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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wiltshire; Wilz; Wilzen; Wim.; Wimbachthal; Wimberg; Wimbledon; Wimborne; Wimborne; Wimm.; Wimmer; Wimmet; Wimpel

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Wiltshire – Wimpel

bury, mit 2120 E.; einst Hauptsitz der Teppichfabrikation. In der Nähe das von Inigo Jones erbaute Schloß des Earl of Pembroke mit berühmter Gemäldegalerie.

Wiltshire (spr. -schĭr), verkürzt Wilts, eine der südl. Grafschaften Englands (s. Karte: England und Wales), die auf 3507,9 qkm (1891) 264969 E. zählt, ist umgrenzt von Gloucester, Somerset, Dorset, Hampshire und Berkshire. Die langen Reihen niedriger Kreideberge oder Downs gehen hier in ein welliges Hochland über, dessen höchster Punkt, der Inkpen-Hill, nur 308 m über das Meer aufsteigt. Der Kennetavon-Kanal durchzieht die Mitte des Landes, die Thalebene von Pewsey. Auf dem nördl. Abhange haben die Quellgegenden des Avon treffliche Wiesen, die Gelände des Themsethals meist Unterholz und gute Weide, wo der Nordwiltshirekäse bereitet wird; nur die Marlborough-Downs sind unwirtbar. Südwiltshire enthält den beträchtlichsten Teil des Downlandes, die einförmige, kahle Ebene von Salisbury mit dem Steinmonument der Stonehenge (s. d.), aber auch ergiebige Kulturstriche und Kunstwiesen. Die bedeutendsten Flüsse sind der Avon von Salisbury, der Lower-Avon und die Themse mit dem Kennet. Der Feldbau ist weit fortgeschritten. Von größerer Ausdehnung ist die Schafzucht und Wollproduktion, die Rindviehzucht, verbunden mit Milchwirtschaft, und die Schweinezucht. Der Bergbau beschränkt sich auf Eisen. Lebhaft ist die Fabrikthätigkeit in Devizes, Swindon und Trowbridge (s. diese Artikel). Die Grafschaft schickt fünf Abgeordnete ins Parlament. Hauptstadt ist Salisbury (s. d.).

Wilz (Wiltz), Stadt im Bezirk Diekirch des Großherzogtums Luxemburg, an der zur Sauer gehenden W. und der Linie Lautenbach-Benonchamps der Prinz-Heinrich-Bahn, hat (1890) 3743 E., Post, Telegraph, ein altes Schloß; Wollspinnerei, Leder- und Tuchfabrikation.

Wilzen, auch Weleten, Weletaben, Lutizen genannt, der mächtigste und streitbarste Zweig der einstigen nordwestlichen, sog. polabischen Slawen (s. Polaben), der sich seit dem 5. Jahrh. zwischen Oder und Elbe im heutigen Brandenburg und Vorpommern mit Einschluß der Inseln Rügen, Usedom und Wollin ausbreitete. Er zerfiel in eine Menge kleinerer Völkerschaften. Im Norden waren die eigentlichen Lutizen, zu denen die Redarier gehörten; südlich davon die Ukrer (davon Ukermark), Heveller, Stodoranen, Sprewanen u. a. Ihre Hauptheiligtümer waren Rethra und der Tempel des Swantewit auf Rügen. Karl d. Gr. unterwarf 789 zeitweilig ihren König Dragowit. Doch vermochte erst Heinrich Ⅰ. 928 die W. tributpflichtig zu machen. Zur Ausbreitung des Christentums wurden die Bistümer Havelberg und Brenaborg (d. i. Brandenburg) errichtet. Die volle Unterwerfung erfolgte 1157 durch Albrecht den Bären nach Errichtung der Mark Brandenburg. Zu Ende des 13. Jahrh. fand sich in den von den W. eingenommenen Ländern fast keine Spur mehr von slaw. Bevölkerung vor.

Wim. oder Wimm., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Friedrich Wimmer, geb. 1803 zu Breslau, gest. daselbst 12. März 1868 als Schulrat; er schrieb über die Flora Schlesiens und über die Pflanzengattung Salix.

