Schnellsuche:

Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Fuchsin; Fuselöle

148

Fuchsin - Fuselöle

haar, also teils weiß, teils bläulich. Als die besten Blaufüchse gelten diejenigen, welche eine dunkle, rein aschgraue Farbe haben, während diejenigen, welche statt dessen ein schmutziges Braun angelegt haben, weit niedriger im Werte stehen. Berichten aus Grönland zufolge, welche die obige Ansicht bestätigen, wäre es dort allgemein der Fall, daß die Tiere Jahr aus Jahr ein dasselbe blaue oder weiße Kleid trügen, dieselben sonderten sich aber nicht nach der Färbung ab, vielmehr werfen weiße Füchsinnen blaue Junge und umgekehrt. - Bei jeder Färbung ist aber der Winterpelz viel dichter, weicher und langhaariger als der Sommerpelz. Nach russischen Angaben sind die Jungen kurzhaarig und rötlichgelb oder schwärzlich. Im Alter von 3 Monaten hären sie sich zum erstenmal; ihr abgetragenes Kleid sieht nun auf dem Rücken graugelb mit schwarz untermischt aus und in diesem Stadium heißen sie bei den Russen Norniki. Im September sind die Sommerhaare meistens schon abgestoßen und weiße Winterhaare dafür gewachsen, nur der Rücken ist noch schwärzlich braun und ebenso ein über die Schultern reichender Querstreif. Im November hat sich das Kreuz auch verloren und das Tier ist ganz weiß, aber noch nicht langhaarig, indem das Haar seine volle Länge erst im Dezember erreicht, wo dann das Fell am wertvollsten ist. Im nächsten Frühjahr beginnt das Tier denselben Kreislauf des Farbenwechsels vom Nornik an von neuem. Die Polarfüchse werden von allen Reisenden als sehr zudringliche und wenig schlaue Gäste geschildert, die leicht in jede Art von Falle gehen. Die schönsten und größten Blaufuchsfelle liefert das russische Gouvernement Archangel am Weißen Meere, nächstdem die Labradorküste und die nördlich von Amerika gelegenen Inseln, dann Grönland und Island, das letztere jedoch nur eine geringere Qualität mit grobem Haar. Blaufuchsfelle werden mit 30-100 Mk. per Stück bezahlt, wogegen der Preis der weißen sich zwischen 5-18 Mk. zu drehen pflegt. Letztere kommen natürlich aus denselben Gegenden, doch rangieren sich diese hinsichtlich der Qualität anders und es kommen die besten von Amerika (Labrador und Ruppertsland), die geringem aus Asien, Rußland, Grönland und Island. In Grönland werden jährlich 1-3000 Polarfüchse gefangen, darunter ⅔ blaue. Harte Winter veranlassen eine größere Zufuhr an weißen Fellen als gelinde, weil sich die Tiere in erstem weiter südlich ziehen als sonst und damit mehr in das Bereich von Jägern kommen. Diese nordischen Felle geben ein feines leichtes und warmes Pelzwerk, das zu Pelzfuttern, die dunkelfarbigen auch zu Kragen u. dgl. in Rußland und Polen, der Türkei etc. viel getragen wird. Pelze mit weißem Fuchsfutter sind besonders ein von türkischen Frauen vielbegehrter Gegenstand. - Zoll: F. sind zollfrei; Waren daraus gem. Tarif im Anh. Nr. 28 a bezw. 28 b.

Fuchsin (Anilinrot); einer der wichtigsten Teerfarbstoffe, läßt sich auf verschiedne Weise aus dem rohen Anilinöl (s. d.) bilden; jetzt sind nur noch zwei gebräuchlich, nämlich mittels Arsensäure und mittels Nitrobenzol. Im ersteren Falle wird das Anilin, und zwar das Rohöl mit höherem Toluidingehalte (Rotöl) mittels Arsensäure, auf 120-140° C. erhitzt, wodurch die letztere zu arseniger Säure reduziert und das Anilin und Toluidin in Rosanilin verwandelt werden, indem ein Teil des Sauerstoffs der Arsensäure dem Gemisch aus Toluidin und Anilin Wasserstoff entzieht und Wasser bildet, während der Rest zu Rosanilin zusammentritt. Letzteres bleibt mit der entstandenen arsenigen Säure und etwa vorhandener, noch nicht zersetzter Arsensäure verbunden. Die Masse wird mit siedendem Wasser behandelt und dann mit Salzsäure zersetzt, wobei die arsenige und Arsensäure zum größten Teile abgeschieden werden, während die Salzsäure sich mit dem Rosanilin verbindet und diese Verbindung durch Zusatz von Kochsalz ausgefällt wird. Dies ist das F., welches noch durch Umkristallisieren gereinigt werden muß. Aber auch durch öfter wiederholtes Umkristallisieren läßt sich nicht alles Arsen vollständig entfernen, doch hat man Sorten, die nur 1/1000% davon enthalten. Ein ganz arsenfreies, daher giftfreies F. erhält man nach der Methode, nach welcher eine Mischung von Anilinöl für Rot mit Nitrobenzol und starker Salzsäure in einem Autoclaven auf 190-240° C. erhitzt wird. Hierbei wirkt der Sauerstoff des Nitrobenzols wasserstoffentziehend. Dieses arsenfreie Anilinrot führt jetzt im Handel den besondren Namen Rubin. Das Anilinrot, mag es nun auf die eine oder die andre Weise bereitet sein, bildet prächtig dunkelgrün metallisch glänzende Kristalle, die sich in Wasser mit intensiv roter Farbe lösen; man unterscheidet im Handel große und kleine Kristalle, sowie auch verschiedne Qualitäten, die durch Buchstaben bezeichnet werden; auch hat man es in Teigform. Seiner chemischen Natur nach ist das F. nach Obigem Chlorwasserstoffrosanilin (salzsaures Rosanilin, Rosanilinchlorhydrat); früher wurde es nach andren Methoden bereitet und unter den Namen Magentarot, Solferinorot, Tyralin etc. verkauft. In England ist anstatt des salzsauren das essigsaure Rosanilin (Rosanilinacetat, Roseïn) gebräuchlich; es unterscheidet sich vom F. dadurch, daß es auch in Alkohol leicht löslich ist. Das salpetersaure Rosanilin wird Azalein genannt. Zum Färben von Genußmitteln muß stets giftfreies F., also Rubin, verwendet werden. - Zoll s. Anilinfarben.

Fuselöle. Bei der Gärung zuckerhaltiger Flüssigkeiten entstehen neben Alkohol immer auch kleine Mengen von Nebenprodukten, die man Fuselöle nennt, obschon die meisten derselben ihrer Natur nach keine Öle, sondern ebenfalls als Alkohole anzusehen sind. Wenn auch weniger flüchtig als der Alkohol, gehen sie doch bei der Destillation mit über und erteilen demselben entweder gern gesehene oder mißliebige Eigenschaften, je nachdem sie einen guten oder schlechten Geruch und Geschmack haben. Es sind nämlich diese Nebenprodukte je nach den Stoffen, aus welchen Branntwein destilliert wird, in ihrem Wesen sehr verschieden, und darum hat auch von den verschiednen Branntweinarten - Rum, Kognak, Korn-, Kartoffelbranntwein etc. -