Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

1002
Vereinigung der Freunde christlicher Volkslitteratur - Vereinswesen
für die größten Schiffe bestimmte Vundesdocks be-
stehen in Brooklyn, Port-Noyal (Südcarolina) und
Port-Orchard am Pugetsund, ältere Werften in
Boston,PortsmouthsNew-Hampshire), Philadelphia,
Washington, Norfolk, Pensacola und San Fran-
cisco, Stationen außerdem in New-London, New-
port und Key-West. Mit wenigen Ausnahmen sind
und werden jedoch die Kriegsschiffe auf Privatwerften,
namentlich in Baltimore, Philadelphia und San
Francisco, erbaut. Die Flottenbemannung bestand
1895 aus 9300 Matrofen, darunter 4400'im Aus-
land geborenen, und 2000 Marinesoldaten; die Be-
waffnung ist das Leegewehr mit dem kleinsten aller
adoptierten Kaliber, 236. Die Seeoffiziere werden
ausschließlich in der Marineakademie Annapolis
ausgebildet; das Recht, Seekadetten zu ernennen,
wird in gleicher Weise ausgeübt wie bei den Land-
kadetten. Eine Seemiliz, 1895: 2695 Mann stark,
besteht in 15 Staaten, einschließlich Kalifornien und
Michigan, und gebraucht zur Ausbildung Vundes-
schiffe. Im Kriegsfall follen die Schnelldampfer der
^mericÄn I^ins und Schiffe anderer Linien, im gan-
zen mehr als 30 Dampfer, als Hilfskreuzer armiert
werden.
Geschichte. Die Votfchaft, mit der, Präsident
Clevcland 2. Dez. 1895 den Kongreß eröffnete, be-
schäftigte sich hauptfächlich mit wirtschaftlichen und
finanziellen Fragen, doch wurde darin auch schon die
Grenzfrage zwifchen Großbritannien und Venezuela
(s. d., Geschichte) erwähnt, zu deren Scklichtung die
V. S. v. A. ein Schiedsgericht vorgeschlagen hatten.
Als wenige Tage darauf eine ablehnende Antwort
Englands einlief, erlieh Cleveland 16. Dez. eine
neue Botschaft an den Kongreß, worin er es auf
Grund der Monroe-Doktrin für das Recht der
V. S. v. A. erklärte, nun ihrerseits Maßnahmen zu
treffen, um die richtige Grenzlinie festzustellen. Zu
diesem Zweck beantragte er die Einsetzung einer par-
lamentarischen Kommission, die von dem Kongreß
mit großem Enthusiasmus bewilligt wurde. Dieser
energischen Haltung gegenüber wich England zurück
und schloß 9. Nov. 1896 mit den V. S.'v. A. einen
Vertrag, wonach zur Entscheidung der venezuel.
Grenzfrage eine aus Vertretern beider Staaten be-
stehende Kommission eingesetzt werden soll. Zugleich
enthält der Vertrag eine Bestimmung, daß auch alle
künftigen Gcbietsstreitigkeiten zwifchen englisch re-
denden Völkern einer schiedsgerichtlichen Entschei-
dung zu unterbreiten sind. In der cuban. Frage
(s. Cuba, Geschichte) steht die Mehrheit der Be-
völkerung namentlich in den Südstaaten entschieden
mit ihren Sympathien auf feiten der Aufständischen,
und zweifellos erhielten diese bedeutende Unter-
stützungen an Waffen und Munition aus den V. S.
v. A., ohne daß die Regierung dies zu hindern ver-
mochte. Denn, wenn auch der Senat fowie das Re-
präfentantenhaus in einer Resolution den Präsi-
denten aufforderten, die Aufständifchen als krieg-
führende Partei anzuerkennen und bei der fpan. Re-
gierung auf die Anerkennung der Unabhängigkeit
Cubas hinzuwirken, so beobachtete diefer doch die
strengste Neutralität. Dennoch war es nicht zu ver-
meiden, daß eine gewisse Spannung zwifchcn beiden
Völkern Platz griff, die sich in lebhaften Demonstra-
tionen und Kriegsdrohungen namentlich auf span.
Seite Luft machte.
