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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Zuckerfabrikation

untern Öffnung des Diffuseurs herausgebracht und passieren dann eine Schnitzelpresse (Taf. I, Fig. 5), die das anhaftende Wasser beseitigt. Die Schnitzelpresse besteht aus einem aufrecht stehenden Cylinder aus gelochtem Eisenblech mit einer stehenden Welle in der Mitte. An dieser Welle sind schraubenförmig Arme befestigt, die bei ihrer Umdrehung die Schnitzel nach unten drücken. Da nun die untere Öffnung des Cylinders durch einen Conus stark verengt ist, werden die Schnitzel zwischen dem Conus und der Cylinderwandung hindurchgedrückt und durch diesen Druck das Wasser abgepreßt. Die abgepreßten Schnitzel haben dann etwa 1O-14 Proz. Trockengehalt, also 86-90 Proz. Wasser; man erhält vom Rübengewicht etwa 50 Proz. abgepreßte Schnitzel. Die abgepreßten Schnitzel werden entweder direkt an Vieh verfüttert oder in Mieten auf bewahrt. Im letztern Falle geben aber bis 30 Proz. verloren, weshalb man jetzt die Schnitzel mittels eigens konstruierter Schnitzeldarren mit direktem Feuer trocknet und so ohne Verlust ein gut haltbares Futter herstellt. (S. auch Zuckerrübe.) Der Diffusionssaft passiert beim Verlassen der Batterie ein Meßgefäß, damit man immer gleiche Menge abziehen kann, und kommt dann zur Scheidung (Defäkation) in die Scheidepfanne (Taf. II, Fig. 3). Die Scheidung bezweckt durch Zugabe von Ätzkalk in Form von Kalkmilch oder als Kalkpulver (Trockenkalk) eine Fällung und Zerstörung der im Diffusionssaft enthaltenen Nichtzuckerstoffe. Es wird 1-2½ Proz. Kalk vom Rübengewicht angewandt und der Saft mittels Dampfes mit dem Kalk aufgekocht. Den bei dem Kochen stark auftretenden Schaum mildert man entweder durch Zugabe von Fett oder Öl in die Scheidepfanne, oder man beseitigt ihn durch einen Schaumschläger, ein über der Oberfläche des zu scheidenden Saftes rings um die Scheidepfanne im Innern herumgehendes kleines Dampfrohr mit feinen Öffnungen, aus denen direkter Dampf in kleinen Strahlen auf den Schaum bläst, den er so zerteilt. In neuester Zeit bringt man auch Rührwerke in die Scheidepfannen, um eine innige Vermischung, namentlich bei Trockenkalkscheidung, mit dem Saft zu bewirken. Nach eingetretener Scheidung wird der im Safte enthaltene Kalk durch Einleiten von Kohlensäure als kohlensaurer Kalk ausgefällt und dadurch die durch den Ätzkalk unlöslich gewordenen Eiweiß- und verwandten Stoffe aus dem Diffusionssaft mit niedergerissen. Diese Operation, die Saturation (s. d.), geschieht in besondern Gefäßen, den Saturationsgefäßen (Taf. I, Fig. 7). Die gelbgraue trübe Flüssigkeit wurde früher durch Montejus, rings geschlossene cylindrische Gefäße, in die der Saft hineinläuft, behufs Abscheidung des Schlammes nach den Filterpressen gedrückt. Den Druck bewirkte direkter Dampf, der 3-5 Atmosphären Überdruck haben mußte, durch das bis zum Boden des Montejus reichende Druckrohr. Jetzt verwendet man fast ausschließlich Pumpen (Schlammpumpen) dazu. In den Filterpressen wird der Schlamm (Scheide- oder Saturationsschlamm) von dem aus der Presse klar ablaufenden Saft getrennt; der Schlamm selbst wird entweder direkt in der Presse mit reinem Wasser ausgesüßt oder in einem Malaxeur gesondert mit Wasser angerührt und dann nochmals durch eine Filterpresse geschickt. Der in ziemlich festen Kuchen gewonnene Schlamm wird als Dünger verwandt. Der von den Pressen klar ablaufende Saft wird