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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Raigern; Rajna; Rambaud; Raming; Ramsay

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Raigern - Ramsay (Hans)

fand bald, freilich zunächst nur in der Rheinprovinz, Anerkennung und Nachahmung. 1866 trat er aus dem Verwaltungsdienst, in welchem er sich übrigens auch, namentlich durch bedeutende Straßenbauten ausgezeichnet hatte, aus und widmete sich ganz der Ausbreitung seines Werkes; er faßte die Vereine in einem Verbande zusammen, dessen Centralstelle heute noch in Heddesdorf liegt. R. verband mit einer Zähigkeit ohnegleichen im Festhalten dessen, was er einmal als richtig erkannt, eine hervorragende Begabung für die praktische Ausgestaltung seiner Ideen und eine begeisterte, von hohem Idealismus getragene Hingabe an sein Werk, von welchem er die größtmögliche materielle und sittliche Hebung der in den Vereinen zusammenstehenden Genossen erwartete. Auch begründete R. 1878 das «Landwirtschaftliche Genossenschaftsblatt» (Neuwied). Erstarb 11. März 1888 zu Heddesdorf. R. schrieb: «Die Darlehnskassenvereine in Verbindung mit Konsum-, Verkaufs-, Winzer-, Molkerei-, Viehversicherungs- u. s. w. Genossenschaften als Mittel zur Abhilfe der Not der ländlichen Bevölkerung» (Neuwied 1866; 5. Aufl. 1887), «Instruktion zur Geschäfts- und Buchführung der Darlehnskassenvereine» (ebd. 1869; 4. Aufl. 1883), «Kurze Anleitung zur Gründung von Darlehnskassenvereinen» (6. Aufl., ebd. 1888). – Vgl. A. Wuttig, Friedrich Wilhelm R.und die nach ihm genannten ländlichen Darlehnskassenvereine (Neuwied 1895); Faßbender, R. in seinem Leben, Denken und Wirken (ebd. 1896).

Raigern, auch Groß-Raigern, czech. Rajhrad, Markt im Gerichtsbezirk Groß-Seelowitz der österr. Bezirkshauptmannschaft Auspitz in Mähren, an der Linie Wien-Lundenburg-Brünn der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn, hat (1890) 1276, als Gemeinde 1522 E., eine 1048 von Herzog Břetislaw von Mähren gegründete Benediktinerabtei mit schöner Stiftskirche, bedeutender Bibliothek, naturwissenschaftlichen und archäol. Sammlungen und eine große Zuckerfabrik.

Rajna, Pio, ital. Literarhistoriker, geb. 8. Juli 1847 in Sondrio, lehrte von 1868 bis 1872 Latein und Griechisch am Lyceum von Modena, dann am Lyceum Parini in Mailand, ward hier Anfang 1874 Professor an der Accademia Scientifico-Letteraria für die roman. Litteraturen und wirkt seit 1883 in gleicher Eigenschaft am Istituto di studi superiori in Florenz. Seine zahlreichen Arbeiten beziehen sich hauptsächlich auf die Geschichte des Rittergedichtes in Italien und Frankreich und haben hier mit gründlichster Forschung ganz neue Resultate zu Tage gefördert. Die wichtigsten Arbeiten sind: «Ricerche intorno ai Reali di Francia» (Bologna 1872), «La materia del Morgante in un ignoto poema cavalleresco del. sec. ⅩⅤ» (ebd. 1869; im «Propugnatore»), «La Rotta di Roncisvalle nella letteratura cavalleresca italiana,» (ebd. 1871), «Le fonti dell’ Orlando furioso» (Flor. 1876), «Le origini dell’ epopea francese» (ebd. 1884), «Contributi alla storia dell’ epopea e del romanzo medievale» (Par. 1885 fg.; in der «Romania»), «Le corti d’amore» (Mail. 1890), kritische Ausgabe von Dantes «De vulgari eloquentia» (Flor. 1896).

