Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

844
Pan - Panzerkreuzer
wurde 1893 ein Detachement im Alaithale als Re-
serve aufgestellt, das dort deu ganzen Sommer
verweilte, ohne indessen zur Thätigkeit zu kom-
men. Seitdem hält das schadshanskische Detache-
ment in der Stärke von etwa 200 Mann den P.
besetzt und wird von Zeit zu Zeit durch neue Ab-
teilungen abgelöst. Nachdem Rußland so thatsäch-
lich von P. Besitz ergriffen hatte, kam es nun zwi-
schen ihm und England zu diplomat. Auseinander-
setzungen, die damit endigten, daß beide Negierungen
sich verpflichteten, eine östlich durch den See Sor-kul
(mitten im P. unter 73° 45^ östl. L. von Greenwich
und 37° 35^ nörol. Br.) zur chines. Grenze gezogene
Linie als Scheidewand ihrer Einflußgebiete anzuer-
kennen, über die hinaus weder nach der einen noch
nach der andern Seite eine Bethätigung zugelassen
werden sollte. Am 15. Juni 1895 begann die Fest-
legung dieser Grenze durch eine aus engl., afghan.
und russ. Offizieren und Beamten bestehende Kom-
mission und wurde Mitte September beendet. So
ist Ruhland westlich von dieser Linie in den Vesitz
des größern Teils des P. gekommen; ob es sich aber
für alle Zeit damit begnügen wird, dürfte zu be-
zweifeln sein, zumal da ein großer Aufwand von
Kosten, etwa 1 Mill. Rubel, auf die verschiedenen
Expeditionen schon jetzt verwendet ist und russischer-
seits alles darangesetzt wird, für Truppen praktischere
Straften zu schaffen. Eine solche ist schon von Osch
über Guldscha und denPaß Taldijk bis zum Alaithale,
und über Tengis-Vai eben dorthin fertig gestellt.
Pan, Name einer 1894 begründeten Genossen-
schaft von Künstlern, Dichtern, Kunstforschern und
Kunstfreunden; sie bezweckt die Herausgabe der gleich-
namigen Zeitschrift, die der "schöpferischen Kunst im
weitesten Sinne" und allen den Interessen dienen
soll, "die aus der Kunst entstehen und ohne Sonder-
absichten für die Kunst thätig sind". Die ersten Hefte
erschienen in Berlin unter der Redaktion von O. I.
Bierbaum und I. Meier-Gräfe, dann wurde die
Redaktion an Cäsar Flaifchlen und eine achtglied-
rige Kommission übertragen. Die Zeitschrift hat
sich besonders die Pflege der neuesten Richtungen
in Kunst und Litteratur angedeihen lassen und neben
wertvollen Beiträgen internationale Extravaganzen
der Symbolisten und Decadents zu Tage gefördert,
später aber einen ruhigern Charakter gewonnen.
Pannesheide, Dorf im preuß. Reg.-Vez. und
Landkreis Aachen, hat (1895) 7290 E., darunter
43 Evangelische, Bürgermeisterei', Bergbau.
Pantelegraph, s. Elektrische Telegraphen.
* Panzerkreuzer. In allen Marinen, außer
von England, werden neuerdings P. in wachsender
Größe und Stärke gebaut. (S. die Übersicht der
Panzerkreuzertypen im Artikel Kreuzer.) 1896 waren
an P. vorhanden und im Bau:
Länder
Panzerkreuzer
Länder
Panzerkreuzer

alte
moderne
i im Bau
Z
! moderne
im Bau
England .

11
7
__
Österreich-



Frankreich

6
0
1
Ungarn . .

1
1
Rußland.

0
4

Argentinien.

2

Ver. Staate


3

Griechenland
1


Italien .



3
Deutschland .


1
Japan .


2

Türkei . . .