mit dem Absüßwasser zusammen nun nochmals mit etwa ½ Proz. Kalk behandelt, aufgekocht, der Kalk mit Kohlensäure aussaturiert (gefällt) und vielfach noch mit schwefliger Säure behandelt. Letztere dient dazu, die kohlensauren Alkalien in schwefligsaure, die dann in schwefelsaure übergehen, überzuführen und dadurch die alkalische Reaktion der Säfte herunterzudrücken, da beim weitern Verdampf- und Kochprozeß eine hohe Alkalität durch Zuckerzerstörung schädlich wirkt. Nachher wird dieser Saft zur Beseitigung des entstandenen Schlammes durch Filterpressen geschickt, der Schlamm entweder direkt ausgesüßt oder in die Scheidepfannen der ersten Saturation gegeben. Man legt jetzt auf eine möglichst gute Scheidung und Saturation und namentlich auch auf die mechan. Filtration hohes Gewicht, da die früher nun folgende mechanisch und chemisch wirkende Filtration über Knochenkohle in der Rohzuckerfabrikation gänzlich in Wegfall gekommen ist. Der von den Schlamm- oder Filterpressen laufende Saft (Dünnsaft) enthält etwa 12 Proz. Trockensubstanz und gelangt nun in die Verdampfapparate (s. d.), wo er den größten Teil seines Wassers abgiebt, so daß der eingedickte Saft (Dicksaft) etwa 50 Teile Trockensubstanz enthält. Einen stehenden Verdampfapparat zeigt Taf. II, Fig. 2, einen liegenden Taf. II, Fig. 4. Durch diese Konzentration gelangen wieder einige Substanzen zur Ausscheidung, die durch Filterpressen oder eine andere Filtriervorrichtung abgesondert werden. Der Dicksaft wird darauf im Vakuumapparat (s. Verkochen; Abbildung: Taf. II, Fig. 6) weiter konzentriert (verkocht); dabei wird allmählich eine derartige Konzentration erreicht, daß das Wasser nicht mehr im stande ist, den gesamten Zucker in Lösung zu halten und ein Teil davon in kleinen, sehr feinen Krystallen ausgeschieden wird. Nun läßt man diese Kryställchen durch weiteres Zugeben von Dicksaft unter fortschreitender Verdampfung wachsen; die durch das heftige Sieden erzeugte Bewegung der ganzen Masse beeinflußt dieses Wachstum günstig. Diese schon während des Verkochens stattfindende Ausscheidung von Zucker in Krystallform nennt man Kornkochen oder Kochen auf Korn. Wenn der ganze Vakuumapparat voll gekocht worden ist, so hört man mit dem Zugeben von Dicksaft auf. Der Inhalt des Apparates, bestehend aus den Zuckerkrystallen mit der möglichst konzentrierten Mutterlauge, Sirup genannt, bildet die Füllmasse, die nun aus dem Apparat nach Abstellen der Luftleere herausläuft: es wird "ausgefüllt". Die fertig gekochte, noch warme Füllmasse wurde früher in kleine oder größere Kasten aus Eisenblech (Schützenbachsche Kasten) von 2 bis 4 Ctr. Inhalt gefüllt, damit sie sich in ihnen abkühle und auch der in der Mutterlauge gelöste Zucker beim Verkühlen auskrystallisiere. In neuester Zeit nimmt man statt dessen große trogähnliche oder cylinderförmige Gefäße mit Doppelwandung und einem Rührwerk in der Längsachse (Sudmaischen oder Krystallisatoren), die einen ganzen Sud (den Gesamtinhalt eines Vakuumapparates) fassen, und kühlt darin unter Bewegung durch das Rührwerk die Füllmasse ab. Da die erkaltende Masse sehr steif wird, so giebt man den notwendigen Sirup zu, um die Masse rührbar und für die Folge schleuderbar zu halten. Die auf diese Weise erkaltete Füllmasse wird dann in die Centrifugen (s. d.) behufs Trennung des Sirups von den Zuckerkrystallen gegeben. Ist die Füllmasse in Kasten in Ruhe erkaltet, so bildet sie dann eine feste Masse, die erst durch ein