Rambaud (spr. rangboh), Alfred Nicolas, franz. Historiker, geb. 2. Juli 1842 zu Besançon, studierte an der Normalschule in Paris und wurde 1871 Professor der Geschichte an der litterar. Fakultät zu Caen und 1875 zu Nancy. 1879‒81 war er Kabinettschef im Unterrichtsministerium unter Ferry, 1881‒82 bekleidete er eine Stellung an der Höhern Mädchenschule in Sèvres und war gleichzeitig mit der Abhaltung von Kursen an der Faculté des lettres in Paris beauftragt, worauf er im Dez. 1883 als Professor der neuern Geschichte an den neugeschaffenen Lehrstuhl der Sorbonne nach Paris berufen wurde. Seit 1883 ist R. Mitglied des Generalrats des Depart. Doubs. Im Ministerium Méline übernahm er 29. April 1896 das Unterrichtsministerium. R. schrieb: «L’empire grec au X<sup>e</sup> siècle, Constantin Porphyrogénète» (1870), «La domination française en Allemagne. Les Français sur le Rhin 1792‒1800» (1873), «L’Allemagne sous Napoléon Ⅰ 1800‒11» (1874), «La Russie épique» (1876), «Française et Russes, Moscou et Sévastopol» (1877), «Histoire de la Russie» (1878), «Histoire de la civilisation française» (2 Bde., 1885‒87), «Histoire de la civilisation contemporaine en France» (1888). In dem Sammelwerk «Recueil des instructions données aux ambassadeurs de France depuis les traités de Westphalie jusqu’à la Révolution» (1890 fg.) bearbeitete R. den auf Rußland bezüglichen Teil, der sich durch Sachkenntnis und Gründlichkeit auszeichnet. Mit Lavisse giebt er die «Histoire générale di Ⅳ<sup>e</sup> siècle à nos jours» (Bd. 1‒8, 1893‒96) heraus.

Raming, Großraming, Dorf im Gerichtsbezirk Weyer der österr. Bezirkshauptmannschaft Steyr in Oberösterreich, an der Enns und der Linie Budweis-Klein-Reifling der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 478, als Gemeinde 2516 E., eine Schwefelquelle, ein Eisen- und Stahlraffinierwerk der Alpinen Montangesellschaft und Eisenindustrie.

Ramsay, Hans, preuß. Artillerieoffizier, geb. 18. Mai 1862 zu Tinnwalde in Westpreußen, trat 1890 in die deutsch-ostafrik. Schutztruppe, gründete im Oktober desselben Jahres die Station Masinde in Usambara und unternahm im Dezember darauf einen nur zum Teil erfolgreichen Zug gegen den Häuptling Matschemba in Makonde (im Süden von Deutsch-Ostafrika). Im Frühjahr 1891 wurde er nach Kondoa in Usagara beordert und wehrte einen Einfall der Wahehe ab. Nach Deutschland zurückberufen, erhielt er nach dem Tode Gravenreuths den Auftrag, das Hinterland des südl. Kamerun zu erschließen. Anfang Jan. 1892 in Kamerun eingetroffen, marschierte er im Februar von der Edeastation ab, den Sanaga aufwärts, schlug 27. März bei Balinga die Guatare und Winchova, erreichte 2. April die Jaúndestation und gründete auf dem Rückmarsch zur Küste die Station Balinga. Mit einem Streifzug in das Land der Dibamba schloß seine Thätigkeit in Westafrika. Im Jan. 1893 kehrte er nach Deutsch-Ostafrika zurück und wurde im Mai Compagnieführer in Kisaki. Von hier rückte er gegen die räuberischen Mafiti aus, schlug sie bei Behobeho 3. Dez., machte 1894 die Expedition des Gouverneurs von Schele nach dem Njassasee mit und wurde im Sommer 1894 Chef der Station Ulanga. Von hier krankheitshalber auf kurze Zeit nach Europa zurückgekehrt, wurde er im Sommer 1895 Chef der Station Lindi, beteiligte sich unter Oberstlieutenant von Trotha 1895 an der Niederwerfung der Aufstände im südl. Schutzgebiet und gründete 1896 die Station Ujiji am Tanganikasee, deren Chef er ist. Seine kartogr. Leistungen wurden in Danckelmans «Mitteilungen aus den Schutzgebieten» veröffentlicht: «Routenskizze im Hinterlande von Kamerun, Sanaga