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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wyl - Wysehrad

Föhr, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Flensburg), Nebenzollamtes erster Klasse, eines ital. und schwed.-norweg. Konsuls, hat (1895) 1073 evang. E., Postamt zweiter Klasse, Telegraph; Dampferverbindung mit Husum, Dagebüll (Kleinbahn nach Niebüll), Amrum und Helgoland, Munkmarsch (auf Sylt); Kinderheilstätte.

Wyl, s. Wil.

Wyl (Wyle), Niklas von, Humanist, Übersetzer und Maler, geb. um 1410 zu Bremgarten im Aargau aus ritterbürtigem Geschlecht, Ratsschreiber in Nürnberg, 1449 in Eßlingen, 1470 zweiter Kanzler Ulrichs V. von Württemberg, starb 13. April 1479 in Zürich. Besonders durch Äneas Sylvius, den spätern Papst Pius II., wurde W. für den Humanismus gewonnen. Durch seine 18 gar zu sklavisch übertragenden "Translatzen" (zuerst handschriftlich und in Einzeldrucken; Gesamtausgabe Eßlingen 1478; neu hg. von A. von Keller 1861 als 57. Publikation des Stuttgarter Litterarischen Vereins) hat er Novellen und Traktate des Enea Silvio, Poggio, Petrarca u. a. in Deutschland bekannt gemacht.

Wylak, Stadt in Kroatien-Slawonien, s. Ilok.

Wylhof, Landgut bei Bern, s. Hofwyl.

Wylich und Lottum, Graf von, s. Putbus, Fürsten und Grafen.

Wynants, Jan, holländ. Maler, s. Wijnants.

Wyoming (spr. wei-), einer der Vereinigten Staaten von Amerika, zwischen 41 und 45° nördl. Br. und 104 und 111° westl. L., grenzt im N. an Montana, im O. an Süddakota und Nebraska, im S. an Colorado und Utah und im W. an Utah, Idaho und Montana (s. Karte: Vereinigte Staaten von Amerika, I. Westlicher Teil), umfaßt 253 530 qkm, zählte 1880: 20 789, 18 90: 60 705 (39 343 männl., 21 362 weibl.) E.; darunter waren 1430 Farbige und 14 430 im Ausland (2037 in Deutschland, 3148 in England) Geborene. Anfang 1897 schätzte man die Einwohnerzahl auf 76 000. Die Rocky-Mountains durchziehen das ganze Gebiet von SO. nach NW.; ihren Hauptzug bilden im NW. die Wind-Riverberge, deren höchster Punkt, Fremont-Peak, 4200 m mißt. Sie bestehen aus archäischen Gesteinen, an welche sich jurassische Schichten anlehnen. Die Laramie-Mountains bilden die östl. Grenze der Laramie-Ebene. Die Black Hills gehören nur teilweise zu W. Im ganzen liegen 8500 qkm über 3000 m hoch. Die Hauptflüsse sind: der Big-Horn (Wind-River), der Powder, ein Nebenfluß des Yellowstone, der Green und der North-Platte. Im NW. befindet sich der Yellowstone-Nationalpark (s. d.). Das Klima ist verhältnismäßig mild und gesund. Der Staat ist reich an Edelwlld. Die Viehzucht wird auf den Ebenen im ausgedehntesten Maße betrieben; jedoch hat die Rinderzucht seit 1886 stetig abgenommen (1896: 0,3 Mill.), die Schafzucht hinqegen zugenommen (1896: 1,3 Mill.). Der Ackerbau benutzt künstliche Bewässerung (8000 km Kanäle bewässern 2 Mill. Acres). Die Ernte lieferte 1893: 0,3 Mill. t Heu (2,4 Mill. Doll.), 0,3 Mill. Bushel Kartoffeln und 0,4 Mill. Bushel Hafer. Der Bergbau ergab 1895: 2 247 000 t Kohle (für 3 Mill. Doll.), davon die Hälfte in Sweetwater County. Die Kohle ist zum Teil Braunkohle. Erdöl (Schmieröl) wird seit 1894 gewonnen (1895: 3500 Fässer). Besuch der von Staatsländereien unterhaltenen Schulen ist obligatorisch; sie wurden 1894 von etwa 10 000 Kindern besucht. Von 367 Lehrenden waren 300 Frauen. Die Staatsuniversität ist in Laramie. Eisenbahnen sind 1440 km in Betrieb, unter denen die Union-Pacific die bedeutendste ist. W. ist in 13 Counties geteilt; Hauptstadt ist Cheyenne, wichtig sind auch Laramie, Rock-Springs, Rawlins und Douglas. Zum Kongreß sendet es zwei Senatoren und einen Repräsentanten. Die Verfassung zeichnet sich dadurch aus, daß (seit 1870) Frauen aktives und passives Wahlrecht besitzen.

