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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gould – Grand Carteret

die Urwaldwildnis von Uregga nach Westen vorzudringen. Unter unsäglichen Strapazen glückte es ihm endlich, 21. Sept. 1894 den Kongo bei Kirundu und 29. Nov. Matadi nahe der Mündung des großen Stroms in den Atlantischen Ocean zu erreichen. Im Jan. 1895 kehrte er nach Deutschland zurück; im Sept. 1896 wurde er Militär- und Marineattaché bei der deutschen Botschaft in Washington. Er schilderte seine Reise in dem Werk «Durch Afrika von Ost nach West» (Berl. 1895).

Gould *, Benj. Apthorp, starb 27. Nov. 1896 in Neuyork.

Gounod *, Charles, starb 18. Okt. 1893 zu St. Cloud. – Vgl. noch Pagnerre, Charles G., sa vie et ses œuvres (Par. 1892); Paul Voß, Charles G. (Lpz. 1895).

Gourliēa Gill., Pflanzengattung aus der Familie der Leguminosen (s. d., Bd. 11), Abteilung der Papilionaceen, mit einer Art, G. decorticans Gill., einem bis zu 7 m hohen Bäumchen mit dornigen Zweigen, gefiederten Blättchen und kleinen goldgelben Blüten. Sie ist in Argentinien einheimisch und unter dem Namen Chañar oder Chañar breda bekannt. Die eßbare Hülse bildet das Hauptnahrungsmittel der Indianer des Gran-Chaco und wird auch zur Schnapsbereitung benutzt. Das harte Holz wird für Hammerstiele u. dgl. verwandt; die Blätter und Rinde sind als Volksheilmittel in Gebrauch.

Gradmessung *. Die große Längengradmessung längs des 52. Breitengrades, die in den sechziger Jahren von Struve und Baeyer begonnen wurde, ist nunmehr auch rechnerisch zu Ende geführt und zum größten Teil auch schon veröffentlicht. Sie erstreckt sich von Valencia (Irland) bis Orsk (Rußland) und umfaßt im ganzen einen Bogen von 69°,5; auf Rußland entfällt hiervon ein Bogen von 39°,4. Soweit die Veröffentlichung dieser G. bis jetzt vorliegt, ergiebt sich, daß der 52. Breitengrad Europas nicht genau die einem Sphäroid entsprechende Krümmung zeigt. – Die 1886 zwischen einer großen Zahl von Staaten in Berlin abgeschlossene Konvention der internationalen Erdmessung wurde 1895 auf der Konferenz in Berlin erneuert.

Gräf *, Gustav, starb 6. Jan. 1895 in Berlin.

Grafe, Karl Eduard, prot. Theolog, geb. 12. März 1855 zu Elberfeld, studierte in Bonn, Leipzig, Tübingen und Berlin, habilitierte sich 1881 in Berlin, wurde 1886 außerord. Professor in Halle, 1888 ord. Professor in Kiel, 1890 in Bonn. G. schrieb: «Über Veranlassung und Zweck des Römerbriefs» (Freib. i. Br. 1881), «Die Paulinische Lehre vom Gesetz» (ebd. 1884; 2. Aufl. 1893), «Das Verhältnis der Paulinischen Schriften zur Sapienta Salomonis» (ebd. 1892; in den «Theol. Abhandlungen», K. von Weizsäcker gewidmet), «Die neuesten Forschungen über die urchristl. Abendmahlsfeier» (ebd. 1895; in der «Zeitschrift für Theologie und Kirche»).

Grahamstown (spr. gréhämmstaun) oder Thames, Stadt auf der Nordinsel von Neuseeland, südöstlich von Auckland am Mündungsbusen des Thamesflusses, hat (1891) 4618 E. und ist Mittelpunkt des erzreichen Minenbezirks auf der Kap-Colville-Halbinsel. Durch Eisenbahn ist G. mit Hamilton und Auckland, durch Dampfschiffahrt mit diesem und andern Häfen des Haurakigolfes verbunden. Die Stadt besitzt Sägemühlen, Präservenfabriken, Möbelfabriken, Schiffbau und beträchtlichen Fischfang. Das seit 1867 eröffnete Thamesgoldfeld dicht bei der Stadt ist etwa 20 qkm groß und sehr ergiebig. Der ganze Betrieb erfolgt durch reichlich vorhandene Wasserkraft. Außer Gold findet sich auf der Halbinsel auch viel Silber, Eisen, Kupfer, Blei und Zink.

