Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

878

Wurzel (in der Sprachwissenschaft) – Wurzelhaare

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Wurzel (in der Mathematik)'

Zur Bestimmung oder Ausziehung von Quadratwurzeln (s. d.) und Kubikwurzeln (s. d.) hat man besondere Methoden; hierzu, besonders aber zur Berechnung von höhern W. bedient man sich am bequemsten der Logarithmen (s. d.). – Vgl. Kleyer, Lehrbuch der Potenzen und W. (Stuttg. 1884).

W. einer algebraischen Gleichung nennt man die Werte der Unbekannten, die der Gleichung genügen. Daß jede solche Gleichung n ten Grades n komplexe W. hat, ist zuerst von Gauß (1799) streng bewiesen worden. In Bezug auf die Berechnung der W. unterscheidet man die litterale von der numerischen Auflösung. Im erstern Falle verlangt man eine explicite Formel für die Unbekannte als Funktion der in der Gleichung enthaltenen Koefficienten. Eine solche Formel kann man mittels der oben besprochenen Wurzelzeichen für die allgemeine Gleichung zweiten, dritten, vierten Grades und für bestimmte Klassen von Gleichungen höhern Grades angeben; dagegen kommt man bei der allgemeinen Gleichung fünften Grades nicht mehr mit solchen Wurzelzeichen aus. Die numerische Berechnung der W. einer zahlenmäßig vorgelegten Gleichung kann indes mit jeder beliebigen Annäherung erfolgen. Der Satz von Descartes lehrt in vielen Fällen die Anzahl der negativen und der positiven W. aus den Zeichenwechseln und Zeichenfolgen der Koefficienten erkennen; der Satz von Sturm lehrt finden, wieviel W. der Gleichung zwischen zwei vorgeschriebenen Grenzen enthalten sind, und die Näherungsverfahren von Newton, Lagrange, Gräffe u. a. ermöglichen alsdann die Berechnung selbst. – Vgl. Serret, Handbuch der höhern Algebra (deutsch von Wertheim, 2 Bde., Lpz. 1868); Weber, Algebra, Bd. 1 (Braunschw. 1895).

Wurzel, in der Sprachwissenschaft der Teil des Wortkörpers, der übrigbleibt, wenn sämtliche Suffixe (s. d.) abgetrennt werden, z. B. im gotischen satjith (er setzt) ist th das Suffix der dritten Person des Singulars, ji ein stammbildendes Suffix, die W. also sat. An der W. haftet der eigentliche Bedeutungs- (Vorstellungs-)inhalt des Wortes, der durch die Suffixe nur näher bestimmt wird. Nach der Lehre der Sprachwissenschaft waren die W. ursprünglich stets einsilbig; wenn Sprachen als letzte Bestandteile des Wortes nicht Einsilbigkeit aufweisen, nimmt man eine noch frühere Periode einsilbiger W. an, z. B. in den semit. Sprachen. Die indogermanischen W. sind behandelt von Pott, «Wurzelwörterbuch der indogerman. Sprache» (Detm. 1867‒76), und von Fick, «Vergleichendes Wörterbuch der indogerman. Sprachen» (4 Bde., 8. Aufl., Gött. 1874‒76; 4. Aufl., 1. und 2. Bd., ebd. 1891‒94).

Wurzelausschlag, Wurzellohden, s. Ast.

Wurzelblätter (Folia radicalia), unrichtigerweise die Blätter an der Basis der Stengel, weil sie direkt aus der Wurzel zu kommen scheinen.

Wurzelbohrer, Schmetterlinge, s. Hepialinae.

Wurzelbrink, Berg, s. Wiehengebirge.

Wurzelbrut, s. Ast.

