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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Franck (Melchior) - Frankfurt am Main
MUZ und Kolorit glücklich mit Tiefe. Außer Bach
und Beethoven sind Schumann und Wagner' von
Einfluß auf diefen felbständigen Geist gewesen.
Seine Bedeutung wurde erst nach seinem Tode voll
erkannt. Zu F.s Iugendwerken gehören Kammer-
musikwerke (vier Trios), Klavierkompositionen,
Orgelwerke und eine Nissa. soleinnis. Die zahl-
reichen spätern Werke umfassen eine große Sinfonie
in D-inoii, sinfonische Dichtungen (darunter "1^68
^oliäeL"), ein Quintett, ein Streichquartett, mehrere
Opern und Oratorien, darunter "I^6s dsatitudes"
("Die Seligkeiten" oder "Seligpreisungcn"), eins der
bedeutendsten Werke der modernen religiösen Musik.
F.s Werke, besonders die "L^tiwä68", fangen an,
sich auch in Deutschland zu verbreiten.
Franck, Melchior, Komponist, geb. um 1580
lnach andern um 1573) in Zittau, war seit 1603
Hoskapellmeister in Coburg, wo er 1. Juni 1639
starb. F. ist einer der bedeutendsten Ehorkomponisten
des 17. Jahrh., durch Innigkeit und dramat. Em-
pfindung ausgezeichnet. Neben seinen Motetten
waren seine Örchestersuiten beliebt. Einige seiner
Werke hat F. in Sammlungen herausgegeben. -
Vgl. Monatshefte für Musikgeschichte, hg. von der
Gesellschaft für Musikforschung, Bd. 17 (Lpz. 1885);
Obrist, Melchior F. (Dissertation, 1892).
^Franckenfteinfche Klausel, s. Imanzresorm.
^Franckefche Stiftungen. Die F. S. um
fassen (1896) außer dem Seminar für Lehrer an
höhern Schulen und dein Lehrerinnenseminar fol-
gende Anstalten: eine Bürgermädchenschule (Mittel-
schule, 500 Schülerinnen), eine Bürgerknabenschule
Mittelschule, 545 Schüler), eine Vorschule für die
böhern Lehranstalten (168 Schüler), eine höhere
Mädchenschule (320 Schülerinnen), eine Oberreal-
schule (507 Schüler), ein Gymnasium (dieLateinisckc
Hauptschule, mit730Schülern); zusammen: 6Lehr-
anstalten mit 2770 Zöglingen. Mit diesen Schulen
sind noch verbunden: die Waisenanstalt für 115
Knaben und 16 Mädchen, die Pensionsanstalt für
250 und das Alumnat für 50 Zöglinge. Die Armen-
uno Freischule ist 1894 aufgelöst worden.
^Fransois, Kurt von, durchstreifte 1890/91 die
nördl. und östl. Gebiete Deutsch-Südwestafrikas bis
zum Fluß Okavango und zum Ngamisee und Anfang
1892 den westl. Teil der Kalahariwüste. Gegen den
erbitterten Feind der deutschen Schutzherrschaft, den
Hottentottenhäuptling Hendrik Witboi, begann F.
einen langwierigen, strapazenreichcn Feldzug im
Frühjahr 1893; er erstürmte 12. April die Bergfeste
Hornkrans, vertrieb die Hottentotten im Jan. 1894
aus der Umgegend des Gansberges, der Dorisib-
schlucht und Naukluft nach Süden und kehrte 11. Febr.
siegreich nach Windhoek zurück. Hier war inzwischen
Major Leutwein als neu ernannter Landeshaupt-
mann eingetroffen. Bald sich ergebende Differenzen
in Bezug auf die Leitung der militär. Operationen,
deren Endziel für F. nur in der bedingungslosen
Unterwerfung und Entwaffnung Witbols bestand,
veranlaßte ihn, im Juni 1894 das Kommando über
die Schutztruppe niederzulegen und die Heimreise
nach Deutschland anzutreten. Nachdem er 1895
seinen Abschied genommen und während eines kurzen
Ausfluges Ostasrika besucht hatte, begab er sich im
Herbst 1895 nach Tunis und 1896 nach Tripolis.
Hervorragend sind F.s Leistungen auf kartogr. Ge-
biet über Togo (in Danckelmans "Mitteilungen",
1888) und Deutsch-Südwestafrika (ebd. 1891-92
und namentlich 1893-94). Bericbte und Aufsätze
von ihm enthalten Danckelmans "Mitteilungen"
und das "Deutsche Kolonialblatt".
