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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Rußland
Linienbrigaden sind nur noch 6 vorhanden. Bei der Kavallerie sind zu den 48 Dragonerregimentern 2 neue mit den Nrn. 49 und 50 formiert, welche eine selbständige 1. Kavalleriebrigade bilden, was darauf schließen läßt, daß demnächst auch noch eine 2. gebildet und so die reguläre Armeekavallerie von 15 Armeekavalleriedivistonen auf 16 erhöht wird. Ein Kavalleriekorps ist aus der 13. und 14. Kavalleriedivision im Warschauer Militärbezirk formiert.
Bei der Artillerie haben die wesentlichsten Umformungen stattgefunden. So ist die Gliederung in Divisionen zu 2 oder 3 Batterien nunmehr auch auf die reitenden und die den Schützen beigegebenen Batterien ausgedehnt. Beide waren, abgesehen von der reitenden Gardeartilleriebrigade, bisher selbständig. Außer der Einführung dieser für den Gebrauch der Artillerie so wichtigen Maßregel hat aber auch eine Verstärkung der Artillerie stattgefunden. Es sind neu aufgestellt: 3 leichte Fuß-(fahrende) Gardebatterien, die der Leibgarde- (3.) Artilleriebrigade, 10 leichte Feldbatterien, die zu je 2 der 2., 4., 6., 10. und 18. Artilleriebrigade zugeteilt sind; schließlich 5 leichte Batterien zu je 1 für die 5 Schützenbrigaden des europ. Rußlands, so daß diese jetzt über je 3 anstatt über je 2 Batterien verfügen. Die Divisionseinteilung hat auch auf die Neuformationen Anwendung gefunden. Wesentlich ist, daß alle diese Batterien bereits im Frieden 8 bespannte Geschütze haben, also schneller als bisher mobil werden. Nach Ausführungen in der Militärpresse zu schließen, scheint mit diesen Batterien der Anfang zur Formierung einer bisher nicht vorhandenen Korpsartillerie gemacht zu sein. Durch die Formierung von4 neuen Mörserbatterien werden die Mörserregimenter Nr. 4 und 5 von 2 auf 4 Batterien gebracht, so daß nur noch Nr. 6 und 7 2 Batterien haben.
Ferner sind in den ostasiat. Gebieten zur Sicherung der Machtstellung Rußlands im Osten Umformungen eingetreten: es ist eine selbständige transbaikalische Artilleriedivision, von 2 Batterien mit je 8 bespannten Geschützen und einem Reservezug, sowie ein Mörserregiment zu 2 auf Kriegsetat gebrachten Batterien neu aufgestellt. Die ostsibir. Artilleriebrigade ist reorganisiert: anstatt dieser einen bestehen jetzt zwei. Die 1. umsaht 4 Feld-, 3 Gebirgs- und jene 2 Mörserbatterien; die 2. besteht aus 5 Batterien. Bei beiden Brigaden haben die Batterien 5 Reservezüge und 8 bespannte Geschütze. Die westsibir. Artilleriebrigade wurde zu einer westsibir. Artilleriedivision zu 2 Geschützen. Die westsibir. reitende Gebirgsbatterie wurde aufgelöst.
Ingenieurtruppen. Der Bau der Sibir. Eisenbahn hat die Ausstellung eines I. Ussuri-Eisenbahnbataillons zu 2 Bau- und Vetriebscompagnien veranlaßt, was auf die Formierung von weitern Bataillonen schließen läßt.
Besatzungstruppen. Zur Verstärkung von Wladiwostok sind zu den 3 Festungsartilleriecompagnien eine 4. und 5. getreten und ein Festungsinfanterieregiment Zu 5 Bataillonen ü. 4 Compagnien formiert.
Ersatztruppen. Die Cadres des Kavallerieersatzes sind von 15 auf 17 erhöht.
Ein kaukas. Cadretrainbataillon wird formiert.
