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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wundernuß Salomos - Wullstorf

Wundernuß Salomos, Frucht der Lodoicea (s. d. und Tafel: Palmen I, Fig. 2 c).

Wundersaft von Koch, s. Geheimmittel.

Wundersalz, s. Glaubersalz.

Wunderscheibe, soviel wie Thaumatrop (s. d.)

Wundertrommel, s. Stroboskop.

Wunderveilchen, s. Viola.

Wunderweizen, s. Weizen.

Wundfäulnis, s. Hospitalbrand.

Wundfeige, Pflanzenart, s. Opuntie.

Wundfieber, Wundheilung, s. Wunde.

Wundklee, s. Anthyllis.

Wundliegen, soviel wie Aufliegen (s. d.).

Wundrose, s. Rose (Krankheit).

Wundschreck, s. Shock.

Wundschwamm, s. Schwämme.

Wundsein der Haut, s. Hautwolf.

Wundstarrkrampf, s. Starrkrampf.

Wundt, Wilh. Max, Physiolog, Psycholog und Philosoph, geb. 16. Ang. 1832 zu Neckarau in Baden, studierte 1851-56 zu Tübingen, Heidelberg und Berlin Medizin, habilitierte sich 1857 als Privatdocent der Physiologie in Heidelberg, wo er 1864 außerord. Professor wurde. 1866 wurde er zum Vertreter Heidelbergs in die bad. Zweite Kammer gewählt, legte jedoch das Mandat bald nieder. 1871 wurde er nach Zürich, 1875 nach Leipzig als ord. Professor der Philosophie berufen. W.s Hauptschriften sind: "Die Lehre von der Muskelbewegung" (Braunschw. 1858), "Beiträge zur Theorie der Sinneswahrnehmung" (Lpz. 1862), "Vorlesungen über die Menschen- und Tierseele" (2 Bde., ebd. 1863; 3. Aufl., Hamb. 1897), "Lehrbuch der Physiologie des Menschen" (Erlangen 1865; 4. Aufl.1878), "Die physik. Axiome und ihre Beziehung zum Kausal-Princip" (ebd. 1866), "Untersuchungen zur Mechanik der Nerven und Nervencentren" (1. Abteil., ebd. 1871; 2. Abteil., Stuttg. 1876), "Grundzüge der physiol. Psychologie" (2 Bde., Lpz. 1874; 4. Aufl. 1893), "Logik" (Bd. 1: "Erkenntnislehre", Stuttg. 1880; 2. Aufl. 1893; Bd. 2: "Methodenlehre", ebd. 1883; 2. Aufl.1894-95), "Essays" (Lpz. 1885), "Ethik" (Stuttg. 1886; 2. Aufl. 1892), "System der Philosophie" (Lpz. 1889; 2. Aufl. 1897)), "Hypnotismus und Suggestion" (ebd. 1892), "Grundriß der Psychologie" (ebd. 1896; 2. Aufl. 1897). Die von W. herausgegebenen "Philos. Studien" (Bd. 1-13, Lpz. 1883-97) enthalten Abhandlungen W.s und seiner Schüler, hauptsächlich zur experimentellen Psychologie und Erkenntnislehre.

Wunnenstein, Berg (392 m) im württemb. Neckarkreis, bildet mit den Vorbergen Forst- und Kochersberg eine isolierte Keuperhügelgruppe auf der rechten Seite des Bottwarthals. Der W. (Wünnenstein, Wuninstein) war ein heiliger Berg Wodans; um 1200 treten hier die Herren von Stein auf. Der bekannteste ist der letzte Wunnensteiner, Wolf, der in beständiger Fehde mit Graf Eberhard II. dem Greiner lebte, daneben aber auch ein Gegner der Städter war, dessen Eingreifen bei Döffingen (23. Ang. 1388) zu Gunsten des Grafen Eberhard entschied. Der W. kam 1449 an Württemberg. Die bereits im 9. oder 10. Jahrh. erbaute Kapelle wurde 1557 abgebrochen und ihre Trümmer 1829 zu einer Warte hergerichtet. - Vgl. Holder, Der W. in Geschichte und Sage (3. Aufl., Stuttg. 1890).

Wunnibald, s. Walpurga.