Wurzeldruck oder Wurzelkraft, die Kraft, mittels deren infolge der endosmotischen Thätigkeit der das Wasser aufnehmenden Partien der Wurzel das letztere in den Gefäßen der Pflanze emporgedrückt wird. Der W. ist jedoch viel zu gering, um die Leitung des Wassers bis zu den Spitzen höherer Gewächse zu erklären, er erreicht noch nicht einmal die Höhe einer Atmosphäre und kann deshalb nur krautartige niedere Pflanzen genügend mit Wasser ↔ versorgen, und selbst dies nur unter gewissen günstigen Bedingungen. Bei manchen Pflanzen, besondere beim Weinstock, macht sich der W. durch das sog. Bluten, d. h. durch den reichlichen Austritt von Wasser aus den Schnittstellen der Reben bemerklich. Die Menge des ausgeschiedenen Wassers hängt wesentlich von der Bodenfeuchtigkeit und der Temperatur ab. Auch die Gewinnung des Birkenwassers (s. d.) beruht auf Emporpressen von Wasser durch W.

Wurzelfarne, s. Farne.

Wurzelfasern, s. Wurzel.

Wurzelfäule, verschiedene Fäulniserscheinungen an Baumwurzeln, meist durch die Einwirkung parasitischer Pilze, besonders des Hallimasch (s. d.) hervorgerufen, aber auch nicht selten durch zu große Feuchtigkeit des Bodens sowie durch andere noch nicht näher bekannte Ursachen.

Wurzelfüßer (Rhizopoda), eine Klasse von meist meeresbewohnenden Urtieren (s. d.), deren weicher, schleimiger, aus Protoplasma (Sarkode) bestehender Körper keine feste äußere Umhüllung besitzt und infolgedessen seine Form mannigfach ändern kann. Die Körpermasse, bei der man meist eine zähere, helle Rindenschicht (Exoplasma) und einen körnchenreichen, flüssigern Inhalt (Entoplasma) unterscheiden kann, befindet sich, indem sie feinere oder derbere Fortsätze (Pseudopodien) aussendet und wieder einzieht, in einer steten Bewegung, die (durch Nachfließen der Innensubstanz in die Fortsätze) eine Ortsveränderung oder (durch Umfließen fremder Körper) eine Nahrungsaufnahme vermitteln kann. Die W. sind trotz des Mangels einer Zellhaut echte Zellen mit Kern und vielfach auch mit pulsierender Vakuole (s. d.). Nur wenige niederste Formen (von Haeckel Moneren genannt) wurden bis vor kurzem für kernlos gehalten, doch ist auch bei den meisten von ihnen ein Kern nachgewiesen worden, so daß die Existenz wirklich kernloser Urtiere heutzutage stark in Frage steht. Bei den W. sind kalkige oder kieselige, durch Zierlichkeit des Baues oft überraschende Gehäuse häufig. Man teilt die W. in:

(S. die betreffenden Artikel.)

Wurzelfutter, s. Futter.

Wurzelgewächse, die Gemüse, deren verdickte fleischige Wurzeln in der Küche Verwendung finden. Dahin gehören Schwarzwurzel, Haferwurzel, Zuckerwurzel, Mohrrübe, Pastinak, Kerbelrübe, Sellerie, Rettich, Radieschen u. a.

Wurzelhaare, die an den jüngsten Partien der Wurzel (s. d.) vorhandenen Haare, die die Aufnahme der Nährstoffe aus dem Boden ermöglichen. Durch die reichliche Ausbildung von W. wird die Oberfläche der jungen Wurzeln bedeutend vergrößert, und damit wächst ihre Fähigkeit, einem verhältnismäßig größern Bodenvolumen die notwendigen Nährstoffe zu entnehmen und auch einen nährstoffarmen Boden auszunutzen. Die W. dienen ferner dazu, die Nährstoffe, soweit sie sich nicht im Boden gelöst vorfinden und nicht direkt durch Diosmose in das Innere der W. gelangen können, in Lösung überzuführen. Dies geschieht dadurch, daß die W. ein in seinen chem. Eigenschaften nicht genau bekanntes sauer reagierendes Sekret absondern, mittels dessen es möglich wird, geringe Mengen der Gesteinspartikelchen aufzulösen und so für die Ernährung der Pflanze nutzbar zu machen. Bei reichlicher Darbietung von Nährstoffen, wie dies z. B. in Nährstofflösungen

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 879.