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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Zelle (Pflanzenzelle)

und Wurzel zeigt und trotzdem aus einer einzigen Z. besteht. Man bezeichnet derartige Organismen nach J. von Sachs auch wohl als nichtcelluläre, was auch gewiß vom phystol. Gesichtspunkte eine gewisse Berechtigung hat; auf der andern Seite ist jedoch festzuhalten, daß der gesamte Körper einer solchen Alge in allen morpholog. Eigenschaften mit einer Z. übereinstimmt und daß zwischen cellulären und nichtcellulären Pflanzen ein ganz allmählicher Übergang besteht.

Die Vermehrung der Z. geschieht ausschließlich durch Teilung bereits vorhandener Z. (omnis cellula e cellula). Bei den einzelligen Organismen trennen sich die beiden Tochterzellen sofort nach erfolgter Teilung. Bleiben diese und ihre weitern Abkommen dagegen dauernd im Zusammenhang, so entstehen je nach der Richtung der Teilungswände Zellfäden, Zellflächen oder Zellkörper. Innerhalb der höhern Organismen werden ferner durch verschiedene Differenzierung bestimmter Zellgruppen die den verschiedenen Funktionen entsprechenden Gewebe ausgebildet (s. Histologie). Eine eigenartige Entwicklung haben die Organe vieler höherer Pilze, die durch Verschmelzung von Zellfäden entstehen (s. Pseudoparenchym). Bei der Sporenbildung der Ascomyceten und in einigen andern Fällen beobachtet man ferner eine besondere Art der Zellvermehrung, die freie Zellbildung, bei der die im Innern der Mutterzelle entstehenden Tochterzellen von dieser und meist auch voneinander getrennt bleiben.

Die Pflanzenzelle besteht im allgemeinen aus drei Teilen: der die äußere Abgrenzung bewirkenden festen Zellmembran (m in Fig. 3), dem mehr flüssigen Plasmakörper oder Protoplasten (p) und dem in eine oder mehrere Vakuolen eingeschlossenen Zellsaft (v). Diese drei Teile sind jedoch keineswegs als gleichwertig anzusehen, vielmehr hat man den Plasmakörper als den alleinigen Träger der Lebensthätigkeit innerhalb der Z. zu betrachten. Während es z. B. Z. giebt, die wie die Schwärmsporen vieler Algen und Pilze einer Membran vollständig entbehren und sich dennoch normal weiter entwickeln, fehlt der Plasmakörper keiner wachstums- oder teilungsfähigen Z., von ihm werden alle Stoffmetamorphosen eingeleitet und in ihm finden alle die verschiedenen auf den pflanzlichen Organismus Wirkenden Reize ihren Angriffspunkt. Als sichtbares Zeichen der Lebensthätigkeit des Plasmakörpers kann auch die sog. Plasmaströmung angesehen werden, die in sehr verschiedenen Pflanzenteilen zu beobachten ist, sie kann durch die Eingriffe bei der Präparation zum Stocken gebracht, aber auch erst hervorgerufen oder doch erhöht werden. Diese Strömung beweist auch, daß jedenfalls der größere Teil des Plasmakörpers eine flüssige Konsistenz besitzt; von Pfeffer wurde aber neuerdings nachgewiesen, daß die äußern Partien des Plasmakörpers, die infolge ihrer größern Durchsichtigkeit auch wohl als Hyaloplasma bezeichnet werden, durch eine größere Zähigkeit ausgezeichnet sind und zum Teil in ihrer Konsistenz dem festen Aggregatzustande sehr nahe kommen.

^[Fig. 1] ^[Fig. 2] ^[Fig. 3] ^[Fig. 4] ^[Fig. 5] ^[Fig. 6] ^[Fig. 7]

^[Fig. 8] ^[Fig. 9] ^[Fig. 10] ^[Fig. 11] ^[Fig. 12] ^[Fig. 13]

In jugendlichen Z. (Fig. 1) übertrifft der Plasmakörper an Masse die andern Bestandteile der Z. meist sehr, allmählich tritt er aber immer mehr zurück und bildet in ausgewachsenen Z. gewöhnlich nur einen dünnen, aber stets völlig geschlossenen Schlauch zwischen Zellmembran und Zellsaft, den Primordialschlauch. Die chem. Zusammensetzung des Plasmakörpers muß natürlich, da dieser das eigentliche Laboratorium der Z. darstellt, eine sehr verschiedenartige sein; gewöhnlich nimmt man aber an, daß die Gruppe der Eiweißkörper beim Aufbau des Protoplasten die wichtigste Rolle spielt. Innerhalb des Plasmakörpers unterscheidet man nach den neuern Untersuchungen zunächst den Zellkern oder Cytoblast (k, Fig. 1-4), einen meist rundlichen Körper, der sich häufig schon in der lebenden Z. durch stärkere Lichtbrechung von dem umgebenden Plasma abhebt, in schwierigern Fällen durch Färbungsmethoden sichtbar gemacht werden kann. Seine chem. Zusammensetzung ist noch wenig erforscht, doch scheint in ihm eine mit den Eiweißstoffen verwandte, sich von diesen aber durch den Gehalt von Phosphor unterscheidende Verbindung, das Nucleïn, sehr verbreitet zu sein. Der Zellkern findet sich meist in Einzahl