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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Dammarharz; Darmsaiten

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Dammarharz - Darmsaiten

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Damast'

wohlfeiler als die ganz wollenen, die dadurch ziemlich beschränkt worden sind. Die so viel gebrauchten Tischdecken sind meistens solche halbwollene Stoffe. - Leinener D. ist ein Fabrikat, das von frühern Zeiten her seine besondre Pflege und Ausbildung in der sächsischen Oberlausitz (Großschönau etc.) gefunden hat und noch jetzt in vorzüglicher Beschaffenheit geliefert wird, weil man dort nur das beste Handgarn dazu verwendet. Mit der Zeit und namentlich seit Einführung des Jacquardstuhls hat jener alte Hauptsitz freilich vielfache Konkurrenz in Böhmen, Schlesien, Westfalen etc. erhalten. In Frankreich und den Niederlanden wird ebenfalls viel Leinendamast gewoben, in England sogar sehr wohlgefällige Ware aus Maschinengarn hergestellt, nur daß ihr die Haltbarkeit des Glanzes in der Wäsche abgeht, die einen Vorzug des Handgarns bildet. - Baumwolldamaste werden jetzt ebenfalls und nicht wenig fabriziert. Sie sind eine wohlfeilere Nachahmung der teuren Leinenstoffe und finden ein großes Publikum an denen, für welche jene zu kostspielig sind und die doch auch etwas Gefälliges zu haben wünschen. Es werden sehr nette Sachen in diesem Fache erzeugt, die freilich die eigenartige Schönheit der echten Leinenwaren nicht bieten können. Sie bilden leider eine Ware, die der Schwindel gern für das Echte ausgibt. Die leinenen D. und ihre baumwollenen Nachahmungen dienen wie bekannt hauptsächlich zu weißem Tischzeug; Tafeltücher und zugehörige Servietten sind abgefaßt, d. h. sie haben geschlossene Muster mit Bordüren und Eckstücken; andre Gewebe, wie zu Handtüchern etc., werden im Stück gearbeitet und zerschnitten. Kaffeeservietten erscheinen oft in weiß und grau, von gebleichtem und ungebleichtem Garn, oder in weiß und farbig. - Verzollung: Seidener D. und halbseidener mit Metallfäden durchwirkt s. Tarif im Anh. Nr. 30 e; halbseidner Nr. 30 f; wollener und halbwollener Nr. 41 d 5 β; leinener Nr. 22 g; baumwollener roher 2 d 1, gebleichter 2 d 2, gefärbter 2 d 3.

Dammarharz (Resina Dammar, Katzenaugengummi); diesen Namen führen verschiedene ostindische Harze, von denen aber nur wenige in den europäischen Handel kommen; das gewöhnliche D. stammt von der Dammarfichte (Dammara orientalis), einem großen, besonders auf den Molukken und Sundainseln häufig wachsenden Waldbaume, der nahe am Boden dicke Stammknollen bildet, aus denen das Harz ausschwitzt. Diese Ware kommt hauptsächlich von Java, in Kisten von etwa 1½ Ztr. Inhalt. Eine andre, dieser ähnliche, aber härtere und deshalb geschätztere Sorte wird von Singapore aus verschifft und stammt von Hopea splendida und micrantha. Eine neuerdings in größerer Menge von Borneo in den Handel kommende Sorte, Dammar dagieng oder Rose Dammar, ist um die Hälfte wohlfeiler als die gewöhnliche, nur etwas weicher und ins Grünliche fallend. Das Dammarharz besteht aus größern und kleinern, meist rundlichen Stückchen, die äußerlich weiß bestäubt, innen glashell und stark glänzend sind, flachmuschelig brechen, sich mit Ausnahme ↔ der Singaporesorte leicht zu Pulver stoßen lassen, in der Wärme der Hand etwas klebrig werden. Die Masse ist entweder ganz farblos oder gelblich, löst sich in Alkohol und Äther nur teilweis, vollständig aber in fetten und ätherischen Ölen; das gewöhnliche Lösungsmittel ist Terpentinöl. Diese Lösung heißt Dammarlack. Obwohl der Dammarlack an Härte und Dauer dem Copallack nachsteht, ist er doch in allen Fällen beliebt, wo es sich um völlige Farblosigkeit handelt, also besonders auf weißgestrichenes Holzwerk. Es müssen dafür natürlich die farblosen reinen Stücke, die auch zugleich die härtesten sind, speziell ausgesucht und die farbigen für andern Verbrauch zurückgestellt werden. Finden sich ganz weiße, glanzlose, auf dem Bruche wachsähnliche, harzig anzufühlende Stücke, so sind sie ganz zu beseitigen, weil sie jeden Lack verderben. Das Harz ist mit der gleichen Menge Terpentinöl unter allen gebotnen Vorsichtsmaßregeln bei beständigem Rühren so lange, am besten bis zum Sieden zu erhitzen, bis alles völlig klar fließt. Es ist nun der Wassergehalt des Harzes verjagt, und nur unter dieser Bedingung wird ein guter Lack erhalten, der zum Verbrauch erst noch mit Terpentinöl verdünnt werden muß, jedoch nicht so schnell trocknet, wie der Kopallack. - Das australische Dammarharz oder der Kaurikopal kommt ebenfalls von einer Dammarfichte, der 24-36 m hohen Dammara australis auf Neuseeland. Dieser schöne Baum soll in seinem Vaterlande bereits selten geworden sein, sei es allein, weil man ihn wegen seines vortrefflichen Holzes vielfach umschlägt, oder weil vielleicht noch ein natürliches Aussterben mitwirkt. Thatsache ist es, daß große kulturlose Strecken vorhanden sind, auf welchen große Klumpen und Massen des Harzes mehrere Fuß tief im Boden gefunden werden, ohne daß von dem ehemaligen Vorhandensein von Wäldern etwas bekannt wäre. Die Eingebornen graben das Harz aus, und es soll nach Scherzer die sämtliche Handelsware auf diesem Wege gesammelt und von lebenden Bäumen nichts genommen werden. Diese Sorte, von der immerhin ansehnliche Massen nach England verschifft werden, hat mit der ostindischen keine Ähnlichkeit, besteht aus unregelmäßigen, oft kopfgroßen Stücken, ist blaßgelb, bräunlich, grünlich, durchscheinend, in Weingeist und Terpentinöl unlöslich. Durch Schmelzen, wobei das Harz prasselt und weiße Dämpfe ausstößt, wird es in der Färbung dunkler und dahin verändert, daß es sich in Terpentinöl und andern ätherischen Ölen leicht löst. Das ostindische D. zu vertreten ist das australische schon durch seine Farbigkeit ungeeignet; es dient zu dunklern Firnissen. - D. ist zollfrei. Dammarlack: S. Tarif im Anh. Nr. 5 a.

Darmsaiten; aus zugerichteten Tierdärmen zusammengedrehte Schnüre; sie werden, wenn sie nur für Spinnräder, Drehbänke und zu anderm technischen Gebrauch dienen sollen, meistens von Seilern und Fleischern gemacht und kommen, hier nicht weiter in Betracht. Für die musikalischen Saiten, besonders zur Violine, war in frühern Zeiten bekanntlich Italien das erste Bezugsland,