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Grammagras, s. Prairiegräser.

Grammann, Karl, Komponist, geb. 3. Juni 1844 in Lübeck, war anfangs Landwirt, studierte dann auf den Universitäten Bonn und Halle und wurde 1869 Schüler des Konservatoriums in Leipzig, wo Paul, Richter und Reinecke seine Lehrer waren. Kurze Zeit stand er in Luzern in näherm Verkehr mit Richard Wagner. 1871‒85 lebte er in Wien, seitdem in Dresden, wo er 30. Jan. 1897 starb. G. schrieb die Opern «Melusine» (zuerst in Wiesbaden 1875; neu bearbeitet in Dresden 1891), «Thusnelda» (Dresd. 1881), «Das Andreasfest» (Wien 1884), «Ingrid» (Dresd. 1894) und «Das Irrlicht» (ebd. 1894), ferner Sinfonien, darunter die «Aventiure», eine Trauerkantate für achtstimmigen Chor, Baritonsolo und Orchester (auf den Tod seines Vaters), «Die Hexe», dramat. Scene für Altsolo, Chor und Orchester, eine Reihe von Kammermusikwerken, Klavierstücken, Liedern u. a.

Granatfüllung, der in der deutschen Artillerie neuerdings eingeführte Sprengstoff (Pikrinsäure, s. d., Bd. 13), etwa dasselbe wie das franz. Melinit (s. d., Bd. 11), zum Unterschiede von andern Sprengladungen, wie z. B. Schießwolle oder Schwarzpulver.

Granberg, Per Adolf, schwed. Dichter und Historiker, geb. 17. April 1770 zu Göteborg, siedelte jung nach Stockholm über, war eine Zeit lang Buchdrucker, wurde 1826 Sekretär der landwirtschaftlichen Akademie und starb 5. Febr. 1841 in Stockholm. Mehrere seiner Gedichte wurden von der Schwedischen Akademie gekrönt. Er veröffentlichte unter anderm: «Dramatiska skrifter» (1811), «Nyare dramatiska skrifter» (1837), «Kalmare-unionens historie» (3 Bde., 1807‒11), «Göteborgs Historia» (2 Tle., 1814‒15), «Utkast till en svensk Statistik» (1816‒20). Auch gab er das «Journal för konster, moder och seder» (1815) und das «Archif för Hushållningen och Näringarne» (später «Archif för landtmän och trädgårdsodlare», 1828‒34) heraus.

Seine Töchter Jeanette (geb. 19. Okt. 1825, gest. 2. April 1857) und Luise Elisabeth (geb. 1827) haben teils durch Originalarbeiten, teils als Übersetzerinnen (von Sheridan, Augier, Overskou u. a.) viel für die Bühne geleistet. Nach dem Tode der ältern Schwester heiratete deren Gatte, der Theaterdirektor und Schauspieler Eduard Stjernström, seine Schwägerin, die, 1877 verwitwet, einige Jahre das durch ihren Mann gegründete Neue Theater zu Stockholm leitete. Seitdem hat sie unter dem Pseudonym Carl Blink histor.-romantische Erzählungen und zwar zuerst «Svenska medeltids-romaner» (Bd. 1‒3, Stockh. 1888‒90), dann «Från Wasatiden» (Bd. 1‒3, ebd. 1891‒96) veröffentlicht.

Grand Carteret (spr. grang kart’reh), John, franz. Schriftsteller schweiz. Abkunft, geb. 6. Mai 1850 zu Paris, machte sich bekannt als Herausgeber einer Reihe in das Gebiet der polit. und sittengeschichtlichen Karikatur und Satire fallenden, reich illustrierten Sammelwerke. Von ihm erschienen: «Les mœurs et la caricature en Allemagne, en Autriche, et en Suisse» (1885), «La France jugée par l’Allemagne» (1886), «Raphaël et Gambrinus ou l’art dans la brasserie» (1886), «La femme en Allemagne» (1887), «Bismarck en caricatures» (1890), «Crispi, Bismarck et la triple alliance en caricatures» (1891), «J. J. Rousseau jugé par les