^Francois, Marie Luise von, starb 26. Sept.
1893 zu Wcißenfels.
Francqui (fpr. frangkih), Lieutenant i^ der
belg. Armee und Afrikareisender, kam im Sept.
1885 als Topograph zum erstenmal an den Kongo,
schloß sich 1890 der großen Katanga-Expedition
unter Bia an und übernahm nach Bias Tode 4. Aug.
1892 in Ntenke die weitern Forschungen. Er ent-
deckte die Quellen des Lualaba und verfolgte den
Lauf diefes Stroms über die Nsilofälle hinab bis
zu einer Reihe von weit ausgedehnten, scheinbar
zusammenhängenden Wasserflächen, die er aber als
aus fünf einzelnen Seen bestehend erkannte (Kabue-,
Kabele-, Upämba-, Mulunda- und Kassalisee). Am
10. Jan. 1893 traf F. in Lusambo am Sankuru ein
und kehrte, vereinigt mit Delcommune (s.d.), 3.Febr.
1893 nach dem Stanley Pool zurück.
^ Frank, Franz Hermann Reinhold von, starb
7. Febr. 1894 in Erlangen. Nach seinem Tode er-
schien noch: "Geschichte und Kritik der neuern Theo-
logie" "hg. von Schaarschmidt, Lpz.1894). - Vgl.
Seeberg, Franz Hcrm. Reinh. von F. (Lpz.1894).
*Fränkel, Wilhelm, starb 13. April 1895 in
Dresden.
'"Frankfurt am Main ist Sitz eines Ve-
zirkskommandos und hat (1895) einschließlich der
1. April 1895 einverleibten Stadt Bockenheim
229 279 (108 757 männl., 120 522 weibl.) E., darunter
138753 Evangelische, 68904 Katholiken, 2134 an-
dere Christen und 19488 Israeliten, ferner 12867
bewohnte Wohnhäuser, 49093 Haushaltungen und
345 Anstalten, d. i. eine Zunahme von 30474 Per-
sonen oder 15,3i Proz. Die Zahl der Lebend-
geborenen betrug 1896: 7023, der Eheschließungen
2584, der Sterbefälle (einschließlich 234Totgeburtenj
3857. Im I. 1894 wurde vor dem zoologischen
Garten der Schützcnbrunnen (Entwurf von R. Eck-
bard) zur Erinnerung an das 1. und 9. Bundes-
schieften, 1895 die Denkmäler des Lokaldichters
Stoltze auf dem Hühncrmarkt, Schopenhauers in
der Obermainanlage am Rechneigraben-Weiher
sowie das von den Handels- und Gewerbetreibenden
der Stadt gestiftete Denkmal Kaiser Wilhelms I.
von Krüger im Hofe des Postgebaudes, 1896 das
Denkmal Kaiser Wilhelms I. von Buscher vor dem
Opernhause errichtet. Das Denkmal des Frankfurter
Arztes Samuel Thomas von Sömmering, des Be-
gründers der elektrischen Telegraphie, wurde 8. Aug.
1897 enthüllt. Das Goethegymnasium (Neform-
schulc) wurde 1. Jan. 1897 eingeweiht. Nach dem
Statut vom 29. Mai 1896 besteht der Magistrat aus
dem ersten Bürgermeister, zweiten Bürgermeister,
10 besoldeten und 12 unbesoldeten Stadträten. Der
Haushaltplan 1895/96 schließt im Ordinarium ab mit
etwa 14^4 Mill. M. in Einnahme und Ausgabe, im
Extraordinarium mit 5^ Mill. M. Die Schulden
betrugen im April 1895: 51 Mill. M., denen ein
Vermögen von 130,3 Mill. M. gegenüberstand. Für
Schulen werden aufgewendet etwa 1^ Mill. M.
ieinfchliehlich Neubauten), für Wohlthätigkeitsan-
stalten etwa 300000 M., für Armen- und Kranken-
wefen 1,i Mill. M., für Straßenreinigung etwa
231000 M., für Straßensprengung 67 000 M., für
öffentliche Beleuchtung 300000 M.; der Beitrag
der Stadt zu den Kosten der lönigl. Polizeiverwal-
tung beträgt rund 190000 M. In der "Frankfurter
Sparkasse" befanden sich Ende 1895 anf 71573