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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Frauenverein - Fraureuth
Amtsärztinnen anstellt, hat trotzdem noch nicht den Frauen das mediz. Studinm freigegeben.
Die Zahl der in Deutschland bestehenden Mädchengymnasien (s. d., Bd. 11), die Frauen den Erwerb der vorgeschriebenen Universitätsvorbildung ermöglichen sollen, wird demnächst eine Vermehrung erfahren, da die Begründung weiterer Anstalten in Bremen und in München im Werke ist. Das Berliner Mädckengymnasium hat zu Ostern 1896 zum erstenmal seinen Kursus vollendet, und den Abiturientinnen ist die Ablegung der Maturitätsprüfung am Luisengymnasium gestattet worden. Der Karlsruher Anstalt ist von ihrer Landesregierung die Zulassung ihrer Absolventen zur Maturitätsprüfung in Aussicht gestellt. Verschiedentlich wurde bereits einzelnen jungen Mädchen in der letzten Zeit die begehrte Erlaubnis zur Ablegung der Reifeprüfung an einem Gymnasium in Preußen bez. in Deutschland erteilt. In Rom wurde 1891, in Galizien 1894, in Pest 1896 ein Mädchengymnasium errichtet, im Kanton Bern hat man jungen Mädchen den Besuchder bestehenden Knabengymnasien gestattet.
Litteratur. I. Pierstorff, Frauenarbeit und Frauenfrage (im "Handwörterbuch der Staatswissenschaften", Supplementbd. 1, Jena 1895); G. Cohn, Die deutsche Frauenbewegung (Berl. 1896).
*Frauenverein, Deutscher, für Krankenpflege in den Kolonien. Pflegestationen des Vereins befinden sich jetzt in sämtlichen deutschen Kolonien, und zwar in Ostafrika in den Reichslazaretten zu Dar es-Salaam und Tanga, in Westafrika in Kamerun und Togoland, in Südwestafrika in Windhoek, sowie in Friedrich-Wilhelm-Hafen in Kaiser-Wilhelms-Land.
*Frauenvereine. Die F. haben sich während der letzten Jahre nicht nur der Zahl nach erheblich vermehrt, sondern auch ihre Thätigkeit bedeutend ausgedehnt. In erster Stelle stehen m Deutschland und Ost erreich die Erwerbs- und Bildungsvereine, die meistens in größern Städten ihren Sitz haben und sowohl durch allgemeinere wie specielle Unterrichtsveranstaltungen die Frauen und die heranwachsenden Mädchen vornehmlich der Mittelklassen in ihrer Ausbildung fürs Haus, aber mehr noch für passende Erwerbsthätigkeit zu fördern bestrebt sind.Neben diesen besteht eine wachsende Anzahl vonVereinen, die enger begrenzte Ziele verfolgen oder den Interessen besonderer Berufs- und Lebenskreise dienen wollen. So wurde 1890 durch Marie Loeper-Housselle der Allgemeine deutsche Lehrerinnenverein gegründet, dem zu Ende 1894 bereits 49 Zweigvereine mit über 7000 Mitgliedern angehörten. Er will die Lehrerinnen selbständiger machen und ihnen zugleich eine größere Beteiligung am Unterricht und an der Erziehung der heranwachsenden Mädchen erringen. In Leipzig besitzt er ein Stellenvermittelungsbureau mit einer über ganz Deutschland verbreiteten und darüber hinaus ins Ausland reichenden Wirksamkeit. Verschiedene ihm angehörende Einzelvereine besitzen Feierabendhäuser und Frauenheime, Krankenkassen und Altersversorgungsanstalten. Der Berliner Verein deutscher Lehrerinnen und Erzieherinnen wurde bereits 1869 gegründet. Sogar im Auslande, in England, Frankreich, Italien, Rußland bestehen besondere Vereine deutscher Lehrerinnen. Die Allgemeine deutsche Pensions anstatt für Lehrerinnen und Erzieherinnen zählte 1893/94: 2679 Mitglieder. Sie hatte eine Jahreseinnahme von 1/2 Mill. M. und ein Vermögen von 4 1/2 Mill. M. 1894 entstand der Verein preuß. Volksschullehrerinnen zur Pflege der Volksschule und zur Unterstützung der Interessen der Volksschullehrerinnen. 