Wünschelburg, Stadt im Kreis Neurode des preuß. Reg.-Bez. Breslau, 3 km von der böhm. Grenze, am östl. Fuß des Heuscheuergebirges, in 370 m Höhe, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Glatz), hat (1895) 2127 E., darunter 130 Evangelische, Post, Telegraph; Fabrikation von Preßhefe und Schnupftabak, fünf Branntweinbrennereien und Handweberei.

Wünschelrute, ein zauberhafter heilbringender Stab, war in Deutschland von alters her bekannt und wurde besonders im spätern Mittelalter zum Gegenstande eines bis in die neuere Zeit fortdauernden Aberglaubens. Man glaubte mittels der W. verborgene Schätze, Erzadern, Wasserquellen, ja selbst Verbrecher entdecken zu können und brach sie unter gewissen Bedingungen und Formeln von dem gezwieselten (gabeligen) Aste eines Haselstrauchs oder Kreuzdorns, oder machte sie auch aus Metalldraht und unterschied mehrere Arten: Feuerrute, Springrute, Schlagrute u. s. w. Bei dem Gebrauche kam es darauf an, sie unter Hersagung der nötigen Formeln richtig in der Hand zu halten; dann zeigte sie durch ihre Bewegung, ob und wo die gewünschten Gegenstände verborgen seien. - Vgl. Vallemont, Physique occulte, ou traité de la baguette divinatoire (Par. 1693); Grimm, Deutsche Mythologie (4. Aufl., von E. H. Meyer, 3 Bde., Berl. 1875-78); Carus Sterne, Die Wahrsagung aus den Bewegungen lebloser Körper unter dem Einfluß der menschlichen Hand (Weim. 1862).

Wunsiedel. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Oberfranken, hat 470,48 qkm und (1895) 39 086 (19 543 männl., 19 543 weibl.) E. in 50 Gemeinden mit 238 Ortschaften, darunter 3 Städte. - 2) Bezirksstadt im Bezirksamt W., an der Röslau, in 536 m Hdhe, im Fichtelgebirge, an der Linie Holenbrunn-W. (3,7 km) der Bayr. Staatsbahnen, Sitz des Bezirksamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Hof), ist nach dem Brande von 1834 neu aufgebaut und hat (1895) 4492 E., darunter 561 Katholiken, Postexpedition, Telegraph, Kolossalbüste (1845) des hier geborenen Jean Paul, von Schwanthaler, drei evang., eine kath. Kirche, ein reiches, 1449 gestiftetes Hospital, Rathaus mit alten Fahnen, Progymnasinm, Realschule mit naturwissenschaftlichen Sammlungen, Präparandenschule, Waldbauschule, städtisches Archiv; mechan. Buntweberei, Fabrikation von Porzellan, Glas, Erdfarben und elektrodynamischen Maschinen, Specksteingruben und Specksteinverarbeitung, bedeutende Granitbrüche und Granitschleiferei, Kalköfen, Kalkmühlen, Handel mit Arzneikräutern, Getreide und dem roten sog. Sechsämter Vieh. Der Handels- und Fabrikrat vertritt die Stelle einer Handelskammer. W. wird als Sommerfrische und von Reisenden viel besucht. In der schönen Umgebung ist besonders das Felsenlabyrinth der Luisenbnrg (s. d.), Alexandersbad (s. d.) sowie der Katharinenberg mit den Ruinen einer Wallfahrtskirche zu erwähnen. - Vgl. Ruckdeschel, Geschichte der Stadt W. (Wunsiedel 1855).

Wunstorf, Stadt im Kreis Neustadt am Rübenberge des preuß. Reg.-Bez. Hannover, zwischen der Süd- und Westerau, die vereinigt links zur Leine gehen, an den Linien Hannover-Bremen-Geestemünde und Hannover-Hamm-Dortmund-Köln der Preuß. Staatsbahnen, mit Kleinbahn nach Stolzenau (im Bau), hat (1895) 3507 E., darunter 136 Katholiken und 56 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Stadtkirche, ein 871 gegründetes ehemaliges Damenstift mit roman. Kirche (12. Jahrh.), Schullehrerseminar, Korrektions- und Landarmen-^[folgende Seite]