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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Rintelen - Roeber
Ritttelen, Victor, Jurist und Parlamentarier,
geb. 17. Aug. 1826 zu Wesel, studierte in Berlin
und Heidelberg Rechtswissenschaft, trat dann in den
preuß. Staatsdienst und war längere Zeit Kreis-
richter in Dortmund, seit 1863 auch Vorsitzender des
Gesamtkomitees für den Rhein-Weser-Elbe-Kanal.
Er wurde 1865 Deputationsdirigent in Schwelm,
1867 Kreisgerichtsdirektor in Bergen auf Rügen,
1871 Appellationsgerichtsrat in Hamm, 1877 Ober-
tribunalsrat in Berlin, bei der Iustizreorganisation
1879 an das Kammergericht versetzt, bald darauf in
die Hilfssenate beim Reichsgericht in Leipzig berufen.
Nachdem er eine Aufforderung, in den kirchlichen
Gerichtshof zu Berlin nebenamtlich einzutreten, ab-
gelehnt hatte, wurde er 1882 an das Kammergericht
zurückberufen. 1883 in das preuß. Abgeordneten-
haus, 188-1 in den Deutschen Reichstag gewählt,
vertritt er in jenem den Wahlkreis Aachen, in diesem
den Wahlkreis Trier und gehört der Centrumspartei
an. 1893 wurde er von der kath. Universität zu Lö-
wen zum Doctor ^urig Iionorig c<i.u83. ernannt. R.
veröffentlichte auf dem Gebiete der Rechtswissenschaft
unter andern: "Über den Einfluß neuer Gesetze auf die
zur Zeit ihrer Emanation bestehenden Rechtsverhält-
nisse" (Brest. 1877), "Systematische Darstellung des
gesamten neuen Prozeßrechts in seiner Gestaltung für
die ordentlichen Gerichte des preuß. Staates" (4 Bde.,
ebd. 1881-83), "Zwangsversteigerung und Zwangs-
verwaltung" (Paderb. 1888), "Gerichtsverfassung
und Justizverwaltung. Systematisch bearbeitet für
die ordentlichen Gerichte des preuß. Staates" (ebd.
1889), "Das Konkursrecht" (Berl. 1890), "Der
Civilprozeß" (ebd. 1891), "Der Strafprozeß" (ebd.
1891). Auf dem Gebiete der Kirche und der Schule:
" Die kirchenpolit. Gesetze Preußens und des Deut-
schen Reichs" (Berl. 1886), "Die kirchenpolit. Gesetze
Preußens und des Deutschen Reichs in ihrer Ge-
staltung nach dem Abänderungsgesetze vom 29. April
1887" (ebd. 1887), "Das Verhältnis der Volks-
schule Preußens zu Staat und Kirche" (ebd. 1888),
"Der Volksschulgesetzentwurf des Ministers Grafen
von Zedlitz-Trützschler" (Frankf. a. M. 1893).
^Ripon, George Freden ck Samuel Robinson,
Marquis von, trat 21.Juni 1895 mit Rosebery von
seinem Amt als Staatssekretär der Kolonien zurück.
^Ristie, Iowan, serb. Staatsmann, söhnte sich
1895 mit dem Hofe aus und übernabm wieder die
Führung der liberalen Partei. Seine histor. Schriften
verwickelten ihn jüngst in längere Polemiken mit
dem ehemaligen Minister Pirotschanatz, wegen der
Politik des Fürsten Michael Obrenowitsch. Die
neuesten memoirenartigen histor. Werke R.s, sämt-
lich in serb. Sprache, sind folgende: "Eine Regent-
schaft 1868-72" (Belgrad 1894), "Das letzte Jahr
der auswärtigen Politik des Fürsten Michael" (ebd.
1895) und "Diplomat. Geschichte Serbiens zur Zeit
der serb. Kriege um Befreiung und Selbständigkeit
1875-78", Bd. 1 (edd. 1896).
Rittersgrün, Gemeinde in der Amtshaupt-
mannschaft Schwarzenberg der sä'chs. Kreishaupt-
mannschaft Zwickau, in waldreicher Gegend, auf
dem Erzgebirge, an der Nebenlinie Grünstädtel-
Oberrittersgrün (9,4 km) der Sachs. Staatsbahnen,
besteht aus Hammer-, Ober-, Unter-Nittersgrün
und hat (1895) 2627 E., Post, Telegraph, evang.
Kirche, drei Klöppelschulen; Fabrikation von Holz-
stoff, Holzpappe, Spitzen und Holzessig, Mahl- und
Sägemühlen und Eisensteinbergbau. ^Barmen.
