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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wu-hu – Wullenwever

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Wühlmaus'

Hausmaus ähnlich und werden trotz ihrer Kleinheit an manchen Orten eine Landplage und fügen den Feldfrüchten und Baumsaaten unermeßlichen Schaden zu. Nasse Jahre setzen ihrer Vermehrung Schranken. Außerdem nützen am meisten die kleinern Raubvögel, namentlich Bussarde und Eulen, durch massenhafte Vertilgung dieser schädlichen Nager. Neuerdings werden sie mit Erfolg durch Mäusetyphusbacillen (s. d.) bekämpft. Hierher gehört auch die eine besondere Familie bildende Bisamratte (s. d.).

Wu-hu, chines. Vertragshafen (seit 1877) in der Provinz Ngan-hwei am Jang-tse-kiang, 346 km von Shang-hai entfernt, mit 79000 E. gegen 1 Mill. vor dem Tai-ping-Aufstand, hat franz. Jesuiten- und amerik. Mission, engl. Konsulat, verfallene siebenstöckige Pagode; Einfuhr (1896 für 554453 Taels) von Opium, Baumwollwaren, Zucker, Steinkohlen, Petroleum, Ausfuhr (1890 für 1051 Taels) von Reis, Rohbaumwolle, Thee, Rohseide, Federn, Fächern und Holz. Zahlreiche Wasserstraßen verbinden die W. mit den umliegenden Städten.

Wuk, serb. Gelehrter, s. Karadžic, Vuk Stephanowič.

Wutari, Hauptstadt und Handelsplatz mit 6000 E. in dem von den Djutu bewohnten Negerreich Kororofa, im Süden des Binue, etwa unter 8° nördl. Br. Der erste Europäer, der sie betrat, war Flegel (1883).

Wukela (arab.), Mehrzahl von Wekil (s. d,).

Wūlarsee, s. Kaschmir.

Wülcker, Richard Paul, Anglicist, s. Wülker.

Wulf., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Franz Xaver von Wulfen, geb. 5. Nov. 1728 zu Belgrad, gest. 17. März 1805 zu Klagenfurt, war Jesuit und Professor der Mathematik daselbst.

Wulfenia carinthiaca, s. Hermagor.

Wulfenīt, s. Gelbbleierz.

Wulfila, s. Ulfilas.

Wülfinghausen, Kloster, s. Eldagsen.

Wülfrath, Stadtgemeinde im Kreis Mettmann des preuß. Reg.-Bez. Düsseldorf, 9 km nordwestlich von Elberfeld, an der Nebenlinie Aprath-Velbert der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 7227 E., darunter 2308 Katholiken, ein Postamt zweiter, zwei Postämter dritter Klasse, Telegraph, zwei evang. Kirchen, darunter eine alte frühgotische, zwei kath. Kirchen, Kaiser- und Siegesdenkmal, schönes Rathaus, Rektoratschule, landwirtschaftliche Winterschule, evang. Krankenhaus, Versorgungs- und Pflegehaus, städtische Sparkasse, landwirtschaftlichen Konsumverein; Bleierzbergbau, Gußstahlfabrik, mechan. Weberei, Schäftefabriken und Steppereien, Gerberei, Cementfabrik, Mühlen, Branntweinbrennereien, Kleineisen- und Weberei-Hausindustrie, Ziegeleien, Kalksteinbrüche und -Brennereien.

