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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wuoksen - Würfel

anstalt mit Irrenanstalt, städtische Sparkasse; Gerbereien, Färbereien, Ölfabriken, Margarine-, Cement- und Torfstreufabrik und Dampfsägewerk.

Wuoksen (auch Wuoxen, Vuoksi), wasserreicher Fluß im finn. Län Wiborg, entströmt am Südrande des zum Saimaseesystem gehörigen Lappawesi, bildet beim Durchbrechen der Strandhöhen mehrere Wasserfälle, darunter den Imatra (s. d.), verläuft dann bogenförmig und mündet bei Kerholm in den Ladogasee. Die Hauptwassermasse geht aber seit Anlage des Kanals Kivisalmi (1857) südöstlich durch den See Suvanto bei Taipale in den Ladogasee. Auf dem letztern Wege ist der W. 150, auf dem erstern 163 km lang. Seine seeartigen Erweiterungen im Mittel- und Unterlauf nehmen 718 qkm ein.

Wuorani, Volksstamm, s. Galla.

Wuotan, s. Odin.

Wuoxen, s. Wuoksen.

Wupper, im obern Laufe Wipper genannt, ein rechtsseitiger Nebenfluß des Rheins in der preuß. Rheinprovinz, entsteht bei dem Dorfe Kierspe unweit Meinertshagen im Sauerland, nur 15 km vom Rhein, in den sie oberhalb Rheindorf zwischen Köln und Düsseldorf rechts mündet, macht aber so viele kleine Krümmungen, daß ihr Lauf im ganzen 105 km, ihr Flußgebiet 1100 qkm beträgt. (S. Wnpperthal.)

Wupperfeld, Stadtteil von Barmen (s. d.).

Wupperthal, das gewerbreichste und bevölkertste Thal von ganz Deutschland, in der preuß. Rheinprovinz, seinem kleinern obern Teile nach zum Reg.-Bez. Köln, seinem Hauptteil nach zum Reg.-Bez. Düsseldorf gehörig, durchschneidet in Hufeisenform das ostniederrhein. Bergland und hat seinen Namen von dem Flusse Wupper (s. d. und Karte: Rheinisch-Westfälisches Kohlen- und Industriegebiet, beim Artikel Rheinisch-Westfälisches Kohlenbecken). Das Thal ist eng und tief, am breitesten, etwa 1 km, zwischen Barmen und Elberfeld. Bei Imbach, oberhalb Opladen, tritt die Wupper in die Ebene, aber schon von Burg an ist sie für kleine Fahrzeuge schiffbar. Bei ihrem starken Gefälle und dem reichen Wasserzufluß von 37 Nebenbächen treibt sie auf einer Strecke von 52 km Länge gegen 400 Mühlen, Schleif- und.Hammerwerke. Außerdem dient sie, namentlich in der Gegend von Barmen und Elberfeld, den verschiedensten technischen Zwecken, besonders dem Betrieb der Färbereien. Unter W. im engern Sinne versteht man die 10 km lange Strecke der Städte Barmen und Elberfeld, der größten Städte des Thals. Diese Thalstrecke wurde wegen des früher daselbst herrschenden Pietismus als "Muckerthal" bezeichnet. Bei Müngsten überschreitet die Bahn von Remscheid nach Solingen das W. auf der höchsten existierenden Thalbrücke.

Wupperthalbahn, Nebenbahn von Krähwinkler Brücke über Krebsöge, Dahlerau und Beyenburg nach Barmen (Rittershausen), 19,4 km lang und 1886-89 eröffnet, preuß. Staatsbahn.

Wurali, Pfeilgift, s. Curare.

Würbenthal, czech. Verbno, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Freudenthal in Österreichisch-Schlesien, an der Linie Ebersdorf-W. (22 km) der Österr. Staatsbahnen, Sitz eines Bezirksgerichts (113,02 qkm, 8957 E.), hat (1890) 2587, als Gemeinde 2779 deutsche E., Fachschule für Holzindustrie; zwei Flachsspinnereien, eine Weberei mit mehr als 1400 Arbeitern, Fabriken für Tischtücher, Draht und Drahtstifte, Glas und chem. Produkte. In der Umgebung, insbesondere bei Ludwigsthal (847 E.), ausgedehnte Eisenbergwerke und Hütten des Deutschen Ordens.