W. gehörte größtenteils zu dem großen 1803 von Frankreich gekauften Gebiet Louisiana (s. d.), bildete dann einen Teil von Iowa, wurde 1868 als Territorium organisiert und 10. Juli 1890 als Staat in die Union aufgenommen. - Vgl. H. Bancroft, History of W. (San Francisco 1890).

Wyschnegradskij, Iwan Alexejewitsch, russ. Staatsmann, geb. 1. Jan. 1832 (20. Dez. 1831), studierte Mathematik und Physik, später besonders Mechanik, wurde 1862 Professor am Technologischen Institut in Petersburg und 1875 Direktor desselben. Als Vertreter einer Privatbahn nahm W. an der Baranowschen Eisenbahnkommission teil, wurde 1884 Mitglied des Unterrichtsrats, 1886 Mitglied des Departements für Staatsökonomie im Reichsrat sowie 1887 Finanzminister. Das Deficit im russ. Haushalt suchte er energisch zu bekämpfen durch Erhöhung der Zölle, der Abgaben, Reformen im Eisenbahnwesen, Konvertierungen von Staatsschulden, vermochte aber den Kredit Rußlands nicht zu heben und wurde 1892 seines Amtes enthoben. Er starb 6. April 1895 in Petersburg. W. schrieb: "Populäre Vorlesungen über Maschinen" (russisch, Petersb. 1859), "Kursus der Hebemaschinen" (russisch, ebd. 1872), Abhandlungen über Regulatoren, Pulverpressen u. a.

Wyschnewka, fälschlich statt Wischnewka (s. d.).

Wyschnewolozsches Kanalsystem (russ. Vyšnevolockaja sistema kanalov), verbindet die Wolga mit der Newa, besteht aus der Twerza (Nebenfluß der Wolga), dem Wyschnewolozschen Kanal (zwischen Twerza und Zna, 4 km lang, 1702-8 erbaut), dem Fluß Zna, dem See Mstino, dem Fluß Msta bis zum Wischerakanal (s. Wischera) oder bis zum Sieverskanal (s. d.), einem dieser beiden Kanäle und dem Fluß Wolchow bis zur Mündung in den Kanal Peters d. Gr. (s. Ladogasee). Es ist (durch den Wischerakanal) 845 km lang und steht behufs Wasserversorgung mit mehrern Seen in Verbindung. Das W. K. wird für direkten Verkehr nicht mehr benutzt, hat aber Bedeutung für den Lokalverkehr.

Wyschnij Wolotschok. 1) Kreis im nordwestl. Teil des russ. Gouvernements Twer, auf der Wasserscheide zwischen Wolga und Ilmensee, hat 9395,8 qkm, 165 816 E., darunter 31 000 Karelen; Ackerbau, Viehzucht, Hausindustrie, 96 Fabriken mit 2,84 Mill. Rubel Produktion, darunter Baumwollweberei, chemische und Glasfabriken u. a. - 2) Kreisstadt im Kreis W. W., an der Zna, am Kanal von dieser zur Twerza und an der Eisenbahn Petersburg-Moskau, schön angelegt, mit Kanälen und Schleusen, die von Boulevards und Gärten umgeben sind, hat (1894) 16 145 E., 6 Kirchen, Kaufhaus, Stadtbank; 13 Fabriken, darunter 2 Baumwollspinnereien und 1 Weberei, und Kanalhafen. (S. Wyschnewolozsches Kanalsystem.)

Wyschrad (Wischehrad), czech. Vyšchrad, ein Stadtteil von Prag (s. d. nebst Stadtplan und Textplan), seit 1883 einverleibt. Die Burg W. stammt schon aus vorhistor. Zeit und ist älter als die Prager Burg (der Hradschin); in ihr residierten lange Zeit die böhm. Fürsten. 1420 wurde sie von den Hussiten belagert und verwüstet.