1?
Spanien.
.
2
4

Chile. . . .
-

1
Außer
oem russischen P. Rjurik (Fic Panzerkreuzer noch fol
,. 1) sind auf

der Tafel
gcnde Typen

von P.,
die
sämtlich
au
der Kieler
Flottenschau

1895 zugegen waren, vertreten: Fig. 2 und Fig. 3
dcrP. Neuyork der Vereinigten Staaten von Ame-
rika. Dieses Schiff ist bemerkenswert durch die
Schnelligkeit seines Baues: am 28. Aug. 1890
wurde der Bauvertrag mit der Firma Cramp &
Comp. in Philadelphia abgeschlossen, 30. Sept.
wurde der Kiel gestreckt, 2. Dez. 1891 war der
Stapellauf und 22. Mai 1893 die amtliche Probe-
fahrt: also in 2 Jahren 7 Monaten 21 Tagen
wurde ein P. von 8150 t Größe kricgsfertig her-
gestellt. Die Probefahrt fiel vorzüglich aus; das
Schiff lief 4 Stunden lang 21 Seemeilen Geschwin-
digkeit, während nur 20 kontraktlich gefordert
waren. Neuyork hat vollen (d. h. rings ums Schiff
herumlaufenden), etwa 2^ iu breiten Gürtel-
panzer. Ein Panzerdeck aus mehrern Platten
stößt mit starker Wölbung 1,4 m unter der Wasser-
linie an die Schiffswände. Über dem Panzerdeck
innerhalb des Gürtelpanzers liegt ein Kofferdamm
(s. d., Bd. 10). Sechs 20,3 ciu-Kanonen stehen in
vier gepanzerten Brustwehrtürmen auf dem Ober-
deck ; je ein Turm mit 2 Kanonen steht vorn und
achtern, je einer mit 1 Kanone mittschiffs auf jeder
Seite. Die Mittelartillerie zählt 12 10 cm-Schnell-
feuergeschütze, die im Batteriedeck in Schwalben-
nestausbauten hinter Panzerschilden stehen. Die
leichten Schnellfeuergeschütze sind an verschiedenen
Stellen, zum Teil in den beiden Gefechtsmasten,
aufgestellt. Das Schiff hat 4 Dampfmaschinen;
je 2 hintereinander treiben eine der beiden Schrau-
ben. Bei langsamer Fahrt werden, um Kohlen zu
sparen, die vordern Maschinen abgekuppelt und
nur mit den hintern die Schrauben getrieben.
Bei voller Kraft leisten alle 4 Maschinen nahezu
17 000 Pferdestärken. Ganz eigenartig und sehr
tüchtig ist auch der französische P. Dupuy de Lome
lFig. 4 u. 5). Dieser P. ist oberhalb der Wasser-
linie vollständig bis zum Oberdeck und in den Ge-
schütztürmen gepanzert; wegen der großen Fläche
muhte die Panzerung schwach sein, sie genügt aber,
um die gefährlichen Vrisanzaranaten wirkungslos
zerschellen zu lassen. Der lange Vorsteven, der
wie der Schnabel eines Seetiers aussieht, soll die
Seefähigkeit des Schiffs erhöhen; die Seitenwände
sind von der Wasserlinie nach oben stark einge-
zogen, mit Rücksicht auf die Stabilität. Dupuy
de Löme hat3 Maschinen, die 3 Schrauben treiben;
die mittelste liegt in der Kielebene, die beiden
andern stehen seitlich wie bei Doppelschrauben-
schiffen. Bei langsamer Fahrt wird nur die mit-
telste Maschine zum Treiben der mittelsten Schraube
benutzt; diese Einrichtung, die seitdem auch auf
Panzerschiffen (z. B. dem deutschen Panzer erster
Klasse Kaiser Friedrich III.) und auf Kreuzern
(z. V. dem deutschen Kreuzer zweiter Klasse Kaiserin
Auqusta) eingeführt ist, soll bei geringen Geschwin-
digkeiten Kohlen sparen und erlaubt bessere Aus-
nutzung des Raums unter dem Panzerdeck für die
Maschinen. Sehr zweckmäßig steht die Artillerie,
2 lange 19 cin- und 6 lange 16 cm-Kanonen in
8 Panzerdrehtürmen; 3 Türme (mit 16 cm-Kano-
nen) stehen dicht zusammen, der mittelste, 2 iu
höher als die andern, vorn, und 3 ebenso ach-
tern auf dem Oberdeck; sie haben Bestreichungs-
winkel von 240 und etwa 140". Die beiden Türme
mit je einem 19 cm-Geschütz stehen ungefähr in der
Mitte des Schiffs, auf jeder Breitseite einer. In
der Kielrichtung nach vorn oder nach achtern können
gleichzeitig 3 16 cm- und 2 19 cm-Kanonen feuern,