Wimbachthal, Alpenthal südwestlich von Berchtesgaden, zwischen dem Watzmann und dem Hochkalter. (S. Ramsau.)

Wimberg, s. Wimperg.

Wimbledon (spr. wimmbld’n), Stadt in der engl. Grafschaft Surrey, südwestlich von Inner-London (s. den Plan: Inner-London, beim Artikel London), zum Polizeibezirk London gehörig, etwa 12 km von Charing Croß, Station der London and South-Western-Bahn sowie der Linien W.-Tooting und W.-Croydon der London-Brighton and South-Coast-Bahn, zählt (1891) 25758 E. gegen 15947 im J. 1881 und hat zahlreiche Villen.

Wimborne (spr. -bŏrn), Stadt in der engl. Grafschaft Dorset, links am Stour, im Norden von Bournemouth, mit (1891) 6703 E., hat eine Lateinschule, schönes Münster; Wollzeug- und Strumpfweberei. In der Nähe das dem Marquis of Salisbury gehörige Cranborne Manor.

Wimm., s. Wim.

Wimmer, Friedr., s. Wim.

Wimmer, Ludvig, nordischer Philolog, geb. 7. Febr. 1839 zu Ringkjöbing in Jütland, studierte unter Westergaard in Kopenhagen Sanskrit, unter Madvig klassische Philologie. Schon seine Dissertation («Navneordenes böjning i ældre Dansk», Kopenh. 1868) zeigte ihn als einen trefflichen Kenner des ältern Dänisch, der mit wissenschaftlicher Exaktheit auf Grund der Quellen das noch hier und da herrschende Phantasiegebilde über die altdän. Sprache vernichtete. Dasselbe that er in «De ældste nordiske Runeindskrifter» (Kopenh. 1867) mit den Runenhypothesen, wie sie zu jener Zeit, namentlich in des Engländers G. Stephens’ großem Runenwerke, aufgestellt wurden. W. ist neben Bugge der Bahnbrecher zur wissenschaftlichen Erforschung der Runen; seine Werke «Døbefonten i Aakirkeby Kirke» (Kopenh. 1887) und «Sønderjyllands histor. Runemindesmærker» (ebd. 1892) sind ein Meisterstück auf diesem Gebiete. 1871 wurde W. als Docent der vergleichenden Sprachwissenschaft, 1876 als Professor der nordischen Philologie an die Universität Kopenhagen berufen, welche Professur eigens für seine Person errichtet worden war. In demselben Jahre wurde W. Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Kopenhagen. Bald darauf übertrug ihm die königl. Nordisk Oldskriftselskab die Herausgabe sämtlicher dän. Runendenkmäler, die er in allen dän. Provinzen persönlich untersucht hat. Von ihnen ist bisher der 1. Teil des 2. Bandes, die histor. Denkmäler umfassend, erschienen: «De danske Runemindesmærker» (Kopenh. 1895). Seine vorzügliche «Oldnordisk Formlære» (Kopenh. 1870; 4. Aufl. 1889) ist ins Deutsche (Halle 1871), Schwedische (Lund 1874) und ins Isländische (Reykjavik 1885) übertragen. Nicht minder vorzüglich ist sein «Oldnordisk Læsebog» (4. Aufl., Kopenh. 1889). In seinem Werke «Runeskriftens Oprindelse og Udvikling i Norden» (Kopenh. 1874; deutsch in einer vom Verfasser umgearbeiteten und vermehrten Ausgabe, Berl. 1887) wies er nach, daß das german. Runenalphabet nach dem lat. Alphabet der Kaiserzeit gebildet worden, und daß das Runenalphabet von 24 Zeichen gemeingermanisch, das davon abgeleitete von 16 Zeichen dagegen nur nordisch ist.

Wimmet, Wimmete, s. Weinlese.

Wimpel, dreieckige Streifen aus Flaggentuch, deren Länge im Verhältnis zur Breite sehr groß ist, während Stander (s. d.) sich mehr dem gleichseitigen Dreieck nähern. Der W. als Zierat von Handelsschiffen und als Kommandozeichen ist sehr schmal (8‒10 cm), aber bisweilen 15‒20 m lang. Er ist