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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Dachsfelle; Damast

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Cyankalium - Damast

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Cyankalium'

Das Eisen des Blutlaugensalzes hat sich dabei in fein verteiltem Zustande als Bodensatz abgeschieden. Die erkaltete Masse, die entweder in Platten oder Tafeln gegossen oder in Stücke zerschlagen wird, ist hart, weiß, von porzellanartigem Ansehen, nach Blausäure riechend, denn obwohl das Salz an sich geruchlos ist, so treibt doch schon die Kohlensäure der Luft Blausäure aus; Feuchtigkeit beschleunigt die Zersetzung noch bedeutend, daher sich der Stoff nur unter sehr gutem Verschluß aufbewahren läßt. Das C. ist nicht minder giftig als die ihm verwandte Blausäure; sowohl innerlich genommen als mit einer wunden Hautstelle in Berührung gebracht, können ganz kleine Mengen den Tod herbeiführen. Dennoch ist der Stoff so brauchbar, daß er sich in den Händen einer ziemlichen Anzahl von Arbeitern immerfort befindet. Seine ausgedehnteste gewerbliche Anwendung findet er zur Darstellung von Metalllösungen zu galvanischen Niederschlägen von Gold, Silber, Platin, Kupfer etc. Wird zu der Salzlösung eines solchen Metalls ↔ wässerige Cyankaliumlösung nach und nach gemischt, so entsteht anfangs ein Niederschlag, der auf fernem Zusatz wieder aufgelöst wird. Die klare Lösung enthält nun ein Doppelcyanid, bei Gold Cyangold-C. etc., und dient als ein Bad zu galvanischen Niederschlägen, das in immer gleichbleibender Stärke erhalten werden kann, wenn am positiven Pol der Batterie Platten von demselben Metall eingehangen werden, welches am negativen Pol niedergeschlagen wird. Wie viel einerseits dieser Niederschlag beträgt, soviel löst sich andrerseits wieder auf. Das C. dient ferner bei Gold- und Silberarbeitern, Gürtlern etc. zum Löten, auch zum Härten von Stahl, bei Photographen zum Fixieren der direkten Glaspositivs, zum Ausmachen von Silberflecken etc.; seine Verwendungen in der Chemie, besonders als kräftiges Reduktionsmittel sind vielfältig, auch gewährt es das bequemste Mittel zur Darstellung der Blausäure, die von jeder andern Säure daraus entwickelt wird. - Gemäß Zolltarif im Anh. Nr. 5 c.

D.

Dachsfelle. Dachse leben in der nördlichen gemäßigten Zone um die ganze Erde; der gemeine Dachs in Europa und Asien liefert ein 9 dm langes, 6 dm breites Fell, das mit seiner starken Behaarung keinen Gegenstand der Pelzbranche bildet. Vielmehr wird das starke, 7 bis 10 cm lange, fast borstige Haar zu Pinseln verarbeitet, die geschornen Felle zu Leder gegerbt. Andre mit den Haaren zugerichtete Felle dienen bekanntlich als Überzüge von Jagdtaschen, Tornistern, Pferdegeschirr etc. Die deutschen Dachse sind die besten, dann folgen dänische, ungarische, russische, tatarische. Die Felle gelten nach Qualität 2-6 Mk. das Stück. Der nordamerikanische Dachs hat weiche Behaarung und sein Fell dient daher häufig zu allen Arten von Pelzwerk. - Zollfrei.

Damast (frz. damas, engl. damask); ist ein aus verschiednen Materialien hergestelltes Gewebe mit großen Mustern, welche Blumen, Früchte, Blumen- und Fruchtgewinde, Arabesken, Landschaften, Menschen- und Tierfiguren, Inschriften etc. darstellen. D. ist zuerst im Orient aus reiner Seide angefertigt worden. Die Stadt Damaskus soll dem Gewebe den Namen gegeben haben. Im Abendlande ahmte man den D. nach und verwandte nach und nach neben der Seide Leinen-, Woll- und Baumwollgespinste allein oder mit einander gemischt. Der eigentliche D. wird auch heute noch aus einfarbigem Garn hergestellt. Das Muster tritt dadurch hervor, daß auf der rechten Seite des Gewebes innerhalb der Figur der Schuß flott liegt, während der Grund vorwiegend Kette zeigt. Da zur Kette das bessere, schönere Material) verwendet wird, da ferner zur D.-weberei Garne mit großem ↔ natürlichen Glanz gewählt werden, so erscheint das Muster, die Figur, matt auf glänzendem Grunde. D. aus verschiedenfarbigen Garnen kommen wohl auch vor, bilden aber nicht die Regel. D. wird jetzt ausschließlich mit Hilfe der Jacquardmaschine hergestellt. Die Stuhleinrichtung ist ziemlich kompliziert und nicht wohl zu beschreiben. - Seidendamaste, als die ältesten, umfassen, die frühern Leistungen mitgerechnet, ein ungemein reiches und mannigfaches Sortiment schöner und prachtvoller Stoffe; ein- und mehrfarbig, zum Teil mit Goldfäden, buntseidnen Blumen u. dgl.; zu Kirchenornaten, Möbeln, Tapeten, Vorhängen, Tischdecken, wie in kleinerer Musterung zu Kleidern. Holländer, Franzosen und Italiener haben besondre Modifikationen der Herstellung. Auch vielerlei gemischte Stoffe, halbseidne wie solche, bei denen die Seide ganz ausgefallen und nur die Webart beibehalten, hat es gegeben und gibt es zum Teil noch. Die heutigen Seidendamaste sind vorzugsweise Möbelstoffe. An der Herstellung solcher ist Deutschland ebenfalls beteiligt. Wollendamaste aus hartem glänzenden Kammgarn, besonders zu Möbelstoffen und Vorhängen benutzt, sind neuere Artikel und werden in verschiednen Qualitäten in England, Frankreich, Deutschland gefertigt, bei uns namentlich in den Städten Gera, Rochlitz, Weida, Chemnitz, Penig, Berlin, Magdeburg, Langensalza, Eisenach; in Österreich in Böhmen und Mähren. Viel häufiger und für die deutsche Fabrikation wichtiger ist jedoch die Herstellung halbwollener D., aus hartem Kammgarn und Baumwolle. Diese werden oft in zwei oder drei Farben ausgeführt und sind bei guter Dauerhaftigkeit um ein Bedeutendes

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 90.