* Rittershaus, Emil, starb 8. März 1897 in
Rittner, Eduard, ö'sterr. Staatsmann, aeb.
26. Dez. 1815 zu Vursztyn (Galizien), von poln. Ab-
stammung, trat nach Absolvierung der rechts- und
staatswissenschaftlichen Studien in den polit. Staats-
dienst bei der ^tatthalterei in Lemberg, habilitierte
sich dann an der dortigen Universität und verblieb
noch bis zu seiner Ernennung zum auherord. Pro-
fessor (1874) im praktischen Verwaltungsdienst. 1877
wurde er ord. Professor, verlieh aber 1885 die aka-
demische Laufbahn, wurde zunächst als Statthalterei-
rat zum Referenten für Schulsachen in Lemberg er-
nannt, nach kurzer Zeit in das Ministerium für Kultus
und Unterricht berufen, war hier anfangs als Mini-
sterialrat, seit 1891 als Sektionschef thätig und er-
hielt 1891 die Würde eines Geheimrats. Nach dem
Rücktritt des Ministeriums Windisch-Grätz wurde
er (Juni 1895) im provisorischen Ministerium Kiel-
mansegg mit der Leitung des Ministeriums für
Kultus und Unterricht betraut und im Jan. 1896
in das Ministerium des Grafen Badeni als Minister
(ohne Portefeuille) für galiz. Landesangelegenheiten
berufen. Im Juni 1896 wurde er von der Stadt
Tarnopol zum Landtagsabgeordneten gewählt. Seine
Hauptwerke sind: "Osterr. Eherecht" (Lpz. 1876),
"I'i'I^vo 1<08ci6iu6 klUolickio" ("Kath. Kirchenrecht",
2. Aufl., 2 Bde., Krakau 1886).
Nitualmord, ritueller Mord, Vlutritus,
s. Blutaberglaube.
Njetschiza, auch Netschi za. 1) Kreis im
südö'stl. Teil des russ. Gouvernements Minsk, am
Dnjepr, Veresina, Pripet u. a., hat 12 644 hkm,
140 800 E., meist Weihrussen; Ackerbau. - 2) Kreis-
stadt im Kreis R., rechts am Dnjepr und an der
Linie Shabinka-Luninez-Homel-Brjansk, hat (1891)
7630 E., meist Israeliten, Post, Telegraph, 2 russ.
Kirchen, 1 Synagoge, 6 israel. Betschulen; Ackerbau,
Fischerei und Flößerei.
Robenhausen, Dorf im Bezirk Hinwil des
schweiz. Kantons Zürich, zur Gemeinde Wetzikon
gehörig, liegt am Südende des Pfä'fsiker Sees und
hat (1^88) 812 E. In dem Südwestende des Sees
liegen die berühmten Reste einer neolithiscben Pfahl-
baustation, in einer Ausdehnung von 13000 <M.
Roeber, Fritz, Historienmaler, geb. 15. Okt. 1851
in Elberfeld, machte, als Schüler der Düsseldorfer
Kunstakademie zum Heer einberufen, 1870 den Feld-
zug gegen Frankreich mit; nach der Rückkehr aus
Frankreich (Okt. 1871) nahm er seine Studien wieder
auf. Seit 1871 lebt er in Düsseldorf, wo er als Pro-
fessor an der königl. Kunstakademie thätig ist. Er
malte unter anderm: den ersten Teil des histor. Fest-
zugs bei der Einweihung des vollendeten Kölner
Doms (im Gürzenich in Köln), Wahrheit und Kunst
(Mosaikbild an der Kunsthalle zu Düsseldorf),
Heinrich IV. auf der Flucht von den Bürgern Kölns
aufgenommen, Der Große Kurfürst tröstet das Land-
volk im Schwedenkriege (im Besitz des Deutschen
Kaisers), Anrede Friedrichs d. Gr. an seine Generale
vor der Schlacht bei Leuthen (Wandgemälde in der
Ruhmeshalle zu Berlin), Der letzte Staatsrat des
Großen Kurfürsten, einen Cyklus von elf Ölgemäl-
den: Untergang der nordischen Götterwelt und Er-
scheinendes Christentums auf der neuen Erde (Schloß
Wachholdcrhöhe bei Godesberg), Legende von der
Rosenburg (Cyklus von fünf Bildern; Rofenburg bei
Bonn). Zur Zeit ist der Künstler mit der Ausmalung
der Aula der Akademie zu Münster beschäftigt.
Sein Bruder Ernst R., geb. 23. Juni 1849 in
Elberfeld, machte cdenfalls den Feldzug gegen