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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Sering - Sibirische Eisenbahn

Sering, Max, Nationalökonom, geb. 18. Jan. 1857 zu Barby, studierte in Straßburg und Leipzig, widmete sich seit 1879 dem Justiz- und Verwaltungsdienst im Elsaß und wurde 1883 nach Nordamerika gesandt, um über die landwirtschaftliche Konkurrenz dieses Landes zu berichten. Er habilitierte sich nach der Rückkehr an der Universität Bonn, wurde 1885 daselbst zum außerord. Professor der Staatswissenschaften ernannt, 1889 als ord. Professor an die landwirtschaftliche Hochschule in Berlin berufen, wo ihm bald auch eine Professur an der Universität übertragen wurde. Er ist ferner Mitglied des preuß. Landesökonomiekollegiums und des Deutschen Landwirtschaftsrats sowie Direktor des staatswissenschaftlichen Seminars der Universität Berlin. S. veröffentlichte in Buchform: "Geschichte der preußisch-deutschen Eisenzölle" (Lpz. 1882), "Die landwirtschaftliche Konkurrenz Nordamerikas" (ebd. 1887), "Arbeiterausschüsse in der deutschen Industrie" (ebd. 1890), "Die Lage der Landwirtschaft in der östl. und westl. Hälfte der preuß. Monarchie" (Berl. 1891), "Arbeiterfrage und Kolonisation in den östl. Provinzen Preußens" (ebd. 1892), "Die innere Kolonisation im östl. Deutschland" (Lpz. 1893), "Das Sinken der Getreidepreise und die Konkurrenz des Auslandes" (Berl. 1894).

Sermonēta, Herzog von, s. Caëtani.

Serpolletscher Wagen, s. Motorwagen.

Seßlach, Stadt im Bezirksamt Staffelstein des bayr. Reg.-Bez. Oberfranken, an der Rodach, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Bamberg), hat (1895) 644 E., darunter 46 Evangelische, Post, Telegraph, kath. Kirche und ein Schloß (Geiersberg).

Seybothenreuth, Dorf im Bezirksamt Bayreuth des bayr. Reg.-Bez. Oberfranken, an der Linie Weiden-Neuenmarkt der Bayr. Staatsbahnen, hat (1895) 707 meist evang. E., Post, Telegraph, ein Schloß und ist bekannt durch das Gefecht am 29. Juli 1866, das letzte des Deutschen Krieges von 1866. Die Vorhut des preuß. Reservekorps hatte morgens Bayreuth besetzt und sendete zwei Schwadronen mecklenb. Dragoner, denen 1 Compagnie des 4. Garderegiments folgte, gegen S. vor, wo bayr. Truppen bemerkt worden waren. Die Dragoner sprengten das Karree einer bayr. Compagnie und drängten den Rest des bayr. Bataillons zurück, nachdem noch 3 Compagnien des 4. Garderegiments zu Fuß, 1 Compagnie mecklenb. Jäger und 2 Geschütze auf dem Gefechtsfelde eingetroffen waren. Die Bayern verloren 4 Offiziere und 210 Mann Gefangene.

* Seydewitz, Paul von, übernahm im Okt. 1895 auch noch das Ministerium des königl. Hauses.

Shikimōl, s. Safrol.

*Siam. Eine Eisenbahn von Bangkok nach Korat ist seit 1892 im Bau, doch schreiten die Arbeiten nur langsam fort; auf 76 engl. Meilen der 166 engl. Meilen langen Strecke sind erst die Schienen gelegt; die Bahn Seburi-Singapur, welche die Malaiische Halbinsel durchschneidet, wurde 1894 begonnen. Die 14 engl. Meilen lange schmalspurige Bahn Bangkok-Paknam hatte 1894 einen bedeutenden Personenverkehr, doch blieb der Güterverkehr hinter den Erwartungen zurück; 3,5 Proz. Dividende konnten verteilt werden. In Bangkok wurde 1894 eine elektrische Straßenbahn eröffnet, die 1894 eine Dividende von 14 Proz. ergab.

