuch (4. Aufl., 2 Bde., Berl. 1892).

Willmann, Otto, Pädagog, s. Bd. 17.

Willmanstrand, finn. Stadt, s. Wilmanstrand.

Willoama, austral. Stadt, s. Broken Hill (Bd. 17).

Willowmore (spr. willomohr), Bezirk in der Midlandprovinz der Kapkolonie, mit 9060 qkm und (1891) 9020 E., darunter 4337 Weiße, liegt nördlich von den Zwartebergen, ziemlich nahe der Südküste von Melville. Die Gegend ist meist gut bewässert und fruchtbar und produziert vorzüglichen Tabak. Sehr ausgebreitet ist die Zucht von Merinoschafen. Der Hauptort W. hat 828 E.

Wills, William Gorman, engl. Dramatiker, geb. 1828 in der Grafschaft Kilkenny in Irland, studierte an dem Trinity College und der Kunstakademie in Dublin und arbeitete kürzere Zeit mit Erfolg als Porträtmaler in Dublin und in London. Nachdem seit 1866 seine Dramen «The man of Airlie» und «Hinko» an verschiedenen Londoner Theatern zur Aufführung gekommen waren, begründete W. seinen Ruf als Dramatiker durch das Trauerspiel «Charles the First», das seit 1872 die Runde durch ganz England machte. 1873 veröffentlichte er die ebenfalls sehr erfolgreiche Tragödie «Eugene Aram», 1874 «Mary Queen o’ Scots», 1875 «Buckingham», 1876 «Jane Shore», 1878 das auf Goldsmiths «Vicar of Wakefield» gegründete Schauspiel «Olivia», sodann die Schauspiele «Nell Gwynne» und «Vanderdecken», letzteres eine Bearbeitung der Sage vom Fliegenden Holländer, das histor. Drama «Sedgemoor» (1881) und «Claudian» (1885). Als Novellist hat er sich durch die Romane «The wife’s evidence» und «Notice to quit» bekannt gemacht.

Wilmanns, Wilh., Germanist, geb. 14. März 1842 in Jüterbog, studierte in Berlin, war 1864‒67 Lehrer im Hause des Barons C. von Scheel-Plessen, 1867‒74 am Grauen Kloster. Im Sommer 1874 wurde er als Professor für deutsche Sprache und Litteratur nach Greifswald berufen, 1877 nach Bonn versetzt. W.’ Thätigkeit galt namentlich der Erforschung der altdeutschen Dichtung und Litteraturgeschichte. Er schrieb unter anderm: «Leben und Dichten Walthers von der Vogelweide» (Bonn 1882), «Beiträge zur Geschichte der ältern deutschen Litteratur» (4 Hefte, ebd. 1885‒88; darin «Der altdeutsche Reimvers» und «Untersuchungen zur mittelhochdeutschen Metrik»). Sein «Walther von der Vogelweide» (2. Aufl., Halle 1883) ist die beste erklärende Ausgabe eines altdeutschen Klassikers. Grammatische Arbeiten von ihm sind eine «Deutsche Schulgrammatik» (2 Tle., 8. Aufl., Berl. 1891; Tl. 2, 9. Aufl. 1896), «Die Orthographie in den Schulen Deutschlands. Zweite umgearbeitete Auflage des Kommentars zur preuß. Schulorthographie» (ebd. 1887), eine Schrift zur Rechtfertigung und Kritik der heutigen preuß. Schulorthographie, an deren Herstellung W. wesentlichen