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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wirbelwind; Wirker; Wirkerei; Wirklichkeit; Wirkmaschine

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Wirbelwind – Wirkmaschine

vertebrates (3 Bde., Lond. 1866‒68); Wiedersheim, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie der W. (2. Aufl., Jena 1886).

Wirbelwind, soviel wie Luftwirbel (s. d.).

Wirker, eine Klasse der Halloren (s. d.).

Wirkerei, die Herstellung der Wirkwaren (s. d. und Wirkmaschine).

Wirklichkeit, im Unterschied vom Schein im allgemeinen soviel wie Realität (s. d.). Nachdem jedoch Kant dem letztern Ausdruck, als Kategorie, einen bestimmtern Sinn gegeben hat, gebraucht er W. für die davon verschiedene Kategorie des Daseins oder der Existenz. Wirklich ist nach ihm, was mit Wahrnehmung nach empirischen Gesetzen zusammenhängt.

Wirkmaschine, Wirkstuhl oder Strumpfwirkerstuhl, maschinelle Einrichtung zur Herstellung von Wirkwaren (s. d.). Man unterscheidet den Kulierstuhl und den Kettenstuhl, je nachdem die Einrichtung zur Herstellung von Kulierware oder Kettenware dient. Bei dem erstern ist ein einziger Faden zur Bildung der reihenweise angeordneten und unter sich verkettelten Fadenschleifen oder Maschen benutzt, aus denen die Kulierware zusammengesetzt ist; bei dem letztern kommen gleichzeitig so viel Fäden zur Verarbeitung, als sich Maschen in einer Reihe der Kettenware befinden. In beiden Stühlen ist für jede zu bildende Masche einer Reihe eine besondere Nadel erforderlich. Die Nadeln sind entweder in einer geraden Linie oder in einer Kreislinie angeordnet. Hiernach werden die Wirkstühle in breite oder flache und in Rund- oder Cirkularstühle eingeteilt. Unter einem Wirkerstuhl schlechthin versteht man in der Regel einen flachen Kulierstuhl. Die zur Maschenbildung benutzten Nadeln, die Stuhl- oder Wirknadeln, sind in der Regel Haken- oder Spitzennadeln, seltener Zungennadeln. Eine Hakennadel besteht, wie Fig. 1 zeigt, aus einem cylindrischen Schaft a, welcher an dem einen Ende zugeschärft und zu einem Haken gebogen ist. Das andere Ende trägt behufs Befestigung der Nadel an der Nadelbarre der Maschine eine Bleifassung. Gewöhnlich werden zwei oder mehr Nadeln durch eine solche Fassung vereinigt. Unterhalb der Hakenspitze b ist in den Nadelschaft eine Kerbe c, die Zschasche, eingestanzt, in die sich die elastische Hakenspitze beim Niederdrücken, dem Pressen der Nadeln, so einlegt, daß statt des offenen Hakens ein geschlossenes Öhr entsteht. Bei den in Fig. 2 dargestellten Zungennadeln ist der am Ende des Schaftes befindliche Haken b kurz und unbiegsam; zur Öhrbildung dient eine kleine Zunge c, die mit einem Ende in einer tiefen Kerbe des etwas breit geschlagenen Nadelschaftes liegt und um einen Zapfen drehbar ist. An dem gekröpften Schaftende d greift der zur Bewegung der Nadel bestimmte Mechanismus an.

^[Fig. 1.]

^[Fig. 2.]

^[Fig. 3.]

In dem flachen Kulierstuhl arbeiten zum Zweck der Maschenbildung mit den Nadeln ein Fadenführer, die sog. Platinen, und, sofern es sich um die Benutzung von Hakennadeln handelt, eine Presse zusammen. Die Platinen sind dünne Eisen- oder Stahlblechstreifen von eigentümlicher Profilierung (Fig. 3). Man unterscheidet an denselben die Nase a, das Kinn oder den Schnabel b und die Kehle c. Zwischen je zwei benachbarten Nadeln der Nadelreihe ist stets eine dieser Platinen so angeordnet, daß ihre Längenrichtung nahezu normal zur Ebene der Nadelschäfte steht (bei horizontalen Nadeln also senkrecht) und ihre Profilierung den Nadelhaken zugewendet ist. Die Platinen werden in fallende und stehende Platinen geteilt und diese in der Aufeinanderfolge abwechselnd angeordnet. Sie dienen dazu, den durch den Fadenführer über die Nadelreihe gelegten Faden zwischen den Nadeln wellenförmig abzubiegen und dadurch über den einzelnen Nadeln Fadenschleifen, die sog. Henkel, zu bilden, die bei der Weiterführung der Arbeit zu Maschenstäbchen umgebildet werden, die dann in ihrer Aufeinanderfolge die Wirkware zusammensetzen. Für diesen Zweck sind sie senkrecht zur Nadelebene beweglich. Um bei der Henkelbildung ein Zerreißen des Fadens zu verhüten, werden die fallenden Platinen in gleichem Maß, als der Fadenführer den Faden über die Nadelschäfte legt, der Reihe nach so gegen die Nadeln verschoben (bei horizontaler Lage der Nadeln also gesenkt), daß sie den aus dem Führer austretenden Faden zwischen den ihnen benachbarten Nadeln zu Schleifen abbiegen, welche die doppelte Länge der herzustellenden Henkel besitzen. Man nennt dies das Kulieren des Fadens. Diesem folgt durch gleichzeitiges Vorschieben sämtlicher stehenden Platinen gegen die Nadeln das regelmäßige Verteilen der Schleifen auf die ganze über den Nadeln liegende Fadenlänge und damit die Vollendung der Henkelbildung. Nebenbei werden sämtliche Platinen auch in der Richtung der Nadeln bewegt. Hierdurch werden die neu gebildeten Henkel unter die Haken der Nadeln geschoben, die hinter diesen folgenden mit der Ware verbundenen, zuletzt fertig gewordenen Maschen aber, nach dem Eindrücken der Hakenspitzen in die Zschaschen der Nadelschäfte durch die vor der Nadelreihe liegende Preßschiene über die Nadelhaken abgestreift (abgeschlagen) und damit die noch auf den Nadeln hängenden Henkel gebunden und zu Maschen umgebildet. Dem Abschlagen folgt das Einschließen der Ware, indem dieselbe, in den Kehlen der Platinen liegend, der Rückwärtsbewegung dieser folgt, so daß der zurückkehrende Fadenführer den Faden für die Bildung einer neuen Henkelreihe vor der zurückgeschobenen Maschenreihe der Ware auf die Nadeln zu legen vermag. Fig. 1‒4 der Tafel: Wirk- und Strickmaschinen führen dieses Zusammenspiel der Werkzeuge eines Kulierstuhles mit Hakennadeln bildlich vor. N sind die Wirknadeln, P die Platinen, von denen der Deutlichkeit halber in jeder Figur nur eine dargestellt ist. Fig. 1: Stellung der Werkzeuge und der Ware am Beginn des Arbeitsspieles. Das fertige Gewirk W hängt mittels der Maschen a auf den Nadeln, die Platine P ist völlig zurückgeschoben und hat die in ihrer Kehle liegende Ware mit zurückgenommen. Der Fadenführer wandert von f₁ nach f₂, und legt hierbei den Faden quer über die Nadelschäfte unter die Platinennase. Fig. 2: Die Platine sinkt herab, so daß ihre Nase