Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Zwickau'
Anmerkung: Fortsetzung von Nummer 3)
16 Amtsgerichten (Crimmitschau, Eibenstock, Glauchau, Hartenstein, Hohenstein-Ernstthal, Johanngeorgenstadt,
Kirchberg, Lichtenstein, Lößnitz, Meerane, Schneeberg, Schwarzenberg, Waldenburg, Werdau, Wildenfels, Z.),
eines Amtsgerichts, Kreissteuerrates, Hauptsteuer-, Aichamtes und Bezirkskommandos und hatte 1832: 6127,
1855: 16 052, 1867: 24 509, 1880: 35 005, 1895 einschließlich des 1895 einverleibten Dorfes Pölbitz 50 391
(25 839 männl., 24 552 weibl.) E., darunter 2161 Katholiken und 71 Israeliten, in Garnison das
9. Infanterieregiment Nr. 133, Postamt erster Klasse mit zwei Zweigstellen, Telegraphenamt erster Klasse,
Fernsprecheinrichtung und elektrische Straßenbahnverbindung mit dem nahen Schedewitz und Marienthal.
Die spätgot. Marienkirche, 1118 geweiht, vielfach umgebaut, 1885 - 91 restauriert (700 000 M.) und mit 70 Statuen
an der Außenseite geschmückt, hat einen Turm (87 m) mit einer großen Glocke (115 Ctr.), im Innern Gemälde,
darunter eines von Cranach dem Jüngern, einen Flügelaltar von Michael Wohlgemuth (1479), ein kostbares
Crucifix von Bergkrystall und ein kunstvolles Holzschnitzwerk, ein sog. heiliges Grab darstellend,
wahrscheinlich von Veit Stoß (1501); die got. Katharinenkirche, 1893-94 erneuert, mit einem Altargemälde
von Cranach dem Ältern; die Moritzkirche, ein Ziegelrohbau mit Vierungsturm (1893) u. a., Methodistenkirche,
kath. Kirche (1889); das Rathaus mit dem reichen städtischen Archiv (Urkunden bis zum 13. Jahrh, und Handschriften
der Werke von Haus Sachs), das Gebäude der Kreishauptmannschaft (1838), das Gewandhaus (1522) mit städtischem Theater,
die Gebäude des Kunstvereins, mit Gemäldesammlung, des Landgerichts (1879), Amtsgerichts und der Post. Ein Denkmal an
der Dresdener Straße erinnert an das siegreiche Gefecht des Colombschen Freikorps gegen franz. Kolonnen (1813),
Denkmäler des Fürsten Bismarck und Rob. Schumanns.
Ferner besitzt die Stadt ein Gymnasium mit der Stadtbibliothek (20 000 Bände und wertvolle Handschriften),
Realgymnasium, seit 1897 verbunden mit einer lateinlosen Realschule, eine höhere und sechs andere Bürgerschulen,
kath. Schule, zwei Handels-, eine Bergschule, gewerbliche Fortbildungsschule, Ingenieurschule und mehrere
Innungsfachschulen, eine Mineralog.-geolog. Sammlung (Richter-Stiftung), ein Bürgerhospital, Garnisonlazarett,
Kreis- und städtisches Krankenhaus, Diakonissenbaus, Waisenanstalt, zwei Armenhäuser, eine Landesstrafanstalt,
seit 1770 indem Schloß Osterstein (1587-90), zwei ältere, ein neues Wasserwerk, Kanalisation, zwei städtische
Gaswerke, elektrische Beleuchtungsanlage, Vieh- und Schlachthof, städtische Sparkasse, Reichsbanknebenstelle,
Filiale der Sächsischen Bank, Zwickauer Bank, Vereinsbank, Handels-, Getreideund Produktenbörse. Die bedeutende
Industrie erstreckt sich auf Maschinenbau, Baumwollspinnerei und Fabrikation von chem. Produkten, Porzellan, Papier,
Glas, Farbwaren, Draht-und Hanfseilen, Kokoswaren, Handschuhen, Strumpfwaren, engl. Gardinen, Segeltuch, Drahtnägeln,
Zimmerfontänen, Sicherheitslampen, Goldschlägerformen, Sieben und Geflechten, Metall- und Blech-, Neusilber-
und Alfenidewaren, Rohrflanschen, Fässern, Dachpappe, Asphalt und Holzcement, Steinzeugwaren, Gußsteinen, Papierstuck,
Portefeuillewaren, Malz, Senf und Seife; ferner bestehen eine große Kammgarnspinnerei, Dampfsteinschneiderei,
Diamant- und Glas
↔
schleiferei, Dampfmühlen, Dampfsägewerke, Ziegeleien und Brauereien, Getreide-, Ziegel-, Holz- und Steinkohlenhandel.
Z. ist Sitz der 3. Sektion der Sächf.Baugewerks- und der 7. der Knappschafts-Berufsgenossenschaft.
Die Steinkohlenlager (19 Werke mit 55 Schächten, bis zu 730 m Tiefe), die Quelle der Wohlhabenheit der Stadt und
Umgegend, befinden sich im Weichbild der Stadt und in den Fluren der Nachbardörfer Niederplanitz, Cainsdorf, Schedewitz,
Marienthal links, Bockwa, Oberhohndorf und Reinsdorf rechts von der Mulde. Ihr Abbau wird schon 1348 erwähnt, aber
erst seit 1823 wird der Abbau lebhafter betrieben. Die Produktion belief sich 1896 im Berginspektionsbezirk Z. auf
2 580 132 t im Wert von 23,5 Mill. M. und beschäftigte 379 Beamte und 11 067 Arbeiter.
Auch in der Umgebung befinden sich großartige Fabriketablissements, so in
Cainsdorf
(s.d.), in
Marienthal
(s. Bd. 17), in
Crossen
(1323 E.) Fabriken
für Cellulose, Holzstoff und Papier und eine Dampfmühle, in
Schedewitz
(s. d.), in Lichtentanne
(2821 E.)
ein großes Eisenhüttenwerk (Maximilianshütte), in
Oberhohndorf
(1664 E.) eine Porzellanfabrik, in
Wilkau
(s. d.).
Bei Niederplanitz
(s.d.) war früher ein schon seit Jahrhunderten bekannter unterirdischer Kohlenbrand, dessen Hitze zur Treibgärtnerei
benutzt wurde. - Z., eine Gründung der Sorben, wurde zwischen 1192 und 1212 zur Stadt erhoben. Die
Reichsunmittelbarkeit, welche die Stadt 1290 erhalten hatte, verlor sie 1348 und kam mit dem Pleißnerland
wieder an das Haus Wettin. Von 1348 datiert auch das alte Stadtrecht Z.s. Die Reformation fand schon 1521
Eingang, doch nahm die Bewegung unter der Führung der «Zwickauer Propheten» (s.
Wiedertäufer
), an deren Spitze Thomas Münzer, der Prediger der Katharinenkirche, stand, eine schwärmerische Richtung an,
so daß dieser 1521 seines Amtes entsetzt wurde. Die Aufregung wurde erst durch den Aufenthalt Luthers in Z.
(28. April bis 2. Mai 1522) besänftigt. - Vgl. Herzog, Chronik von Z. (2 Bde., Zwick. 1839-45); ders.,
Geschichte des Zwickauer Steinkohlenbaues (Dresd. 1852); ders., Geschichte des Zwickauer Gymnasiums (Zwick. 1869);
Mitteilungen des Altertumsvereins für Z. und Umgegend (ebd. seit 1887); Beschreibende Darstellung der ältern
Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. Bd. 12: Amtshauptmannschast Z.' (Dresd. 1889).