Am 15. Jan. 1896 wurde durch einen Vertrag zwischen England und Frankreich die Neutralität des mittlern Teils von S. in der Weise garantiert, daß jede der beiden Mächte sich verpflichtete, hier keine Rechte und Vorteile zu erwerben, die nicht beiden gemeinsam sein würden, und nur mit Zustimmung der andern Macht militär. Operationen vorzunehmen. Dieser neutralisierte Teil umfaßt die Küstengebiete zwischen den Orten Bang-ta-pang und Pase sowie die Stromgebiete und Ästuarien der auf dieser Küstenstrecke mündenden Flüsse, nämlich des Petschaburi, Me-nam, Me-klong und Bang-Pa-Kongflusses; dazu das Gebiet von Kiang-hai im Norden mit dem Me-kong-Ufer zwischen Kiang-sen und Kiang-kong. Die übrigen Teile S.s werden von diesem Vertrage nicht berührt, und Frankreich behielt sich die Ausführung des 13. Okt. 1893 mit S. geschlossenen Vertrags vor.

*Sibirische Eisenbahn. Von dem Ausgangspunkte Tscheljabinsk am Ostabhange des Uralgebirges (Station des russ.-europ. Eisenbahnnetzes) bis zum Endpunkte Wladiwostok am Japanischen Meere beträgt die Länge nach den neuesten Ermittelungen 7609 km, von welchen Anfang 1896: 2600 km so weit fertig gestellt waren, daß ein vorläufiger Betrieb eingerichtet werden konnte. Bezüglich der einzelnen Bauabteilungen ist zu bemerken: 1) Westsibirische Linie (1411 km). Die 793 km lange Teilstrecke Tscheljabinsk-Omsk am Irtyschflusse wurde im Aug. 1895 eröffnet, auf dem Teil von Omsk bis zum Obflusse (618 km) konnten im Okt. 1895 bereits Züge bis zum linken Ufer des Ob verkehren. - 2) Mittelsibirische Linie (1848 km). Auf der ersten Teilstrecke Obfluß-Krasnojarsk am Jenissei mit Abzweigung nach der Stadt Tomsk (767 km) ist ein vorläufiger Betrieb eingerichtet. Wenn, wie angenommen, 1896 die beiden großen Brücken über den Irtysch bei Omsk und über den Ob bei Kriwoschtschekowo fertig werden, so wird von Petersburg bis Krasnojarsk eine ununterbrochene Schienenverbindung von 4918 km Länge vorhanden sein. Die Erdarbeiten der zweiten 1081 km langen Teilstrecke Krasnojarsk-Irkutsk an der Angara unweit des Baikalsees sind fast bis zur Hälfte ausgeführt. - 3) Baikalringlinie, geht von Irkutsk um den Baikalsee herum nach Myssowskaja (s. Baikalringbahn). - 4) Transbaikallinie, von Myssowskaja nach Strjetensk an der Sckilka (1128 km). Es sind bereits 1350000 cbm Erdarbeiten ausgeführt und die Schienen auf dem Wasserwege in Wladiwostok eingetroffen. - 5) Amurlinie, von Strjetensk an der Schilka bis Chabarowsk am Amur (2132 km). Richtung und Längenausdehnung werden vielleicht noch geändert. - 6) Ussuri-Eisenbahn. Auf der Nordussuribahn von Chabarowsk nach Grafskaja (364 km) sind die Erdarbeiten zur Hälfte fertig und die Schienen auf 75 km gelegt. Die Südussuribahn von Grafskaja bis Wladiwostok (414 km) ist 10. Okt. 1895 eröffnet worden.

Nach einem im Herbst 1896 zwischen der russ. und chines. Regierung abgeschlossenen Vertrage wird die Weiterführung der S. E. von der Station Onon an der Transbaikallinie durch die chines. Mandschurei gestattet. Diese mandschurische Bahn überschreitet die chines. Grenze bei Staro-Zuruchaituj, berührt die chines. Städte Zizichar, Chulan-tschen und Ninguta und mündet dei Nikolskoje in die Südussuribahn. Die Bahn, auch Chinesische Ostbahn genannt, welche die nördliche fruchtbare Mandschurei in der Mitte durchschneidet, soll 2049 km lang wer-^[folgende Seite]