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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Zwentibold - Zwerghühner

linie Leipzig-Meuselwitz der Sächs. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Leipzig), hat (1895) 3864 E., darunter 62 Katholiken, Post, Telegraph; Korb- und Schuhwarenfabrikation, Pulvermühle, Brauerei, zahlreiche Ziegeleien und eine Dampfmühle. Z. wurde 974 von Kaiser Otto II. dem Stift Merseburg geschenkt.

Zwentibold, s. Swatopluk.

Zwerchfell (Diaphragma), Querfell, der scheibenförmige, quer durch die Leibeshöhle gespannte Muskel, der das Innere des Rumpfes in die Brust- und Bauchhöhle scheidet (s. Tafel: Die Baucheingeweide des Menschen I, 22 und II, 20, und die Tafel: Die Brusteingeweide des Menschen I, 12 und II, 19). Das Z. ist nächst dem Herzen der lebenswichtigste Muskel des menschlichen Körpers; sein Stillstand bewirkt, wie jener des Herzens, schnellen Tod. Nach oben konvex, nach unten konkav, ist das Z. mit seinem Rande vorn an das untere Ende des Brustbeins befestigt, von wo aus dieser Rand nach beiden Seiten an den Knorpeln der sechs untersten Rippen verläuft und hinten sich mit sechs Muskelbündeln, den sog. Schenkeln (crura diaphragmatis), an die Lendenwirbel ansetzt, so daß der hinterste Befestigungspunkt bedeutend tiefer liegt als der vorderste. Das Z. ist ein kreisförmig angeordneter Muskel, dessen eigentliche Muskelmasse in der Peripherie und dessen Sehne im Centrum liegt. In dieser centralen Sehnenplatte (centrum tendineum s. speculum Helmontii) befindet sich eine Öffnung, die für die aus dem Unterleibe zum Herzen emporsteigende untere Hohlvene bestimmt ist. Weiter nach links wird das Z. von der Speiseröhre durchbohrt, während ganz hinten zwischen den Schenkeln längs der Wirbelsäule die Aorta, der große Lymphbrustgang und die den obern und untern Teil des Gangliensystems verbindenden Nervenfäden in die Bauchhöhle und zwei Venen aus dieser in die Brusthöhle treten. Das Z. unterstützt als Boden der Brusthöhle das Herz und die Lungen, die teilweise auf ihm ruhen, und dient als Dach der Unterleibshöhle, an welchem die Leber, der Magen und die Milz aufgehangen sind. Bei seiner Zusammenziehung plattet es sich ab, die Brusthöhle wird weiter und infolge davon die Bauchhöhle enger. Das Z. nimmt durch seine unwillkürlichen, rhythmisch erfolgenden Zusammenziehungen einen wichtigen Anteil am Atmungsprozeß und befördert durch Druck auf die Baucheingeweide deren Entleerung. Krampfhafte Bewegungen desselben sind der Zwerchfellkrampf oder der Schlucken (s. d.). - Zwerchfellbrüche oder Zwerchfellhernien kommen zu stande, wenn durch eine Erweiterung der natürlichen Öffnung in demselben oder durch eine neu entstandene die Baucheingeweide in die Brusthöhle treten. Nur die Säugetiere besitzen ein Z.

Zwerchpfeife, s. Flöte.

Zwerg, ein Mensch von sehr kleinem Wuchse. Mit der abnormen Zwerghaftigkeit pflegen sich meist noch Mißbildung, dicke Köpfe, kleine Beine u. dgl., zu verbinden, wie auch die geistige Ausbildung in der Regel gering bleibt; auch erreichen Z. selten ein hohes Alter. Dem deutschen Mittelalter galten Z. wie Krüppel weder für lehns- noch für erbfähig, mußten aber von ihren nächsten Verwandten, die statt ihrer erbten, ernährt werden. In den Zeiten der Hofnarren (s. d.) wurden Z. zur Ergötzung an den Höfen gehalten; heutzutage lassen sie sich vielfach für Geld sehen.

