Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wolff; Wolffhügel

820

Wolff (Nathan) – Wolffhügel

und promovierte 1759 daselbst mit seiner berühmten Dissertation «Theoria generationis» (neu hg. und übersetzt von P. Samassa in Ostwalds «Klassiker der exakten Wissenschaften», Lpz. 1896), in der er die Lehre von der Epigenese, von der allmählichen, stufenweisen Entwicklung des Embryos aus einer einfachen Anlage, durch exakte Beobachtungen begründete, die damals herrschende Lehre von der Präformation oder Evolution, nach der von Anfang an alle Teile des Embryos schon fertig im Ei vorhanden sein sollten, als irrig und unbegründet verwarf und dadurch von allen Gelehrten, namentlich von Haller und Bonnet, erbitterte Anfeindung und Bekämpfung erfuhr. Nachdem er im Siebenjährigen Krieg als Arzt in den schles. Lazaretten thätig gewesen war, folgte er 1766, da ihm in Berlin die Erlaubnis zu öffentlichen Vorlesungen über Physiologie hartnäckig verweigert wurde, einem Rufe der Kaiserin Katharina von Rußland an die Petersburger Akademie. Seine Schrift «De formatione intestinorum» (Petersb. 1768; deutsch von Meckel, Halle 1812) hat seinen Ruf für immer begründet. Er starb 1794 zu Petersburg.

Wolff, Nathan, s. Wallich.

Wolff, Oskar Ludw. Bernh., Improvisator, Schriftsteller und Literarhistoriker, geb. 26. Juli 1799 zu Altona, studierte in Berlin Medizin, dann in Kiel hauptsächlich Philosophie und Geschichte und war seit 1822 in Hamburg als Lehrer an mehrern Erziehungsinstituten thätig. Der ungemeine Beifall, den er hier bei seinem ersten Auftreten (1825) als Improvisator fand, führte ihn dazu, seine Kunst in den verschiedensten Städten Norddeutschlands zu produzieren. Auch Goethe, der ihn in Weimar hörte, nahm lebhaftes Interesse an ihm und verschaffte ihm 1826 eine Professur der neuern Sprachen am Gymnasium zu Weimar, die W. 1830 mit einer außerord. Professur zu Jena vertauschte. Seit 1838 ord. Honorarprofessor, unternahm er 1843 noch eine Kunstreise nach Paris, Wien u. s. w. und starb 16. Sept. 1851 in Jena. Seine Romane, Novellen und Erzählungen vereinigte er in den «Schriften» (14 Bde., Jena 1841‒43). Die meiste Verbreitung von seinen anthologischen Arbeiten fanden der «Poet. Hausschatz des deutschen Volks» (27. Aufl., erneuert von L. Oltrogge, Lpz. 1876), der «Hausschatz der Volkspoesie» (4. Aufl., ebd. 1853) und «Hausschatz deutscher Prosa» (11. Aufl., ebd. 1875). Außerdem ist noch die «Allgemeine Geschichte des Romans» (2. Ausg., Jena 1850) zu nennen. Von mehrern satir. Schriften, die er unter dem Pseudonym Plinius der Jüngste veröffentlichte, sind die «Naturgeschichte des deutschen Studenten» (3. Aufl., Lpz. 1850), «Die kleinen Leiden des menschlichen Lebens» (illustriert von Grandville, 2. Aufl., ebd. 1846), «Die Reise ins Blaue» (illustriert von Johannot, ebd. 1846) und «Eine andere Welt» (illustriert von Grandville, ebd. 1847) hervorzuheben.

Wolff, Pius Alex., Schauspieler und Dramatiker, geb. 3. Mai 1782 zu Augsburg, war ursprünglich für den Gelehrtenstand bestimmt, ging aber 1803 nach Weimar zum Theater. Er wendete sich unter Goethes Leitung besonders der Tragödie zu und erwarb sich in Heldenrollen einen bedeutenden Ruf. Später zeichnete er sich auch im Komischen aus. Seit 1816 war W. Mitglied des königl. Theaters in Berlin. Er starb auf der Rückreise aus Ems zu Weimar 28. Aug. 1828. W. schrieb auch das Lustspiel «Cäsario», die Dramen «Pflicht um Pflicht» und «Treue siegt in Liebesnetzen» (1828), die später von Weber in Musik gesetzte «Preciosa», das Singspiel «Adele von Boudoy», die Lustspiele «Der Mann von fünfzig Jahren» (1830) und «Der Kammerdiener» (1832; neu hg. in Reclams «Universalbibliothek»). Mit Levezov gab er das «Dramaturgische Wochenblatt» heraus, in dem sich manche gediegene Aufsätze von ihm finden. – Vgl. Martersteig, Pius Alex. W. (Lpz. 1879).

