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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Fries; Frisoletband; Fruchtäther; Fruchtsäfte; Fuchsfelle

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Fries - Fuchsfelle

und zusammenziehend bitterlichen Geschmack und diente als Brustthee, besonders aber zur Bereitung eines früher offizinellen Sirups, Syrupus capillorum veneris, der in Frankreich als Sirop capillaire als Zuthat zu Zuckerwasser sehr beliebt, aber gewöhnlich nachgemacht ist. - Zollfrei.

Fries, Flaus; frz. frise; engl. coating; ist ein grobes und starkes, nicht sehr fest geschlagenes und nur wenig gewalktes Wollenzeug mit langem Haar auf der Oberseite, das glatt und geköpert aus geringer Landwolle und groben Kämmlingen gefertigt wird. Zum Einschlag dient gewöhnlich doppelt so starkes Garn als zur Kette. Die Appretur nach dem Rauhen besteht in Bürsten und Pressen; bessere Sorten werden stärker gewalkt und auch mehr oder weniger geschoren. Die friesartigen Stoffe sind in Länge und Breite wie in Qualität sehr verschieden und werden auch mit verschiednen Namen bezeichnet, wie Coating (Rockstoff), Biber, Kalmuck, Düffel; eine leichte feine ungeköperte und schwach gewalkte Sorte heißt Damenfries (Ladycoating). - Verzollung: Gemäß Zolltarif im Anh. Nr. 41 d 5 α.

Frisoletband, Floretband, ist eine geringere Bandware, die aus Floretseide, teils reiner, teils in Vermischung mit Seide, Baumwolle oder Leinenzwirn auf Bandmühlen mit vielen Gängen gefertigt wird. Es gibt deren sehr verschiedne Sorten in Qualität und Färbung. Die ordinären haben kaum eine Andeutung von Seidenglanz. Eine vielgebrauchte Sorte ist das halb schwarze und halb weiße Einfaßband für Schuhwerk. - Verzollung: Gem. Zolltarif im Anh. Nr. 30 e und f.

Fruchtäther (Fruchtessenzen). Mit diesen Namen bezeichnet man ohne Unterschied gewisse Präparate, welche hauptsächlich aus verschiednen organisch-sauren Ätherarten, teils einzeln, teils in Mischungen, mit anderweitigen Zusätzen versehen und stark mit Weingeist verdünnt bestehen und dazu dienen, die Gerüche und den Geschmack bestimmter Obstsorten wiederzugeben, was sie in der That oft auf das Täuschendste thun, wenn anders die Zusammensetzung richtig getroffen und die Stoffe rein waren. Sie haben sich eine gewisse Wichtigkeit als Fabrikations- und Verbrauchsartikel erworben und finden hauptsächlich in der Likörfabrikation und zu verschiednen Konditoreiwaren, Fruchteis, Fruchtgelées, Fruchtbonbons etc. Verwendung. Gewöhnlich sind die Äther selbt ^[richtig: selbst] zu starkriechend, um den verlangten Geruch und Geschmack ohne weiteres zu geben, und derselbe tritt erst bei starker Verdünnung mit Weingeist hervor. Die hierzu dienlichen Ätherarten gehören teils der Äthyl-, teils der Amylreihe an, entstammen also entweder wie der gewöhnliche Äther dem Alkohol oder aber dem Kartoffelfuselöl. Man bezeichnet sie nach der in ihnen enthaltenen Säure, als Essigsäureäther (Essigäther), Ameisensäure-, Baldriansäure-, Benzoesäure-, Buttersäure-, Önanthsäureäther etc. Diese Benennungen lassen es unentschieden, ob darunter die Äthyl- oder Amyläther zu verstehen sind; man nimmt aber in der Praxis immer das erstere an und charakterisiert die Amyläther besonders, z. B. Buttersäureamyläther oder buttersaures Amyloxyd, Baldriansäureamyläther oder baldriansaures Amyloxyd. Manche dieser F. enthalten bloß einen solchen Äther, während wieder andre Gemische aus mehreren sind, und außerdem auch noch andre Zusätze, namentlich ätherische Öle, organische Säuren (Wein-, Bernsteinsäure), Aldehyd, Glycerin enthalten. Ohne Weingeist werden diese Äther auch Fruchtöle genannt. Die gangbarsten Sorten von F. sind: Ananasäther, Äpfeläther, Birnenäther, Erdbeeräther, Himbeeräther und Pfirsichäther, und werden dieselben je nach Stärke, d. h. nach dem sie mehr oder weniger Weingeist enthalten, mit 4, 8 und 12 M. pro Kilo verkauft. - Übrigens sind unter dem Namen Fruchtäther auch Präparate im Handel, welche gleiche Verwendung wie die vorigen, aber andern Ursprung haben, indem zu ihrer Bereitung die betreffenden Früchte selbst zur Extraktion ihres Aromas benutzt werden, indem man sie mit feinem Spiritus ansetzt und macerieren läßt. - Zoll s. Tarif im Anh. Nr. 5 a.

Fruchtsäfte. Die aus verschiednen saftreichen Früchten ausgepreßten Säfte, die den Geruch und Geschmack derselben in verstärktem Grade besitzen, bilden einen nicht unwesentlichen Handelsartikel, namentlich gilt dies vom Kirschsaft, Himbeersaft, Apfelsinen- und Zitronensaft; ihre Haltbarkeit ist jedoch nur eine beschränkte, daher man sie nicht gern über ein Jahr alt werden läßt. Durch Kochen mit Zucker werden sie haltbarer; solche zuckerhaltige Säfte werden im Handel auch zuweilen Fruchtsäfte genannt, heißen jedoch richtiger Fruchtsirupe. Man verwendet die F. zur Aromatisierung von Konfitüren, Bonbons, Eis, zur Bereitung feiner Liköre etc., sowie auch, mit Wasser gemischt, als kühlendes Getränk. Die ganz dick mit Zucker eingekochten F. heißen Fruchtgelees. - Zoll: F. zum Genuß uneingekocht oder ohne Zuckerzusatz eingekocht s. Tarif im Anh. Nr. 25 p 2; mit Zucker eingekocht Nr. 25 p 1. Eingedickte F. zum Gewerbe- oder Medizinalgebrauch sind zollfrei.

Fuchsfelle bilden einen beträchtlichen Gegenstand des Rauchwarengeschäfts, und es gibt ihrer, je nach Art und Herkunft, Farbe, Feinheit und Dichtheit der Behaarung sehr verschiedne Sorten, teils wohlfeilere Verbrauchswaren in Menge, teils kostbare Seltenheiten. Füchse leben in der nördlichen gemäßigten Zone der Neuen sowol ^[richtig: sowohl] als der Alten Welt und selbst bis in den höchsten eisigen Norden hinauf. Natürlich ändert das Tier in so großer Verbreitung in der Färbung bedeutend ab, ohne seine Fuchsnatur je zu verleugnen. Wie viele wirkliche Arten aus dieser Familie zu machen und was als bloße Spielart zu betrachten sei, darüber sind die Gelehrten nicht einig; der Händler entnimmt seine Bezeichnungen immer aus der Färbung. Der gemeine oder Rotfuchs mit seiner bekannten gelbroten Färbung des Oberkörpers und dem langen buschigen Schwanze ist in der gemäßigten Zone Europas, Asiens und Amerikas überall der häufigste. Das Rot ist bald heller, bald dunkler. Kehle und Bauch sind wie bei fast allen Füchsen weiß, ebenso die Schwanzspitze,