Die Ausgaben für das Landheer betrugen 1896: 288521969 Rubel, d. i. 17360956 Rubel mehr als 1895; hierunter waren für Centralverwaltung 2419 308, Lokalverwaltung 8340249, technisches und Unterrichtswesen 8030244, Medizinal- und Lazarettwesen 4129239, Bekleidung und Ausrüstung 21598788, Verpflegung 40955760, Feuerung 16496225, Besoldung 59542206, Miete und Unterhalt von Unterkunftsräumen 15619940, Bauausgaben 19366 883, Anfertigung und Vervollkommnung der Artillerie und Artillerieausrüstungsstücke 11374226, Unterhaltung von Artilleriegegenständen bei den Truppen und Festungen, Übungen mit diesen 3290234, Transporte, Fahrgelder und Depeschen 7977881, Aushebung 2648054, Übungen der Reservisten und Ratniks der Opoltschenije 3008137, Besoldungen und Unterstützungen 2974501, Abzüge und Zinsen für die Emeritenkasse 3064048, Ausgaben für Turkestan und Transkaspien 1047162, außerordentliche Ausgaben 643443, Ausgaben für den Betrieb der transkaspischen Militäreisenbahn 4240000, Ausgaben für die Verstärkung und Verbesserung der transkaspischen Bahn 9484571, Neubewaffnung der Armee 22700000, verschiedene Ausgaben 9484571, Verpflegungsreserve 469391, Reservekredit 8707747, Ausgaben auf Rechnung des nächsten Jahres 8595000 Rubel.
Auch bei den Kosakentruppen sind Änderungen eingetreten: Eine westsibir. Kosakenbrigade wurde im Gouvernement Omsk aus dem 1., 2. und 3. Sibirischen und einem Semirjetschenskischen Kosakenregiment formiert, die bis dahin im Semipalatinskischen Gebiete dislociert waren. Die beiden selbständigen Ussurisotnien wurden zu einer Primorskischen Division vereinigt. Das Amur-Kosaken-Wojßko erhielt eine neue Organisation, indem es jetzt nur Reitertruppen aufstellt, und zwar 1 Amurkosakenregiment im Frieden zu 3, im Kriege zu 6 Sotnien und 1 Amurkosakendivision zu 3 Sotnien. Durch die Zuteilung eines Terekkosakenregiments zur 2. kaukas. Kosakendivision ist die Terekkosakenbrigade aufgelöst.
II. Kriegsflotte. Die Ausgaben für die Marine betragen 1896: 57966000 Rubel, d. i. gegen 1895 3042591 Rubel mehr; darunter Central- und Hafenverwaltung 1813790, Besoldungen und Unterstützungen 441519, Unterrichtsangelegenheiten 646313, Medizinal- und Hospitalwesen 869760, Besoldung der streitbaren Mannschaften 3615061, Verpflegung 835665, Bekleidung 1319700, Indienststellung der Schiffe 9110604, hydrogr. Angelegenheiten 624243, Marineartillerie, Torpedowesen und elektrische Beleuchtung 6499760, Schiffbau 18300478, Fabriken und Admiralität 3381835, Miete und Unterhaltung der Gebäude und Bauausgaben 4280411, Kommandierungen 628000, verschiedene Ausgaben 1912703. Kursunterschiede bei den Ausgaben für den Hafen Sweaborg 82975, Bau des Hafens Kaiser Alexander II. (Libau) und des Docks in Wladiwostok 3000000, Ausgaben für Neubewaffnung der Flotte 729000, Ausgaben auf Rechnung des nächsten Jahres 174183 Rubel.
*Rußland. Für eine wirkliche Volkszählung (an Stelle der bisherigen polizeilichen Revisionen) im ganzen Reich werden umfangreiche Vorbereitungen getroffen; sie soll im J. 1897 überall an demselben Tage (28. Jan. a. St., d. i. 9. Febr. n. St.) stattfinden. Zur Deckung der Kosten sind nahezu 4 Mill. Rubel angewiesen, verteilt auf die J. 1896-98. Mit der Ausführung sind betraut eine Generalzählungskommission in Petersburg unter Vorsitz des Ministers des Innern und zahlreiche Provinzialzählungskommissionen in den