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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Winden (Volksstamm) – Windhoek

Die Dampfwinden (auch Dampfkabel genannt), wie Fig. 3 eine solche zeigt, sind in der Regel mit Betriebsmaschinen von 3 bis 4 Pferdestärken versehen, die eine Umsteuerung gestatten müssen. Da die Maschine in jeder Stellung angehen muß, wird dieselbe gewöhnlich als Zwilling mit um 90° versetzten Kurbeln gebaut.

Für solche Fälle, wo man sich bezüglich des Aufstellungsortes der W. unabhängig machen will, verbindet man die Aufzugmaschinen gleich mit einem Dampfkessel und stellt das Ganze auf Räder. Solche W. finden besonders bei großen Bauten Verwendung.

Winden, Volksstamm, s. Slawen und Slowenen.

Windende Pflanzen, Pflanzen, die befähigt sind, unter gewissen Umständen eine Stütze in Schraubenwindungen zu umschlingen. Alle W. P. zeigen an ihren Sproßenden lebhafte revolutive Nutation oder Circumnutation (s. Nutation) und sind durch diese kreisenden Bewegungen im stande, eine Stütze aufzusuchen; nachdem eine solche erreicht ist, findet die schraubenlinige Umwindung derselben statt. Bei dem Zustandekommen dieser Windungen sind im wesentlichen jene lebhaften Nutationsbewegungen und der negative Geotropismus (s. d.) der Stengel sowie der Widerstand, den die Stütze den Bewegungen entgegengesetzt, von Bedeutung. Ohne Mitwirkung einer geeigneten Stütze werden an den Stengeln der W. P. keine normalen Schraubenwindungen gebildet. Man unterscheidet rechtswindende und linkswindende Pflanzen. In der botan. Terminologie bezeichnet man als rechtsgewunden, wenn die Bewegung in der Richtung des Uhrzeigers erfolgt, als linksgewunden dagegen, wenn die Bewegung in entgegengesetztem Sinne stattfindet. Die meisten W. P. sind linkswindend, so z. B. die gewöhnlichen Winden aus der Familie der Convolvulaceen, die Bohnen u. a.; rechtswindend ist unter den einheimischen Pflanzen z. B. der Hopfen.

Winden der Klingen, beim Stoßfechten das wirbelartige Drehen der feindlichen Klingenschwäche (s. Klinge) durch die eigene Klingenstärke, mit der Absicht, den Gegner zu ermüden und über den beabsichtigten Angriff im Unklaren zu lassen.

Windenharz, s. Scammonium.

Windenschwärmer, s. Windig.

Winder, s. Bergbohrer.

Winderhitzer, Apparate zur Erhitzung des Windes, besonders bei Hochöfen. (S. Eisenerzeugung und Tafel: Eisenerzeugung Ⅱ, Fig. 4, 7 u. 8.)

Windermere (spr. -mihr), auch Winander Mere, der größte und einer der schönsten Seen Englands, dessen westl. und zum Teil östl. Ufer zur Grafschaft Lancashire, dessen östl. Ufer zu Westmoreland gehört, ist 17,5 km lang, 1,5 km breit und bis zu 73 m tief, liegt 47 m ü. d. M. und fließt südlich durch den Leven zur Morecambebai ab. An seiner Nordspitze steigen die Berge zu beträchtlicher Höhe an. Der W. ist reich an Fischen, besonders an Forellen. Zahlreiche Landsitze befinden sich auf seinen Ufern. Den Verkehr zwischen Ambleside, Bowneß und Newby Bridge vermitteln Dampfboote. Der Ort W. an der Südecke hat 1504 E. und eine Lateinschule.

Windfahne, s. Windmeßapparate.

Windfall, s. Windbruch.

Windfang, ein hinter äußern Eingangsthüren angebrachter und mit Thüren versehener Verschlag, durch welchen die Zugluft, das Geräusch oder die Kälte vom Innern des Hauses abgehalten werden soll. Die W. bilden entweder durch die ganze Höhe reichende Glaswände oder niedrigere Holzwände und sind meist mit nach beiden Seiten schlagenden, in geschlossene Stellung zurückkehrenden Thüren ohne besondern Verschluß versehen.