Reich an Zwergsagen sind die Alpenländer, Norddeutschland, Dänemark, England. Sie gehören zu den elfischen Geistern. Nach der Kosmogonie der Edda entstehen die Z. aus den Würmern in Ymirs (s. d.) Fleische, während die Schöpfung des Menschen erst später erfolgt. Ganz besonders zeichnen sich die Z. durch Geschicklichkeit aus. Im nordischen Mythos z. B. schmieden sie den Göttern dasjenige Gerät, dessen diese zu ihrer weltordnenden und erhaltenden Thätigkeit bedürfen: dem Odin den siegverleihenden Speer Gungnir, dem Donnergott Thor den Hammer Miölnir (den Donnerkeil), dem Freyr das Luft- und Wolkenschiff Skidhbladhnir, das sich wie ein Tuch zusammenfalten läßt, der Erdgöttin Sif, der Loki das Haupthaar abgeschnitten hatte, neues goldenes Haar (Gras, Blätter und Blumen des Lenzes). Die Z. sind im Besitz der Nebelkappe (s. d.), stehen unter eigenen Königen und wohnen im Innern der Erde, in Höhlen und Felsen, wo sie prächtige, mit metallischen Schätzen und Kunstwerken ausgestattete Gemächer anlegen, wundersame Waffen schmieden u. dgl. - Vgl. Grimm, Deutsche Mythologie (4. Aufl., 3 Tle., Berl. 1875-78); E. H. Meyer, German. Mythologie (ebd. 1891).

Zwergalpenrose, s. Rhododendron.

Zwergente (Harelda histrionica L.), Kragenente, auch Lockente, eine 45 cm lange und 80 cm klafternde Ente mit hauptsächlich schiefergrauem, am Bauch hellem, am Steiß schwärzlichem Gefieder. Der Erpel ist dunkler, mehr ins Violette ziehend als die Ente, hat Gesicht, Halsband und die Enden der Schulterfedern weiß. Die Z. bewohnt den hohen Norden von Europa, Asien und Amerika.

Zwergerbse, s. Gartenerbse,

Zwergfledermaus, s. Glattnasen.

Zwergfrösche, s. Micrhylidae.

Zwerggalerie, die kleine Arkade, welche unter dem Gesims roman. Kirchenbauten erscheint, und zwar oberhalb des Ansatzes der Gewölbe. Ihre Bogen ruhen auf Zwergsäulen.

Zwerggans, s. Bläßgans.

Zwerggeorgine, s. Dahlia.

Zwerghirsche (Cervulidae), die sog. Muntjacformen der Hirsche, mit den langen, ein einfach verzweigtes Geweih tragenden Rosenstöcken und den weit aus dem Maule hervorragenden Eckzähnen. Der bekannteste Zwerghirsch ist der Muntjac (s. d.). In der Gefangenschaft häufiger ist Reeves’ Zwerghirsch (Cervulus Reevesi Ogilby), kaum ½ m hoch, rotbraun mit schwarzer Zeichnung im Gesicht, aus China. Das Paar wird mit etwa 400 M. bezahlt, hält sich bei Körnern, Laub und Heu gut und pflanzt sich leicht fort. Die Bezeichnung Z. wird zuweilen auch auf die Zwergmoschustiere (s. d.) angewandt.

Zwergholunder, s. Sambucus.

Zwerghühner, eine Zwergform der Hühner, die jetzt von fast allen Rassen gezüchtet wird. Die Z. sind ausschließlich Sporthühner ohne jeden wirtschaftlichen Nutzen. Am bekanntesten ist das Bantamhuhn (s. d.) und die Zwergkämpfer (s. d.). Neuerer Zucht entstammen die verkleinerten Riesenhühner, die Zwergcochins und Zwergbrahmas in den verschiedensten Farbenschlägen, die um so wertvoller sind, je kleiner sie sind. Ferner züchtet man Zwergkauler, ähnlich den schwanzlosen Kaulhühnern, Zwergpaduaner, Zwergmalaien u. a. Außerdem giebt es auch Zwergrassen, die keiner großen Rasse entsprechen, so die verschiedenen Farbenschläge der einfachkammigen Z. mit langen