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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Chagrin; Chalcedon; Chamotte; Champagner

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Chagrin - Champagner

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Ceroxydul'

Anmerkung: Fortsetzung von Nummer 2)

als Arzneimittel verwendet, scheint aber jetzt schon wieder in Vergessenheit geraten zu sein.

3) Ceroxyduloxyd, wird in der Porzellanmalerei als gelbe Farbe und in der analytischen Chemie als Reagens auf Strychnin verwendet.

- Zollfrei.

Chagrin (aus dem morgenländischen Namen Saghir entstanden) heißt ein starkes eigentümlich genarbtes farbiges Leder. Das echte wird in Astrachan, Konstantinopel etc. aus den Rückenstücken von Pferde- und Eselshäuten bereitet, indem man dieselben enthaart, sehr sorgfältig ausfleischt, dann in einen Rahmen spannt, anfeuchtet, mit der Fleischseite nach unten auf den Boden legt und mit den harten eckigen Samen einer Art Melde bestreut. Nachdem man dann einen Filz übergebreitet, werden die Samen in die weiche Hautmasse eingetreten, welche dadurch Grübchen und Unebenheiten erhält, die auch beim nachfolgenden Trocknen nicht verschwinden. An den trocken gewordenen Stücken nimmt man nun mit einem scharfen Instrument auf der Fleischseite die kleinen Erhöhungen fort, welche den Eindrücken der Samenkörner entsprechen. An diesen Punkten wird sonach die Masse der Haut verdünnt. Wird dieselbe nun wieder in Wasser geschwellt, wobei die Körner von selbst herausfallen, so quellen die nicht betroffenen Stellen mehr als die verdünnten und es entsteht die dem Ch. eigene körnige Oberfläche. Erst nach dieser Vornahme erhalten die Stücke ihre weitere Präparatur und Färbung. Die echten Ch. finden ihre Verwendung im Morgenlande selbst zu Messer- und Säbelscheiden, Pferdezeug etc. Bei uns werden dieselben dadurch nachgeahmt, daß man irgend welchem Leder durch heiße gravierte Kupferplatten oder Walzen eine ähnliche Körnelung einpreßt. In derselben Weise entsteht auch das zu Büchereinbänden gebrauchte Chagrinpapier. Chagrinleder wird gemäß Zollt. im Anh. Nr. 21 b verzollt, Chagrinpapier gemäß Nr. 27 e.

Chalcedon; ein dichter Quarz, nach einigen Mineralogen ein Gemenge von amorphem und kristallinischem Quarz, kommt in zahlreichen, durch ihre Färbung verschiednen Varietäten vor, die besondere Namen führen und als Halbedelsteine und Material für Kameen, Ringsteine, Siegelsteine und viele andere Schmuck- und Gebrauchsgegenstände zum Teil schon seit alten Zeiten (namentlich zu Kameen) verarbeitet werden. Die bekanntesten Varietäten sind folgende: Gewöhnlicher Ch., ist grau und durchscheinend; Karneol, dessen meist geschätzte Varietät die blutrote ist, der aber auch braunrot oder gelbrot erscheint; Chrysopras, durch Nickeloxyd apfelgrün, und Plasma, durch Eisenoxydul dunkelgrün gefärbter Ch. Jaspis, ein undurchsichtiger, durch Eisengehalt gleichmäßig gelbbraun, rot, grün, schwarz etc. gefärbter Kiesel, kommt in größern Stücken vor und gibt daher Material zu Säulen, architektonischem Zierrat, Tischplatten, Vasen, die eine schöne Politur annehmen. Arbeiten von schönem Jaspis gibt es sehr wertvolle selbst noch aus dem Altertum. In verschiedenen Farben regelmäßig gestreift heißt der Stein Bandjaspis, und wird besonders ↔ schön in Sibirien gefunden. Schön gezeichnet ist auch der ägyptische Jaspis, sog. Nilkiesel. Fundorte besserer Jaspisse sind außerdem in Sicilien, Sachsen, Böhmen, Tyrol. Von hier wird "Meraner Jaspis" in prachtvollen Varietäten angeboten. Ferner mehrfarbige Ch. sind: Heliotrop, durchscheinend dunkelgrün, mit eingestreuten undurchsichtigen, zinnoberroten Punkten; Sardonyx, rot mit weißen Bändern; Onyx, mit weißen und schwarzen oder dunkelbraunen Bändern oder Schichten. Calcedonyx, abwechselnd grau und weißgestreift; Stephanstein, ist ein weißer Ch. mit blutroten Flecken. Endlich hat man auch Ch. mit wolkenartigen, moosartigen etc. Flecken und Zeichnungen. Die Onyxe, also die Varietäten mit wechselnden Streifen, die mithin in andrer Richtung betrachtet übereinander liegende Schichten bilden, sind das hauptsächliche Material zum Schneiden von Kameen, eine sehr alte Kunst, die auch noch jetzt in Italien betrieben wird. Durch die Aufeinanderfolge verschiedenfarbiger Schichten lassen sich Figuren auf andersfarbigem Grunde darstellen, und wenn 3, 4 solcher Schichten vorhanden und dünn genug sind, um sie sämtlich an verschiedenen Stellen zu Tage legen zu können, so sind solche Stücke sehr wertvoll, Durch die heutige Glastechnik können übrigens viele der hier berührten Naturprodukte ganz gut nachgeahmt werden. Vgl. auch Achat, Amethyst, Aventurin. - Wegen der Verzollung s. Achat.

Chamotte (Charmotte); die Masse, aus welcher die für Schmelzöfen und andre Feuerungsanlagen so vielbegehrten feuerfesten Backsteine (Chamottesteine), ferner Schmelztiegel, Kapseln zum Porzellanbrennen etc. gefertigt werden; sie besteht aus reinem Thon, gemengt mit bereits vorher gebranntem und gemahlenem Thon. Die Feuerbeständigkeit der Masse, vermöge welcher sie selbst in anhaltender Weißglut nicht berstet, mürbe wird oder schmilzt, liegt lediglich in der Reinheit des Thons, in der Abwesenheit von Alkalien, Kalk, Eisenoxyden, denn solcher reine Thon ist schon von Natur feuerfest. Der Zusatz des bereits gebrannten Thons oder von Thonscherben hat den Zweck, das starke Schwinden zu verhindern, welchem der fette, feuerfeste reiner Thon beim Brennen ausgesetzt ist. Ein guter feuerfester Stein darf nicht zerspringen, wenn er glühend in kaltes Wasser geworfen wird. Die von Ziegelhütten und zum Teil Porzellanfabriken in den Handel gebrachten Steine sind gebrannt und mehr oder weniger weiß. Wo sie an demselben Orte hergestellt und verbraucht werden, geschieht das Vermauern in lufttrocknem Zustande, und zwar unter allen Umständen ohne Kalk, nur mit Thonmörtel. - Ch. unglasierte zollfrei; glasierte s. Tarif im Anh. Nr. 38 b.

Champagner (Champagnerweine); im weiteren Sinne des Wortes alle in der gleichnamigen französischen Landschaft erzeugten Weine; im engeren Sinne die aus dortigen Trauben gefertigten Schaumweine. Jetzt gibt man den Namen Ch. oder Sect überhaupt allen Schaumweinen, auch wenn sie nicht in Frankreich gefertigt wurden. Es sind hauptsächlich die Departements

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 76.