Im Innern stand befonders die finanzielle Lage
des Staates im Vordergrunde. Auch im verflossenen
Jahre gelang es nicht, das Deficit zu beseitigen,
! und man mußte im Jan. 1896 wieder zur Ausgabe
! von Schatzanwcisungen schreiten, um die Gold-
^ reserve aufrecht zu erhalten, deren Bestand wieder
! weit unter 100 Mill. gefunkcn war. Zwei ökono-
mische Maßregeln waren es besonders, die zur
^ Besserung der wirtschaftlichen Lage in Vorschlag
gebracht und von gegnerischer Seite erbittert be-
' kämpft wurden: Hochschutzzoll und BnnetaNismus.
! Beide beeinflußten auch in entscheidender Weise die
! Präsidentenwahl, die im Herbst 1896 stattfand, und
spielten in den Programmen der Parteien die Haupt-
rolle. Zuerst traten die Republikaner auf den Plan,
! die im Juni ihre Nationalkonvention in Et. Louis
! abhielten und MacKinley ss. d.), den Vater der hoch-
i schutzzdllnerischen MacKinlcy-Vill (s. d., Bd. 11),
! zum Präsidentschaftskandidaten nominierten. In
der Währungsfrage erklärten sie sich für Lonnä
N10Q6X, also gegen die freie Silberprägung. Ganz
anders siel die Entfcheidung auf der im Juli in
Chicago abgehaltenen demokratischen National-
konvention. Während sich die Republikaner gleich
im ersten Wahlgang für MacKinley entschieden,
bedürfte es bei den Demokraten fünf verschiedener
Abstimmungen, bevor die Wabl auf Vryan (s. d.),
einen Anhänger der freien Silberprägung und
Gegner des Hochschutzzolls, fiel. Die Volkspartei
(?0pnli8t Mi't^), die bald darauf in St. Louis
tagte, beschloß ebenfalls für Bryan zu stimmen,
während die Mitglieder der Demokratischen Partei,
die für Goldwährung waren, im September eine
eigene Nationalkonvention in Indianopolis ab-
hielten und als dritten Präsidentschaftskandidaten
General Palmer aufstellten. Der Wahlkampf ent-
brannte mit außerordentlicher Heftigkeit, da es sich
nicht nur um die Währungsfrage allein handelte,
sondern die Bewegung sich zu einem Fcldzug gegen
den Großkapitalismus und die Plutokratie der
hauptsächlich den Osten beherrschenden Goldpartei
erweitert hatte. Dennoch gelang es 3. Nov. den Re-
publikanern bei den Wahlmännerwahlen den Sieg
davonzutragen. Bezeichnend war dabei die Staaten-
gruppierung. Während die industriercichen Ost- und
Nordstaaten geschloffen für Goldwährung und Hoch-
schutzzoll stimmten, bekannten sich die vorwiegend
landwirtschaftlichen Süd- und Weststaaten durchweg
zu dem demokratischen Programm mit freier Silber-
prägung und Zollermühigung. Am 10. Febr. 1897
wurde im Kongreß die Zahlung der Stimmen vor-
genommen und MacKinley mit 271 gegen 176 als
gewählt proklamiert, worauf er 4. März sein Amt
antrat. Vicepräsident wurde Hobart.
Litteratur. Moore, "11^6 American (^on^re^:
3. liiäwr/ of niitionni leMlation anci political
eventZ 1774-1895 (Neuyork 1895); Gannett, 1^6
dition Hnä i-68onrc68 ok t1i6 I5nit6ä 8tat68 (ebd.
1895); Channing, ^I1i6 United 3tlU68 of^mei-icH
1765-1865 (Cambridge 1895); Foster, 0omni6ii-
ta,ri68 0n tli6 conätitution ot' tds Hintsä 8t3t63
(Bd. 1, Neuyork 1896).
Vereinigung der Freunde christlicher
Volkslitteratur, s. Christlicher Zeitschristenverein.
^ Vereinswesen. Das öffentliche Vereins-
recht, das Vereinspolizeirecht, geht einerVeränderung
entgegen, allerdings nicht auf reichsrechtlichem, son-
dern auf landesrechtlichem Wege. In der Zession
1895/96 hatte zwar eine Kommission des Reichstags
aus Anlaß freisinniger und socialdemokratischer An-
träge den Entwurf eines Reichsgesetzcs über Vereins-