Seine Gattin Amalie, geborene Malcolmi, geb. 11. Dez. 1783 zu Leipzig, betrat 1791 zu Weimar die Bühne. Erst mit dem Schauspieler Becker und, von diesem geschieden, seit 1804 mit W. verheiratet, wurde sie zugleich mit letzterm am königl. Theater zu Berlin angestellt. 1844 trat sie in den Ruhestand und starb 18. Aug. 1851. Höchst anmutsvoll waren ihre Darstellungen rein naiver und idealer weiblicher Gestalten, z. B. als Iphigenia, Stella, Maria Stuart, Fürstin in der «Braut von Messina», Klärchen in «Egmont», Adelheid in «Götz von Berlichingen», Leonore Sanvitale in «Tasso» und Eboli in «Don Carlos». In späterer Zeit spielte sie Rollen wie Sappho, Elisabeth in «Maria Stuart», sowie auch in Schau- und Lustspielen Rollen wie Frau Feldern in «Hermann und Dorothea», Frau Stürmer im «Oheim» mit größter Meisterschaft.

Wolff, Wilh., Bildhauer, besonders auf dem Gebiete der Tierplastik, geb. 6. April 1816 in Fehrbellin, trat in das Gewerbe-Institut zu Berlin. Als Pensionär des Instituts nach Paris in die Soyersche Gießerei gesandt, später in der Stiglmayrschen Gießerei zu München fortgebildet, gründete er in Berlin eine eigene Gießerei, in der er besonders den Silberguß betrieb. Nachdem er die Anstalt zur Blüte gebracht hatte, überließ er sie seinem Bruder und gab sich selbst ganz dem künstlerischen Schaffen hin. 1852 lieferte er die Kolossalbüste Herders für Mohrungen, die Statuen Friedrichs d. Gr. für Liegnitz und Kurfürst Joachims Ⅱ. Hektor für Cöpenick (1853), die Bronzestatue der Kurfürstin Luise Henriette für Oranienburg (1858), Kolossalbüsten von Sebastian Bach (Singakademie in Berlin), Franz Kugler, nebst vielen Porträtmedaillons und Porträtstatuetten. In der Darstellung von Tieren zeigt sich W. als gründlicher Kenner des Organismus der Tierwelt und ihres Charakters. Seine Gestalten oder Gruppen, von kolossaler Größe bis herab zur kleinen Ausführung für Silberguß, sind voll Naturwahrheit und Leben. Hervorzuheben sind namentlich: Büffel im Kampfe mit Wolfshunden (1846), Löwe durch eine Schlange aufgeschreckt (1848), ein Kurshund, lebensgroß (1850), Die Staroperation, komische Gruppe von Tieren, in Bronze für König Friedrich Wilhelm Ⅳ. ausgeführt, mit epigrammatischer Inschrift von Heyse (1852); Der Löwenritt nach Freiligrath, Reiherbeize (Relief), eine Reihergruppe für einen Brunnen im Schweriner Schloß (1855); zwei kolossale schreitende Löwen für das Schloß in Muskau (1858); eine mit Panthern spielende Bacchantin, eine Sauhetze, lebensgroß für Zinkguß (1862); eine Nymphe mit einem Schwan (Springbrunnengruppe, 1864), lebensgroße Gazellen (1866); Löwe an der Leiche der Löwin, kolossale Bronzegruppe (1870, seit 1877 im Thiergarten zu Berlin aufgestellt) u. s. w. W. war Mitglied der Akademie in Berlin und starb daselbst 30. Mai 1887.

Wolffhügel, Gust., Hygieiniker, geb. 27. Aug. 1845 zu Landau in der Rheinpfalz, studierte 1864‒69 zu Würzburg und Heidelberg anfänglich Che- ^[folgende Seite]