Würde, s. Anmut.

Würderungseid, s. Schätzungseid.

Wurf, die freie Bewegung eines mit einer Anfangsgeschwindigkeit behafteten Körpers unter dem Einfluß der Schwerkraft. Erteilt man einem Körper eine Geschwindigkeit v vertikal aufwärts, so steigt derselbe in verzögerter Bewegung so hoch, als er hätte fallen müssen, um die Geschwindigkeit v zu erlangen, und fällt nachher frei herab. Erhält aber der Körper die Geschwindigkeit v vertikal abwärts, so bewegt er sich so weiter, als ob er bereits die der Endgeschwindigkeit v entsprechende Fallhöhe zurückgelegt hätte. (S. Fall.) Nun werde dem Körper in horizontaler Richtung die Geschwindigkeit v erteilt. Die alsdann eintretende Bewegung wird nach Galilei verständlich, wenn man annimmt, daß die gleichförmige horizontale, dem Beharrungsgesetz entsprechende Bewegung mit der Geschwindigkeit v gleichzeitig mit der Fallbewegung und unabhängig von derselben vorgeht. Die beschriebene Bahn ist eine Parabel mit vertikaler Achse. Die Geschwindigkeit eines schief gegen den Horizont geworfenen Körpers kann man in einen vertikalen und horizontalen Teil zerlegen. Die eingangs erwähnte Vertikalbewegung setzt sich dann mit einer gleichförmigen horizontalen Bewegung zusammen, woraus übrigens kein neuer Fall hervorgeht. Der allgemeinste Fall der Wurfbewegung ist die Centralbewegung (s. d.). Die Lehre vom W. wird in der Ballistik (s. d.) weiter verwertet. (S. Flugbahn.)

Wurfbatterien, früher glatte Mörserbatterien, die beim Vaubanschen Angriff zur Zerstörung großer Gebäude und zur Beunruhigung der Besatzung dienten. Neuerdings mit gezogenen Haubitzen und Mörsern armiert, bringen sie das wesentlich verbesserte und für den Festungskrieg sehr wichtige Steilfeuer gegen verdeckte Ziele, namentlich solche in den feindlicben Stützpunkten und Artilleriestellungen zur Wirkung.

Wurfbeil, s. Streitaxt.

Wurfbrett, längliches mit Handgriff und Gruben zum Einsetzen von Speeren, Wurfhölzern u. s. w. versehenes, oft reich geschnitztes Brett, das von vielen Völkern, besonders den Australiern und Eskimo, aber auch in Mittel- und Südamerika zur Erhöhung der Schwungkraft benutzt wird.

Würfel, in der Geometrie ein von sechs Quadraten begrenzter Körper (s. Parallelepipedon). - Über W. als Krystallform s. Hexaeder.

Im Spiel ist der W. ein sechsseitiger Körper aus Elfenbein, Knochen oder anderm Material, der auf seinen Seiten mit Punkten oder Augen die Zahlen 1 bis 6 in solcher Anordnung enthält, daß die Zahlen der zwei gegenüberstehenden Seiten 7 ergeben. Der Erfindung der W. rühmen sich die Lydier. Aber auch die Ägypter kannten sie bereits in sehr früher Zeit, und unter den im Homerischen Epos beschriebenen Belustigungen sind, neben den kriegerischen und gymnastischen Übungen, das Würfel- oder Astragalenspiel, das Ballspiel und das Brettspiel die hauptsächlichsten. Das Astragalenspiel, zu dem natürliche oder nachgebildete Knöchel (grch. astragolos), die nicht mit Zahlen versehen waren, benutzt wurden, war in Griechenland namentlich als Kinderspiel sehr beliebt. Bei den Römern wurde das Hasardspiel mit W. wiederholt verboten. Der schlechteste Wurf hieß Canis, der beste Venus. Auch in gallischen und german. Gräbern fand man steinerne W.,