Windfege, soviel wie Tarar (s. Getreidereinigungsmaschinen).

Windform, s. Schmiedefeuer.

Windfrischen, s. Eisenerzeugung.

Windgalle, s. Galle (meteorolog.).

Windgeschwulst, s. Emphysem.

Windgesetz, Barisches, s. Buys-Ballotsche Regel.

Windgott, s. Aiolos; vgl. auch Boreas, Euros, Notos, Zephyros sowie Hermes und Odin.

Windgrotten (Äolshöhlen), Höhlen, aus welchen heftige Winde wehen, besonders häufig in Italien.

Windhafer, s. Flughafer und Hafer.

Windhalm, Grasart, s. Agrostis.

Windham (spr. wíndämm), William, brit. Staatsmann, geb. 3. Mai 1750 zu London, trat 1782 als oppositioneller Whig ins Unterhaus, machte später mit Burke unter dem Eindruck der Französischen Revolution die Schwenkung zur Regierungspartei Pitts mit und verfocht 1793 und 1794 eifrig die Angriffspolitik gegen Frankreich. Seit 1794 Kriegssekretär, suchte er in Frankreich selbst den Bürgerkrieg zu entzünden, und nach Pitts Rücktritt 1801 griff er heftig die unter Addington (s. Sidmouth) geschlossenen Friedenspräliminarien an. Er trug wesentlich zum Sturz des Kabinetts bei, trat aber nicht in Pitts zweites Ministerium. Wohl aber übernahm er 1806 unter Grenville und Fox wieder das Kriegsdepartement und führte mehrere Reformen, besonders eine kurze Dienstzeit ein. Nach Fox’ Tode gehörte er zur Opposition gegen das beginnende Toryregiment, zog sich wegen Krankheit 1809 von der Öffentlichkeit zurück und starb 4. Juni 1810. Die «Speeches of William W.» (3 Bde., Lond. 1812) gab Amyot, das «Diary of William W.» (ebd. 1866) gab Baring heraus.

Windhandel, Bezeichnung für das reine Differenzgeschäft (s. d.).

Windharfe, s. Äolsharfe.

Windharmonika, eine Harmonika mit einer Tastatur und Blasebalg, von Reich in Fürth erfunden.

Windhatz, die Hetze (s. d.) mit Windhunden.

Windhjagebirge, Vindhya, transversale, zwischen dem 22. und 25.° nördl. Br. und dem 73. und 81.° östl. Länge von O. gegen W., von der Mündung des Ganges bis nach der Halbinsel Gudschrat sich erstreckende Gebirgskette von 450 bis 1350 m Höhe in Vorderindien (s. Karte: Ostindien Ⅰ. Vorderindien). Dadurch, daß sie sich mit ihrem westl. wie ihrem östl. Ende an die nördl. Enden der westl. und östl. Ghat (s. d.) in der südl. Hälfte von Vorderindien anschließt, erscheint das W. als die Basis des Dreiecks, welches von dem Hochland der nördl. Hälfte der Halbinsel gebildet wird. Unter der Herrschaft der Großmoguls wurde der nördlich von der Windhjagebirgskette gelegene Teil als Hindustan von dem südl. Teil der Halbinsel, dem Dekan, unterschieden.

Windhoek (spr. -huk), Hauptstadt (seit 1889) von Deutsch-Südwestafrika, auf einer Hochebene am nördl. Abhang der Auasberge anmutig gelegen, zerfällt in Groß-Windhoek und Klein-Windhoek. Ersteres ist Sitz des Landeshauptmanns, eines Bezirksamtes, Bezirksgerichts, einer Postanstalt, hat (1896) 312 weiße E. (305 Deutsche), eine massive Feste und ein Kriegerdenkmal (1897) und ist Garni- ^[folgende Seite]