Wülker, Richard Paul (schrieb sich bis 1884 Wülcker), Anglicist, geb. 29. Juli 1845 zu Frankfurt a.M., studierte zu Berlin und Leipzig Germanistik und neuere Sprachen. Nach dem Kriege von 1870 setzte er seine Studien in Marburg fort, habilitierte sich 1873 in Leipzig für engl. Sprache und Litteratur, wurde 1875 außerord. Professor und erhielt 1880 die neu errichtete ordentliche Professur für Englisch in Leipzig. Seit 1876 gab er als Hauptredacteur, 1886–89 als alleiniger Redacteur die Zeitschrift für engl. Philologie «Anglia» heraus. Er veröffentlichte: «Das Evangelium Nikodemi in der abendländ. Litteratur» (Paderb. 1873), «Übersicht der neuangelsächs. Sprachdenkmäler» (Halle 1873), ↔ «Meßmemorial des Buchhändlers Harder von 1569» (mit Kelchner, Frankf. a.M. 1873), «Altengl. Lesebuch» (2 Bde., Halle 1874–80), «Fünfzig Feldpostbriefe eines Frankfurters» (2. Aufl., ebd. 1876), «Kleinere angelsächs. Dichtungen mit Glossar» (ebd. 1882), eine Neubearbeitung und Fortsetzung der von Grein begründeten «Bibliothek der angelsächs. Poesie» (Cass., später Lpz. 1881 fg.), «Anglo-Saxon and old English vocabularies by Th. Wright. new ed. by R. W.» (2 Bde., Lond. 1884), «Grundriß zur Geschichte der angelsächs. Litteratur" (Lpz. 1885), «Zur Shakespeare-Bacontheorie» (in den «Abhandlungen der königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften», 1889), «Codex Vercellensis. Die angelsächs. Handschrift zu Vercelli in getreuer Abbildung» (Lpz. 1895), «Geschichte der engl. Litteratur» (ebd. 1896), sowie zahlreiche Abhandlungen in gelehrten Zeitschriften.

Wullenwever, Jürgen, hanseatischer Staatsmann und Bürgermeister von Lübeck, stammte aus Hamburg, wo sein Bruder Joachim W. als eifriger Anhänger Luthers und Beförderer der kirchlichen Umwandlung in den Rat gelangte. Jürgen W., geb. um 1492, siedelte nach Lübeck über und gewann dort während der Parteikämpfe, welche die Durchführung der Kirchenreformation begleiteten, einen hervorragenden Einfluß, wurde im Febr. 1533 in den Rat und kurz darauf zu einem der vier Bürgermeister von Lübeck gewählt. In dieser Stellung erblickte er seine Lebensaufgabe in der Wiederherstellung der polit. Vorherrschaft Lübecks auf der Ostsee durch Bezwingung von Dänemark und Schweden, Ausschluß der Holländer von dem Ostseehandel und Ausbreitung des Protestantismus. Zu dem Zweck trat er in Verbindung mit der prot.-demokratischen Partei in Dänemark, die den entthronten König Christian II. wieder auf den erledigten Thron setzen wollte und unter Führung des Grafen Christoph von Oldenburg die sog. Grafenfehde (s. d.) begann. Auch dem König Gustav I. von Schweden dachte W. einen Gegenkönig (Herzog Albrecht von Mecklenburg) gegenüberzustellen. Seine Machtmittel reichten jedoch zur Durchführung so weitgehender Pläne um so weniger aus, als die übrigen Hansestädte Lübecks Vorgehen mißbilligten und daselbst die aristokratische Partei wieder zu Macht und Einfluß gelangte. Graf Christoph von Oldenburg und die Lübeckischen Feldhauptleute, darunter W.s Freund Markus Meyer, waren dem neu gewählten Könige Christian III. von Dänemark und dessen Feldherrn Johann Rantzau nicht gewachsen. Der Krieg in Holstein und Dänemark verlief unglücklich, und die Folge war, daß W.s Popularität dahinschwand. Als nun das Reichskammergericht zu Speyer auf Betreiben des von W. gestürzten Bürgermeisters Nikolaus Brömse 7. Juli 1535 ein Exekutorialmandat erließ, das bei Strafe der Reichsacht die sofortige Abstellung aller Neuerungen in Lübeck forderte, erklärte die Stadtgemeinde sich zum Gehorsam bereit und bedang sich nur die Aufrechthaltung der luth. Kirchenreformation aus; dagegen wurde die alte aristokratische Stadtverfassung wieder hergestellt und Brömse zurückberufen. W. dankte im Aug. 1535 ab, fuhr aber fort, sich in die nordischen Händel einzumischen. Auf einer Reise nach dem Lande Hadeln wurde er im Nov. 1535 verhaftet und an den eifrig kath. Herzog Heinrich (s. d.) den Jüngern von Braunschweig ausgeliefert, der ihn nach Steinbrück bei Braunschweig abführen ließ. Hier

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 851.