1890 wurde in Bonn, 1894 in Berlin ein Verein für Hausbeamtinnen ins Leben gerufen. Zu schneller Ausbreitung gelangte der 1890 begründete kaufmännische und gewerbliche Hilfsverein für weibliche Angestellte zu Berlin, der Ende 1894 bereits 5500 Mitglieder zählte und in erster Linie durch Hilfskasse und Stellenvermittelung wirkt. Ähnliche Zwecke verfolgt der kaufmännische Hilfsverein in Breslau. Rat und Beistand in Rechtsfällen gewähren die neuerdings in einigen Städten, zuerst in Dresden, gebildeten Rechtsschutzvereine für Frauen. Der körperlichen Ausbildung widmen sich weibliche Turnvereine (Frankfurt a. M.). Andere Vereine wiederum pflegen ausschließlich die Unterhaltung und Leitung von Mädchenborten, in denen schulpflichtigen Mädchen in den schulfreien Stunden die zu Hause mangelnde Aufsicht und Anleitung zu teil wird. Nach dem Vorbilde des 1891 entstandenen nordamerik. National Council of Women, welches das weitere Publikum mit dem großartigen Umfange der Frauenbewegung bekannt machen und brauen aus allen Arbeitsgebieten zum gemeinsamen Wirken für allgemein gebilligte Zwecke verbinden will und unter dein Präsidium von Miß Frances Willard 700000 Mitglieder zählt, wurde im April 1894 der Bund deutscher Frauenvereine errichtet. Bis zum I. 1896 waren ihm 75 Vereine mit 50000 Mitgliedern angeschlossen, darunter 18 Berufsvereine, 15 Vereine zur Förderung der Erwerbsthätigkeit, 13 Unterstützungsvereine, 6 Bildungsvereine, mehrere Rechtsschutzvereine u. s. w. Zunächst hat er seine Bestrebungen der Förderung der Kinderhorte, der Errichtung weiblicher Fabrikinspektionen, der Sittlichkeits- und der Mäßigkeitsfrage zugewandt.
In Frankreich ist der Charakter der Frauenvereinsbewegung ein wesentlich anderer als in Deutschland, weniger praktisch-wirtschaftlichen als socialen Zielen zugewandt. In Paris bestehen unter verschiedenen Namen 18 feministische Gruppen oder Klubs, die meist mehr oder weniger radikale Emancipationsziele verfolgen. Der internationale Frauenkongreß, der 8. bis 12. April 1896 in Paris tagte, nahm unter diesen Verhältnissen einen halbsocialistischen Charakter an. Es wurde verhandelt über die civilrechtliche Stellung der Frauen und über ihre wirtschaftlichen Rechte, über den Weltfrieden und über Frauenstimmrecht in Staat und Gemeinde. In gemäßigten Bahnen hingegen bewegte sich der 20. bis 26. Sept. desselben Jahres in Berlin abgehaltene internationale Kongreß, der von etwa 500 Teilnehmerinnen besucht war; außer Deutschland waren besonders Amerika, Frankreich, England und Italien vertreten. Beratungsgegenstände bildeten: Kindergärten und Jugendhorte, der Einfluß der Frau auf die Volkserziehung, Reform der weiblichen Kleidung, die Sittlichkeitsfrage und die Lage der Arbeiterinnen und Handelsgehilfinnen.
Fraulautern, Ort im Kreis Saarlouis des preuß. Reg.-Bez. Trier, an der Saar, hat (1895) 4744 E., Post, Telegraph, kath. Kirche, ehemaliges Nonnenkloster, Bürgermeisterei; Eisengießerei, Blechwaren-, Harz- und Stuhlfabrikation.
Fraureuth, Flecken im Amtsgerichtsbezirk Greiz des Fürstentums Reuß älterer Linie, hat (1895)