Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Baumwollgarne'
und geschnürt, dann für Versendung im Großen in Ballen von
500 k vereinigt sind. Außerdem kommen namentlich aus England
viele Kettgarne in den Handel als
Warps, das sind bereits
durch Maschinen zum Aufbäumen vorgerichtete und geschlichtete
Ketten mit einer bestimmten Fädenzahl in der Blattbreite.
Sie haben die Form von gewickelten Knäueln und ihre Abnehmer
sind Webereien, welche Maschinenstühle (Power looms) gehen
haben. In ähnlicher Weise wird es häufig auch mit dem
Einschußgarn gehalten, indem man dasselbe auch nicht haspelt,
da es sonst vom Weber erst wieder gespult werden müßte. Man
läßt so viel Garn auf die Spindeln der Maschinen laufen, als
der Hohlraum des Webeschützen zuläßt, zieht diese
Kötzer, die englisch
Pincops oder
Cops heißen, ab und
bringt sie so in den Handel. Sie erscheinen als dickwandige
nahezu cylindrische Röhren mit kegelförmigen Enden und müssen,
da sie Druck nicht vertragen können, sehr sorgfältig (in Kisten)
verpackt werden. Die ferner im Handel vorkommenden Benennungen
Weft und
Warp bedeuten
Schußgarn bez.
Kettengarn. - Manche
Baumwollgarne kommen mit Appretur an den Markt; sie sind
gedämpft,
gesengt oder auch
lüstriert. Durch das
Dämpfen soll dem Garn
eine größere Weichheit gegeben und das Bestreben, sich
aufzudrehen, benommen werden. Das Sengen, das besonders bei
den feinen Garnen für Bobbinet- und Spitzenfabrikation vorkommt,
bezweckt das Wegbrennen der aus dem Körper des Fadens
hervorstehenden feinen Fäserchen. Der Faden wird dadurch
leichter, glatter und feiner, sodaß z. B. Garn von Nr. 90 durch
das Sengen zu Nr. 95 wird. Das
Lüstrieren besteht in
einem Überziehen des Fadens mit einem Klebstoff, Dextrin oder
Gummilösung u. dgl., welcher die Fäserchen niederhält und
Behandlung mit streichend wirkenden Bürsten, wodurch ein
erhöhter Glanz hervorgebracht wird. Andere Garne werden gefärbt,
und unter diesen hat das schöne echte
Türkischrot (s. unter
Krapp)
die meiste Bedeutung. Ein neueres Spinnprodukt der Engländer
ist ferner starkes B., das nicht gestreckt, sondern nach Art
der Streichwolle versponnen wird, bei dem die Fasern nicht
längshin, sondern verwirrt durcheinander liegen. Es dient zur
Anfertigung tuch- und flanellartiger Zeuge wie Moleskins,
Biber u. dgl. Ferner wird viel
dubliertes, d. h. aus
zwei und mehr Fäden zusammengedrehtes
(gezwirntes) Garn erzeugt.
Dieser Baumwollzwirn ist links gewunden, wenn die Einzelfäden
rechts gedreht waren. Man erhält dadurch einen mehr runden
Faden. Die Zwirne werden je nach der Fadenzahl als 2, 3, 4
drähtig bezeichnet. Näh-
oder Strickgarne sind
2-8drähtig; von festgedrehten glatten Garnen werden jetzt
Nähzwirne gefertigt, die den leinenen sehr nahe kommen und
im Einzelverkauf auch oft für solche ausgegeben werden. - Wie
England die Wiege der Maschinenspinnerei für die Baumwolle
war, so ist es jetzt noch unbestritten das Hauptquartier
derselben sowohl hinsichtlich der Menge seines Erzeugnisses
als der Größe mancher dortigen Spinnereien, deren es einzelne
mit 150000 Feinspindeln
↔
gibt. Die Anzahl dieser Organe liefert aber allgemein den
Maßstab für die Größe einer Anlage und den Standpunkt der
Spinnerei eines ganzen Landes. In Nordamerika, wo zuweilen
die Geschäfte noch größere Dimensionen annehmen als selbst in
England, besteht unter anderm zu Rhode Island die Spinnerei,
Weberei und Druckerei der Gebrüder Sprague mit 250000 Spindeln,
welche im Jahr gegen 20000 Ballen Baumwolle verarbeitet und
dazu noch Massen von Rohkattunen aus fremden Webereien ankauft.
Eine lebhafte Spinnndustrie findet sich außer England in
Frankreich, Belgien, der Schweiz, Deutschland und den
österreichischen Ländern, Nordamerika. Im deutschen Reich
sind gegenwärtig etwa 5100000 Spindeln für Baumwolle in Betrieb.
Elsaß nimmt darin mit 2100000 die erste Stelle ein; dann folgen
Sachsen und die Rheinprovinz. Obige 5100000 repräsentieren
etwa 7,6% der auf der ganzen Erde auf Baumwolle gehenden
Spindeln. In Sachsen haben die Spinnereien meistens kleinern
Umfang, 5-10000 Spindeln. Größere mit 50 bis zu 100000 bestehen
hier und da, in Rheinpreußen, Hannover, Baiern, Baden u. s. w.
Die österreichische Spinn- und Webeindustrie kommt an Ausdehnung
der deutschen excl. Elsaß nahezu gleich. Im deutschen Reiche
werden trotz des lebhaften Spinnereibetriebes noch erhebliche
Mengen namentlich feinerer Garne vorwiegend aus England
eingeführt, da die deutschen Spinnereien meist mittlere Garne
spinnen. Der Hauptmarktplatz für die englischen Garne ist
Manchester; der
Zwischenhandel für Deutschland liegt größtentheils in Hamburgs
Händen. Die Einfuhr belief sich im deutschen Reiche in 1878
auf 18405300 k, die Ausfuhr auf 12578550 k. - Zoll: S. Tarif
im Anh. Nr. 2 c 1-5. Bezügl. der Erhebung der Staffelzölle
ist die hinter Nr. 2 c 3 befindliche Erläuterung zu beachten.
Baumwollgewebe. Während ein kleinerer
Teil des Baumwollgespinstes gezwirnt als Näh- und Strickgarn
seinen besonderen Weg der Verwendung geht, dient die bei weitem
größte Menge zu Geweben
sehr mannigfacher Art. Die feinsten Erzeugnisse der Weberei,
deren Muster ehedem zu hohen Preisen aus Indien kamen, sind
die Musseline oder
Batiste, von denen abwärts
sich eine lange Reihe an Beschaffenheit und Güte sehr
verschiedener Webstoffe erstreckt, bis zu ganz ordinären,
halt- und dauerlosen, nur durch große Wohlfeilheit sich
auszeichnenden Stoffen für die untersten Stände. Große
Haltbarkeit ist bekanntlich überhaupt nicht bei Baumwollwaren
zu finden; sie gleichen diesen Mangel im allgemeinen wieder
aus durch ihre Wohlfeilheit, die einen öftern Wechsel
gestattet. Wohlfeil und den weitesten Kreisen zugänglich ist
die Ware erst durch die Maschinenspinnerei gemacht worden.
Während die Handspinnerei bei Baumwollgarn ganz und gar
bedeutungslos geworden ist, hat man auch das Weben, wenigstens
in England, zum allergrößten Theil den selbstthätigen Webstühlen
übertragen, während auf dem Kontinent die Verbreitung der
Maschinenstühle weniger rasch vor sich gegangen ist, in dem
letzten Jahrzehnt aber bedeutende Fortschritte gemacht
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 43.